Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

218 Zoll- und Kommerzial-Stempelamt und auch selbst das Kreisamt füglich im ehemali- gen Dominikanerkloster untergebracht werden könnten. Weinstabl erklärte sich bereit das Gebäude um 24.000 fl. zu Staatszwecken ab- zutreten oder auf 3 Jahre zu vermieten. Nach dem Gutachten der Baudirektion war es wert 17.890 fl. 29 kr. Mit Hofdekret vom 3. März 1808 wurde der Regierung befohlen die Geltendma- chung des dem Religionsfond „unzweifelhaft" zustehenden Wiederkaufsrechtes dem Linzer Advokaten Georg Preuer zu übertragen; ein weiteres Hofdekret ordnete an statt des Preuer einen anderen Advokaten zu wählen. Dr. Pflügl wurde Vertreter des Religionsfonds und dieser sachfällig durch zwei gleichlautende gerichtliche Urteile, wovon die Regierung unter dem 18. Februar 1814 die Hofkanzlei verständigte. Aus der Weinstablischen Nachkommenschaft kam das ehemalige Dominikaner- kloster durch Kaufvertrag vom 19. Dezember 1859 um 28.000 fl. an Josef und Maria Landsiedl, dann an Anton Landsiedl, von diesem 1892 an Anton Dorn, Weinhändler. Einen Rest alter Klosterherrlichkeit zeigt ein zu ebener Erde gegen die Enns zu gelegener Weinkeller, das ehemalige Refektorium: reiche Stuckatur, im Deckenge- wölbe 3 Freskobilder. An der ehemaligen Dominikanerkirche verblieben 8 Priester zum Messelesen und Beichthören; an Sonn- und Feiertagen wurden nachmittags Litaneien mit sakra- mentalem Segen gehalten. 1786 hatte die Bürgerschaft eine Orgel für die Kirche ge- widmet. Die Kirche der Dominikaner wurde in den Franzosenkriegen als Heumagazin benützt, aber immer wieder dem Gottesdienst zurückgegeben. Die Messen wur- den von Weltpriestern gelesen. 1865 wurde die Kirche den Jesuiten zur Benützung überlassen. Diese richteten sich in dem hinter dem Hochaltar gelegenen Chor und in den Seitenoratorien mehrere Zellen zurecht, legten auf der Evangelienseite in Fortsetzung der alten zum Chor führenden Stiege eine neue an, die entsprechend der alten hölzernen (auf der Epistelseite) in das obere Kirchenstockwerk empor- steigt, zu ebener Erde richteten sie ein Refektorium und eine Küche zu; der Ein- gang in dieses „Missionshaus" muss durch die Kirche zu beiden Seiten des Hoch- altars genommen werden! Am 23. April 1865 um 8 Uhr morgens wurde die erste hl. Messe von den Jesu- iten in der Dominikanerkirche gelesen, am 24. April bezogen sie (2 Priester, 1 Bru- der) ihre Wohnung. Am 27. April 1865, als zum ersten Mal das Fest des sel. Petrus Canisius gefeiert wurde, übergab der Stadtpfarrer Zweithurn in Gegenwart zweier Zeugen die Verwaltung der Kirche an den Pater Anton Schwitzer, der als Prokura- tor der Provinz die Einführung der Jesuiten leitete. Dieser Akt wurde aber von der Regierung nicht genehmigt: die Verwaltung der Exdominikanerkirche ist beim Stadtpfarramt verblieben, Eigentümer der Religionsfond; die Jesuiten haben die Besorgung, Ausschmückung der Kirche im Inneren zu bestreiten, auch die Zurich- tungen in ihrer Wohnung.

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