OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

124 Veduten. Eine Reihe ganz vorzüglicher Ölgemälde, begleitet von Aquarell und Graphik, zeugt von der nie ermüdenden Arbeitskraft und Schöpferfreude der oberösterreichischen Künstlerschaft.“119 Während sie andere Künstler, mit lobenden Adjektiven charakterisiert, rasch aufzählt, verweilt sie außer bei Leo Adler, den sie als Höhepunkt der Ausstellung empfindet, nur bei Franta ausführlich: „H. Franta steht heute schon an der Schwelle vom rein Dekorativen, das seine früheren Bilder fast gänzlich beherrschte – es gibt dafür noch Beispiele in der gegenwärtigen Ausstellung – und allzu leicht in plakatmäßige Wirkung fallen ließ, zu vertiefterem Ausdruck, wie ihn das Bild „Samojeden-Fetisch“ vermittelt. Eigenartige Stimmung klingt in dieser Landschaft auf, über deren niedrigem Horizont riesige Wolkengebilde phantastisch in einen fast schwärzlich-blauen Himmel steigen, unendliche Weiten ziehen in ihren Bann.“120 Neben dem Samojeden-Fetisch zeigte Franta noch weitere sibirische Arbeiten, Lama mit Gebetsfahnen und Schamanenzauber, deren „Exotik“ Hermann Ubell „interessant“ fand.121 Zu dieser Zeit muss Franta in einer modernen, reduzierten Art gearbeitet haben, was Erna Kloucek vom Morgenblatt als plakathaft empfand und Ubell starken, dekorativen Note beherrscht werden, ohne daß darüber der Natur irgendwie Gewalt angetan würde“, „gute Akte und Köpfe“ sowie „Landschaftsaquarelle und Linolschnitte, in denen er allerlei absonderliche Effekte in der Natur aufsucht“.114 Es sei bemerkt, dass Hermann Ubell, der Franta ja bereits aus vorangehenden Ausstellungen kannte, dessen Namen in beiden seiner Kritiken falsch zitiert; ihn einmal „Karl Franta“, andernorts „Fanta“ nennt. Leo Adler und Franz-Xaver Weidinger sind die einzigen Künstler, denen der Kritiker „kraftvollen Schwung“ und „innere Größe“ zusprach, ansonsten fiel sein Urteil recht verhalten aus.115 Im September 1932 wurde Franta am Bundesgymnasium nicht mehr weiter als Hilfslehrer für Handarbeiten beschäftigt, da er immer noch nicht geprüft war. Er hatte sich zwar bislang „bestens bewährt“, doch auch die „besondere Kenntnis des Skifahrens“ half ihm nicht, sich gegen die zehn Konkurrenten zu behaupten.116 In der Folge bemühte sich Franta vergeblich um eine Teilzeitstelle als Hilfslehrer für Zeichnen an der Bundesrealschule. Als „Teilgeprüfter“ konnte er sich nicht gegen die anderen acht Bewerber durchsetzen, außerdem fehlte ihm als Einzigem das verpflichtende Probejahr.117 Im Dezember 1932 fand die erste Ausstellung des Oberösterreichischen Kunstvereins statt, bei der elektrisches Licht verwendet und somit die Besichtigung bis 19 Uhr ermöglicht wurde.118 Die Kritikerin Erna Kloucek war begeistert von der Fülle des Gebotenen: „Es wechseln in reicher Auswahl Landschaft, Blumenstilleben und Porträt mit dem Tierstück, Städtebildern und 114 Tages-Post Nr. 275, 28. 11. 1931, S. 7; Tages-Post Nr. 293, 21. 12. 1931, S. 3 115 Tages-Post Nr. 293, 21. 12. 1931, S. 3 116 ÖStA, Abtlg. AVA FHKA, Bestand U-Abtlg., Faszikel 1788 (1932: Linz, BG, Andrea Harsch, aushilfsweise Inverwendungnahme) 117 ÖStA, Abtlg. AVA FHKA, Bestand U-Abtlg., Faszikel 1782 (1932: OÖ, Bundesmittelschulen, Sicherstellung des Lehrerbedarfes für 1932/33) 118 Tages-Post Nr. 286, 13. 12. 1932, S. 2 119 Morgenblatt Nr. 286, 13. 12. 1932, S. 10 120 Ibid. 121 Tages-Post Nr. 286, 13. 12. 1932, S. 3

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