OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

102 Fischer-Colbrie, fehlte beispielsweise bloß drei Stunden. Dieser Umstand ist allerdings nicht verwunderlich, denn Franta unterstützte seine Mutter tatkräftig darin, den Unterhalt aufzubringen, indem er beispielsweise für zwei Kreuzer am Tag in der Linzer Martinskirche ministrierte oder im Hof der Schlosskaserne Tennisbälle „klaubte“. Im Winter sammelte er im Kürnberger Wald Holz, damit die Mutter kochen und heizen konnte.22 In der achten Klasse bekam Franta ein „Sehr gut“ in Freihandzeichnen, das er als einziger in seiner Schulstufe besuchte, und Turnen; „Gut“ in Religionslehre, Deutsch, Griechisch und Philosophischer Propädeutik; „Genügend“ in Latein, Geographie, Geschichte und Bürgerkunde, Mathematik und Physik. Die schriftliche Reifeprüfung legte er in Deutsch, Latein und Griechisch ab, wofür er die Noten „Gut“, „Genügend“ und „Gut“ erhielt; die mündliche in Deutsch, Griechisch, Vaterlandskunde und Mathematik.23 tige Schüler bereitgestellt wurden. Es ist anzunehmen, dass Hans Franta, der in späteren Jahren dem Linzer Klub „Ister“ angehören sollte, schon in seiner Schulzeit den Rudersport aufgriff. Außerdem stellten die oberösterreichischen Wandervereine den Schülern ihre Hütten zur Verfügung, sodass viele Jugendliche ihre Ferien auf dem Land verbringen konnten. Die Leitung des Staatsgymnasiums war darum bemüht, die Pflichtgegenstände auf den Vormittag zu beschränken, wodurch der Nachmittag den Freifächern vorbehalten blieb. Die anfänglichen 25 Wochenstunden wurden im Lauf der Jahre allmählich auf bis zu 29 Unterrichtsstunden gesteigert. In der ersten Klasse wurden katholische Religion, Geographie, Naturgeschichte, Latein, Deutsch, Mathematik, Turnen und Kalligraphie gelehrt, ab der zweiten Klasse kam Geschichte, ab der dritten Griechisch, in der vierten Physik und schließlich philosophische Propädeutik hinzu. Franta erinnerte sich später liebevoll daran, dass seine Mutter ihm zuliebe gelernt hatte, Griechisch zu lesen, um ihn „Vokabeln abfragen zu können.“20 Wie den wenigen erhaltenen Schuldokumenten, dem Klassenbuch sowie dem Nationale der Reifeprüfungen aus dem Schuljahr 1912/1913 zu entnehmen ist, war Hans Frantas Schulerfolg – zumindest in den höheren Klassen – mäßig. Er musste die siebte Klasse wiederholen, die achte beendete er mit gutem Erfolg, was nach dem heutigen System der Schulnote Drei entspricht. Auffallend ist die im Vergleich mit seinen Schulkollegen hohe Anzahl an Fehlstunden in diesem Schuljahr, nämlich 32.21 Sein Klassenkamerad, der spätere Dichter Arthur 20 Hans Franta in: „Hans Franta zum 84. Geburtstag“ 21 Staatsgymnasium Spittelwiese, Jahreszeugnis 1913 22 Hans Franta in: „Hans Franta zum 84. Geburtstag“ 23 Mündlich wurde Franta in Griechisch zu Herod. II. 8b befragt; in Vaterlandskunde zum Flussnetz der Sudetenländer und der Zeit der Luxemburger; in Deutsch zu Anzengrubers ‚Der Meineidbauer‘. Schriftlich musste er Seneca (de ira, III 165) und Hesiod (109-149, Die Weltalter) übersetzen; in Deutsch standen die Themen ‚Zu welchen Zeiten und in welcher Weise hat die Literatur des Auslandes auf die deutsche Dichtung Einfluss geübt?‘, Horaz: ‚Nil mortalibus ardui est‘ oder ‚Weltverkehr und Heimatgefühl‘ zur Auswahl. Staatsgymnasium Spittelwiese, Protokoll über die Reifeprüfung vom 15. Juli 1913; „62. Jahresbericht des K.K. Staats-Gymnasiums zu Linz über das Schuljahr 1913“, S. 50

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