OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

103 Kurs kamen „Übungen im Ornamentzeichnen nach Entwürfen des Lehrers an der Tafel“, ferner nach farblosen und polychromen Musterblättern, Studien nach plastischen Ornamenten und fortgesetzte perspektivische Darstellungen geeigneter technischer Objekte von der Kontur angefangen bis zur vollendeten Schattierung unter Handhabung von Bleistift, Kreide und Pinsel; Konturen des menschlichen Kopfes in verschiedenen Stellungen; gelegentliche Belehrungen über Naturwahrheit“ sowie „einfache ornamentale Kompositionsübungen“ und „Studien landschaftlicher Schönheit im Freien (Skizzierausflüge)“ hinzu. Das Lehrmittelkabinett verfügte über eine umfangreiche Sammlung verschiedener Vorlagen, die von ausgestopften Vögeln über Papp-, Ton- und Gipsmodelle bis zu Totenmasken reichten.27 Die ausgesprochen umfangreiche Schulbildung am Linzer Staatsgymnasium war für Hans Franta von unschätzWie lange Hans Franta „Freihandzeichnen“ belegte, das neben Französisch, Gesang und Stenographie lediglich als Freigegenstand in vier Aufbaukursen unterrichtet wurde, ist unbekannt.24 In jedem Fall war er hier an gute Noten gewöhnt, denn als ihm die nur halb gelungene Zeichnung eines Hasen eine Drei einbrachte, wurde ihm das Fach für einige Zeit verleidet.25 Karl Meßmer, Karl Feuscher und Franz Kuna waren nacheinander für die Kunsterziehung am Staatsgymnasium Spittelwiese zuständig, im Herbst 1910, als Franta die 7. Klasse besuchte, wurde diese Verantwortung dann dem k. k. Professor Franz Ludwig übertragen. Von ihmwissen wir, dass er Hans Franta ob dessen Talents förderte und ihn in seinemVorhaben bestärkte, der Schullaufbahn ein Kunststudium anzuschließen. Ein 1911 entstandenes pointillistisches Pastell Frantas, An der Donau, sollte Jahre später einem Kritiker zur Grundlage für die Vermutung dienen, „daß der junge Künstler in der damaligen Provinzstadt einem zeitgenössischen Stil huldigte, ohne vielleicht zu wissen, wie nahe er dem französischen Spätimpressionismus stand.“26 Der erste Zeichenkurs bestand aus „Anschauungslehre, Zeichnen ebener geometrischer Gebilde aus freier Hand nach Vorzeichnungen des Lehrers an der Tafel, begleitet mit kurzen, zum Verständnisse notwendigen Erklärungen unter besonderer Berücksichtigung des Zeichnens gebogener Linien“, im zweiten Jahr standen auf dem Unterrichtsplan „einleitende Erklärungen aus der Perspektive an der Hand der Apparate, Zeichnen nach Draht- und Holzmodellen, Übungen im Ornamentzeichnen nach Vorlagen und Entwürfen des Lehrers an der Tafel“, im dritten und vierten 24 1909 wurde es dann als Pflichtfach für die ersten Klassen mit drei Stunden wöchentlich eingeführt 25 Ungewöhnliche Abenteuer des Linzer Malers Hans Franta in: Nachrichten für den Sonntag Nr. 39, 25. 9. 1965, S. 4 26 Das Bild, das 1913 im Rahmen des OÖ Kunstvereins ausgestellt wurde, ging 1976 in den Besitz der Neuen Galerie über und befindet sich heute im Kunstmuseum Lentos. OÖ Kulturbericht I/2, 2. 7. 1976 27 1913 zählte die Sammlung: 14 Vorlagewerke mit 842 Blättern, 23 Bücher, 2 Bände gepresster Blätter, 5 Apparate, 2 Drahtmodelle, 200 Holzmodelle, 127 Gipsmodelle, 24 Tonmodelle, 40 Modelle aus Pappe, 2 Teller, 11 farbige Glas- und 6 Tongefäße, 5 Muscheln, 9 Tonfliesen, 17 Vögel, 21 Schmetterlinge, 3 Säugetiere, 13 Werkzeuge, 33 Flachmodelle, 18 Formen, 1 Pflanzenmodell, 538 Modelle für das gegenständliche Zeichnen, 4 Köpfe und 6 Totenmasken. „62. Jahresbericht des K.K. Staats-Gymnasiums zu Linz über das Schuljahr 1913“, S. 44

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2