OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

101 gen, die bei den unbemittelten Schülern unentgeltlich durchgeführt wurden. Vor allem aber wurde eine Vielzahl von sportlichen Aktivitäten wie Tennis, Eislaufen, Rodeln, Eisschießen, Skilaufen, Radfahren, Rudern, Reiten, Fechten und Schwimmen angeboten, wobei gewisse Kontingente an Freikarten für bedürfDen Zugang zum Gymnasium hatte Franta nicht zuletzt demUmstand zu verdanken, dass die Schule über ein ausgedehntes Unterstützungswesen verfügte. Aus seinen Schulakten wissen wir, dass er zumindest teilweise von den Schulgeldzahlungen befreit war. Offenbar lernte an oberösterreichischen Mittelschulen ein „verhältnismäßig hoher Prozentsatz mittelloser, zum Teil sehr armer Schüler“.12 Für sie konnte das Schulgeld zur Hälfte bis gänzlich erlassen bzw. der jährliche Lehrmittelbeitrag herabgesetzt werden.13 Außerdem standen staatliche Stipendien zur Verfügung, um die sich Antonia Franta vergeblich bemühte.14 Der schuleigene Unterstützungsverein stellte den Schülern zudem bei Bedarf Bargeld „für Wohnung, Kosttage und Krankenkosten“ sowie warme Kleidung zur Verfügung.15 Einige „gutherzige, edelsinnige“ Privatleute gewährten sogenannte Freitische; dank einer Armenbibliothek konnten Lehrbücher und Atlanten kostenlos verteilt werden.16 Das Staatsgymnasium fiel im Landesvergleich durch „recht gutes Betragen“ seiner Schüler auf, der Jahreshauptbericht von 1908 erwähnt, „der Stand der Zucht“ sei „ein recht guter gewesen“.17 „Religiosität, Patriotismus, loyal-dynamisches Gefühl und Sittlichkeit“ wurden als Werte kultiviert, Verstöße wurden in leichteren Fällen durch „Konferenzrügen“, in schwereren mit Karzerstrafen geahndet.18 Aber auch „mangelnder Fleiß, Unordnung, Keckheit, Ungehorsam und Rohheit gegen Mitschüler“ wurden bestraft. Seltener waren z. B. Fälle von „Nachtschwärmerei“, Diebstahl oder schlechtem Benehmen dem Lehrpersonal gegenüber.19 Die Schule legte großen Wert auf ärztlicheundzahnärztlicheUntersuchun12 ÖStA, AVA FHKA, U-Abtlg., Faszikel 1781 (Landesschulrat für OÖ, Jahreshauptbericht über die OÖMittelschulen 1906/1907) 13 Die Aufnahmetaxe betrug im September 1905 4 Kronen 20 Heller. Jedes Semester war ein Lehrmittelbeitrag von 4 Kronen und ein Schulgeld von 40 Kronen zu bezahlen, beide Beträge konnten für unbemittelte Schüler um die Hälfte herabgesetzt werden. „54. Jahresbericht des K.K. Staatsgymnasiums zu Linz über das Schuljahr 1905“, S. 72 und 79 14 Hans Franta in: „Hans Franta zum 84. Geburtstag“ 15 Beispielsweise wurden im Schuljahr 1904/1905 insgesamt 97 Schüler vom Unterstützungsverein mit einem Gesamtbetrag von 3716 Kronen bedacht, außerdem verteilte Bürgermeister Gustav Eder 48 Kronen unter acht unbemittelten Schülern der ersten Klasse. „54. Jahresbericht des K.K. Staats-Gymnasiums zu Linz über das Schuljahr 1905“, S. 50 16 ÖStA, AVA FHKA, U-Abtlg., Faszikel 1781 (Landesschulrat für OÖ, Jahreshauptbericht über die OÖMittelschulen 1906/1907) 17 Ibid. 18 Im Schuljahr 1907/1908 wurden beispielsweise 29 Karzerstrafen über 1½ bis 4 Stunden verhängt. Nur in 2 Fällen mussten die Schüler länger büßen; in Folge eines ‚nächtlichen Exzesses‘ 12 Stunden, wegen Verspottung eines Lehrers 16 Stunden. ÖStA, AVA FHKA, U-Abtlg., Faszikel 1781 (Landesschulrat für OÖ, Jahreshauptbericht über die OÖMittelschulen 1907/1908) 19 Besonders beunruhigend waren die Vorkommnisse im Schuljahr 1909/1910. Es gab einen Selbstmordversuch, eine ‚lärmreiche Szene‘ in der achten Klasse und eine Studentenverbindung wurde aufgedeckt. Bereits ein Jahr zuvor hatte eine Schülerdemonstration für Aufregung gesorgt. ÖStA, AVA FHKA, U-Abtlg., Faszikel 1781 (Landesschulrat für OÖ, Jahreshauptbericht über den Stand des Mittelschulwesens in OÖ 1909/1910)

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