OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

135 werk folgten als nächste Innovation die Speicherkraftwerke St. Wolfgang Dittlbach I (1904), Dittlbach II (1906) und vor allemOffensee I (1908) sowie Offensee II (1909). Die Anlage beim Schwarzensee (1909) rundete die Bautenserie ab, der sich dann – als das nachhaltigste, aber auch langwierigste Vorhaben – jenes der Gosaukraftwerke anschloss. In diese stürmischen Wachstumsjahre fiel auch die Einrichtung des ersten Verbundes, als 1907 vom Traunfallkraftwerk eine 10 KV-Leitung zumWerk nach St. Wolfgang gelegt wurde. Der energische Expansionskurs bedingte die simultane Betreuung der zahlreichen Projekte; während eines in der Planungsphase stand, war ein anderes in der Bewilligungsphase, ein drittes in der Bauphase. Vision und Realisierung der Gosauwerke Zeitgleich mit den Plänen für das Flusskraftwerk Stern & Hafferls am Traunfall lagen zwei konkurrierende Projekte zur Nutzung des Gosaubaches vor. Das eine, von dem Linzer Bauingenieur und Stadtbaumeister Rudolf Urbanitzky erarbeitet, besaß visionäre Dimension: ein Kraftwerk in der Gosaumühle, wobei in der unmittelbaren Umgebung energieintensive Industrie angesiedelt und so die schon seit Jahren diskutierte Gosaubahn mitbetrieben werden sollte: „Ingenieur Rudolf Urbanitzky in Linz hat bei der k.k. Bezirkshauptmannschaft Gmunden unter Vorlage der Detailpläne um die Bewilligung zur Errichtung einer Wasserwerksanlage am Gosaubache zur Erzeugung elektrischer Kraft einerseits für die Fabrikation schon längst mit der Idee vertraut, eine ordentliche Ortsbeleuchtung einzuführen, und zwar die elektrische. Eine derartige Anlage in eigener Regie zu bauen, geht aber aus mehrfachen Gründen nicht, denn die Gemeinde besitzt erstens einmal nahezu kein Grundeigentum, alles ist hier salinen- oder forstärarisch. Zweitens mangelt es an einer entsprechenden Wasserkraft. Überall muss erst Grund- und Wasserrecht vom Ärar erbeten werden. Zwar gibt es bereits in Ebensee nicht weniger als sieben elektrische Licht- und Kraftanlagen. Es kann wohl nicht verschwiegen werden, dass in einigen Beleuchtungsanlagen den Maschinen gar zu viel zugemutet wird, daher sie einen geringeren Lichteffekt erzeugen, als man wohl mit voller Berechtigung erwartet hätte. Wenn Glühlampen rötlich leuchten, so taugen sie nicht mehr als die Petroleumlampen. Also, weg mit solch teurem und doch unzulänglichem Zeug! Nun aber ist die Möglichkeit, eine elektrische Ortsbeleuchtung einzuführen, bedeutend näher gerückt, indem die Firma „Stern und Hafferl“ vom Elektrizitätswerk Traunfall die Gemeinde Ebensee eingeladen hat, sich über ein derartiges Project zu äußern. Da diese Firma ihr Kabel bereits nach Traunkirchen leiten wird, ist es doch ein leichtes, dasselbe bis Ebensee fortzuführen und unseren Ort mit so viel Kraft zu versorgen, dass nicht nur eine entsprechende Ortsbeleuchtung möglich ist, sondern dass auch andere Betriebe, wie z. B. der in der Sodafabrik, Uhrenfabrik etc., von der Firma mit Strom versorgt werden …Außerdem dürfte das Elektrizitätswerk am Traunfall den Strom so billig oder eventuell sogar billiger abgeben, als diese Werke ihn selber erzeugen könnten.“9 An Stern & Hafferl führte kein Weg mehr vorbei, energisch ging die Firma daran, sich die Hoheit im Energiesektor zu erarbeiten. Mit dem 1901 errichteten Traunfall-Kraftwerk in Roitham griff das Unternehmen erstmals die mehr als 10 Jahre alten Überlegungen zur Nutzung der Traun auf. Dem ersten Laufkraft- 9 Ischler Wochenblatt, 18. Jänner 1903.

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