OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

124 cher konkreten Quellen diese Argumentation (vermeintlich) gestützt wird. Es ging mir darum, zu erheben, in welchem Maß AutorInnen von Büchern, die neodruidisches Neuheidentum beschreiben (und damit verkaufen), archäologische Quellen für die Schaffung ihrer Traditionslinien benutzen. Dazu wurde eine qualitative Inhaltsanalyse12 an zehn ausgewählten Publikationen13 durchgekonkrete Form zu geben. Huttons Untersuchungen machen deutlich, dass Gardner nicht völlig aus dem Nichts etwas schuf, das es vorher nicht gegeben hatte. Ganz im Gegenteil baute er, wie auch die Gründer des keltisch ausgerichteten Neodruidentums, auf einem „esoterischen Geist“ auf, der sich spätestens seit dem 19. Jahrhundert und vor allem in Großbritannien entwickelt hatte.9 Heutige Wicca sehen sich häufig als ErbInnen jener Menschen, die von der Inquisition verfolgt wurden.10 Ihrer Ansicht nach reicht die Hexenreligion aber noch viel weiter zurück.11 Nachdem sie ihre eigene Religion in wesentlichen Teilen als schamanisch betrachten, ziehen sie ihre Traditionsstränge häufig bis ins Paläolithikum zurück, zu Höhlenmalereien und Statuetten, die auch von der Prähistorischen Archäologie durchaus als mögliche Belege für urgeschichtlichen Schamanismus gewertet werden (Leskovar 2009, 136). Der wesentliche Punkt für Wicca ist jedoch die (aus meiner Sicht eingebildete) Kontinuität einer konkreten (Hexen-)Religion von der Altsteinzeit bis zum Beginn des Christentums, die im Untergrund durch sämtliche christlichen Jahrhunderte bis heute wirkte. Auchdie historische Entwicklung der sogenannten Neodruiden (der dritten großen von mir untersuchten Gruppe) wurde von Ronald Hutton analysiert; für sie konnte ebenfalls zweifelsfrei eine Entstehung im 19. und 20. Jahrhundert nachgewiesen werden. Das hindert praktizierende Neodruiden, bzw. die AutorInnen der einschlägigen Literatur, nicht daran, in ihrer Religion die Fortsetzung der Glaubensvorstellungen von Druiden und Kelten zu sehen. Mich hat nun die Frage interessiert, anhand wel9 Hutton analysiert vor allem die einschlägige Literatur von James Frazer, Robert Ranke Graves, Margaret Murray, Aleister Crowley etc., die alle in der einen oder anderen Art ihren inhaltlichen Teil zum Gesamtgebäude „Neuheidentum“ beitrugen (Hutton 2001, S. 136 ff., S. 171 ff.). 10 Sie betrachten somit die Verurteilten rückwirkend als schuldig im Sinne der Anklage: nämlich als praktizierende Hexen. Selbst wenn sie dies naturgemäß positiv werten, weil sie sich selbst als Hexen sehen, halte ich diese Denkweise für höchst problematisch, gibt sie doch den Verfolgern im Nachhinein fast recht. 11 Coven Tanita Pan 2002. 12 Zur Methode siehe Mayring 2003. 13 Doris Benz, Ben Schreger, Kelten, Kulte, Anderswelten. Auf Spurensuche: Schwarzwald – Elsass – Schwäbische Alb – Oberschwaben. Unterweitersdorf 2002. Philipp Carr-Gomm, Die Weisheit der Druiden. Eine Einführung in die keltische Spiritualität. Stuttgart 2004. Tom Cowan, Die Schamanen von Avalon. Reisen in die Anderswelt der Kelten. Kreuzlingen, München 1998. John O´Donohue, Anam Ċara. Das Buch der keltischen Weisheit. München 61999. Momo Edel, Bertram Wallrath, Götter, Barden & Druiden. Die Kelten – Europas spirituelle Kindheit. München 2000. Holger Kalweit, Das Totenbuch der Kelten. Das Bündnis zwischen Anderswelt und Erde. Aarau 2002. Caitlín und John Matthews, Das große Handbuch der keltischen Weisheit. München 1999. Steve Rabey, Das Wissen der Kelten. Düsseldorf 2002. Francesca de Grandis, Die Macht der Göttin ist in dir. Selbstheilung, persönliches Wachstum und Sinnlichkeit durch keltische Feen-Magie. München 2000. Manfred Böckl, Die Botschaft der Druiden. Weisheit aus der Anderswelt. Saarbrücken 2004.

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