OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

218 Mit dem Ausbau ging eine stete, wenngleich moderate, Steigerung der Hörerzahlen einher. Waren es 1928 nicht mehr als 10.000, zählte man bei Eröffnung des neuen Senders knapp 46.000, und im April 1937 rund 52.000 Teilnehmer. Die Auslöschung Beim Treffen am Obersalzberg im Februar 1938 hatte Adolf Hitler Bundeskanzler Schuschnigg weitreichende Zugeständnisse vor allem hinsichtlich der Einbindung von Nationalsozialisten in die österreichische Regierung aufoktroyiert. In „logischer“ Konsequenz hielt am 5. März der neue Innenminister Arthur Seyß-Inquart im Linzer Redoutensaal vor mehr als fünfhundert oberösterreichischen NS-Führern eine unmissverständliche Ansprache zum künftigen Weg des Landes. Es war dies die erste Rede eines hochrangigen österreichischen Nationalsozialisten, die über den Linzer Sender bundesweit im Rundfunk übertragen wurde.23 Die „Volksabstimmung für ein eigenständiges Österreich“, mit der Schuschnigg am 13. März dem allgegenwärtigen Anschlussdruck zu begegnen trachtete, wurde vom Rundfunk bereits im Vorfeld nach Kräften propagandistisch unterstützt. Auch für den 11. März hatte man zu diesem Zweck umfassende wusstseinsbildung im eigenen Land für ein eigenständiges, deutsches, christlich geprägtes und ständisch organisiertes Österreich sei das oberste Ziel. Inhaltlich zeichneten sich die Eigenproduktionen durch bunte Vielfalt aus, von musikalischen und literarischen, volkskundlichen, volkstümlichen oder unterhaltenden Sendungen über wissenschaftliche Vorträge und aktuelle Berichte bis hin zu Übertragungen aus allen Landesteilen sowie Beiträgen des Landwirtschaftsfunks. Nicht fehlen durften der Veranstaltungskalender der Vaterländischen Front und der Wochenbericht der Kulturorganisation der VF „Neues Leben“. Insgesamt wurden 1937 genau 254 Sendungen selbstständig produziert, wobei jene, die auf Anregung sowie unter Mitarbeit der Linzer Station Aufnahme in das Wiener Programm fanden, nicht berücksichtigt sind. 26 Sendungen waren „ernsten“ musikalischen, 35 volkstümlichen Charakters. Dazu kamen 35 Vorträge, 23 literarische und 8 aktuelle Sendungen. 25 Sendungen wurden von allen österreichischen Stationen gebracht. Neben arrivierten Ausführenden und Werken bedeutender verstorbener Kulturexponenten kamen auch Nachwuchskräfte und zeitgenössische Kulturschaffende ins mediale Rampenlicht. Auf musikalischem Sektor herausragend waren die Übertragungen des Bruckner-Festes 1937 in Linz mit den Wiener Philharmonikern und Symphonikern. Diese Konzerte wurden z. T. ebenfalls von allen österreichischen Sendern (in drei Fällen auch von ausländischen Stationen wie New York, England, Amsterdam und Monte Ceneri bzw. Beromünster/jeweils Schweiz) übernommen.22 22 Klimesch, Linzer Sender 1937, 52 f. Der Sender Monte Ceneri war für den italienischsprachigen, Beromünster für den deutschsprachigen Teil der Schweiz bestimmt. Überhaupt war die Schweiz, infolge der praktisch abgebrochenen Beziehungen zu Deutschland, wichtigster Auslandspartner des österreichischen Rundfunks. 23 Tagespost Nr. 54, 7. 3. 1938, 1.

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