OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

217 ßer dem steiermärkischen der einzige im Bundesgebiet, der regelmäßig und in nennenswertem Umfang Eigenproduktionen brachte. Mit 1. Jänner 1935 übernahm der bisherige technische Chef, Dipl.-Ing. Alfred Klimesch, die Gesamtleitung. Klimesch, weltanschaulich dem konservativen Lager nahestehend und das Vertrauen Gleißners genießend, definierte die übergeordnete Zielsetzung der Rundfunkstation wie folgt: „Aufgabe des Landessenders ist es, den schaffenden und ausübenden Künstlern Oberösterreichs auf allen Gebieten der Musik, Literatur und bildenden Kunst Gelegenheit zu geben, vor der breitesten Öffentlichkeit Proben ihres Schaffens und Könnens zu geben. Oberösterreichs Eigenart, Brauchtum und Sitte, uraltes Volks- und Kulturgut soll er hinaussenden zu allen Freunden und Hütern der Heimat, Volkeigenes pflegen und vor fremden Einflüssen schützen“.20 Wie exakt dieser Anspruch den politischkonservativen Geist jener Jahre widerspiegelte, das zeigen die Ausführungen des bundesstaatlichen Volksbildungsreferenten und Kulturreferenten der Vaterländischen Front, Adalbert Depiny. Die Volksbildungsarbeit, wie sie auch durch die Eigenproduktionen des Linzer Senders geleistet werde, habe angesichts der „ernsten und entscheidenden Zeit“ die „große vaterländische Aufgabe“ der Pflege einer gesunden österreichischen Gesinnung und eines „richtigen Volksbewußtseins.“21 Die BeBeim Festakt in den Redoutensälen deponierte Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner, der Rundfunk müsse Eingang in jedes Heim finden, da er mehr denn je zu den Mitteln zähle, mit denen die „ganze Bevölkerung über die Ziele aufgeklärt werden soll, denen man zustrebt“. Der Linzer Sender sei, so Gleißner, als „wahre geistige Großmacht ein starker Fels im Kampf um die unzerstörbare Freiheit des Vaterlandes, die gesicherte Entwicklung des Volkes und des wahren Friedens“.18 Der neue Linzer Sender benutzte die gleiche Wellenlänge wie der Grazer und war zur Vermeidung von Störungen mit diesem synchronisiert worden. Dank dieser Gemeinsamkeit wurden Eigenproduktionen stets auch vom jeweils anderen Sender ausgestrahlt.19 Nicht nur technisch, auch in der Programmgestaltung nützte man die Gunst der Stunde. Schon ab Juli 1934 war wöchentlich, jeweils am Montagabend, eine Eigensendung zu hören. Der Reigen begann am 9. Juli mit einem Militärmusikkonzert, eine Woche später wurde über die Volksbildung inOberösterreich berichtet, wiederum eine Woche darauf folgte eine Reportage über das obere Mühlviertel und den Ameisberg. Oberösterreichs Sender war damit au18 Harry Slapnicka: Oberösterreich zwischen Bürgerkrieg und Anschluß, 204. Neue freie Presse, 27. 1. 1936, 3. 19 Alfred Klimesch: Linzer Sender. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1936, Linz 1937, 44–47. 20 Alfred Klimesch: Linzer Sender. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1937, Linz 1938, 52. 21 Adalbert Depiny: Volksbildungsarbeit. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1937, Linz 1938, 47. Hersteller-Inserat zur Bewerbung der Anfang 1936 installierten neuen Anlage.

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