OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

204 sident Dr. Wilhelm Miklas, Vizekanzler Ernst Rüdiger von Starhemberg, Kardinal Dr. Theodor Innitzer und vom deutschen Gesandten in Wien, Vizekanzler außer Dienst Franz von Papen, trafen in der Eisenstadt ein,132 Person und Werk erfuhren in sämtlichen österreichischen Zeitungen ausführliche Würdigungen. Die Stadtgemeinde Steyr widmete Michael Blümelhuber ein Ehrengrab, dessen künstlerische Ausgestaltung Hans Gerstmayr, der wohl bedeutendste Mitarbeiter im Meister-Atelier, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Angriff nehmen konnte. Die Errichtung des von Michael Blümelhuber geleiteten Meister-Ateliers für Stahlschnitt hatte einen institutionellen Rahmen und einen Kristallisationspunkt für eine künstlerische Bewegung geboten, die sich zum Teil an historischen Vorbildern orientierte, gleichzeitig aber auch unter Bezugnahme auf zeitaktuelle Kunstströmungen eine eigenständige, Der letzte Lebensabschnitt Am 23. September 1935 beging Blümelhuber, bereits schwer erkrankt, den siebzigsten Geburtstag. Der Steyrer Bürgermeister Dr. Josef Walk konnte dem Meister vom einstimmigen Beschluss des Gemeinderates zur Umbenennung der Posthofstraße in Michael-Blümelhuber-Straße berichten. Fotos zeigen den Stahlbildhauer, wie er Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner und dem Steyrer Stadtoberhaupt zwei seiner prominentesten Werke, das Fürstenbergsche Jagdmesser und die „Menschheitszukunft“, vorstellt. Professor Blümelhuber wurde bei dieser Feier auch mit der Goldenen Plakette der Stadt Steyr ausgezeichnet, die künstlerische Ausführung des zugehörigen Diploms oblag dem Kollegen Professor Hans Gerstmayr. Michael Blümelhuber erhielt die Ehrenmitgliedschaft des Dürerbunds in Wien und wurde vom Präsidenten der Blümelhuber-Gemeinde Anton Weimar mit einem Zinndeckelhumpen als besonderem Ehrengeschenk bedacht. 1934 hatte Professor Blümelhuber der Radio Verkehrs AG (RAVAG) ein Interview gegeben und nützte diese Gelegenheit, von seinem Werdegang sowie von seinen wichtigsten Werken im Rundfunk zu erzählen und seinen eigenen Beitrag zur Entwicklung der Stahlbildhauerei näher zu erörtern.131 Als Künstler hoch geehrt und weitum geachtet, verstarb Michael Blümelhuber am 20. Jänner 1936, nur wenige Monate nach seinem 70. Geburtstag, in Steyr. Bis zum Leichenbegängnis blieb er in der Diele im ersten Stock des MeisterAteliers aufgebahrt. Zahlreiche Kondolenzadressen, darunter von Bundesprälichen Lebenslauf Hans Krölls in dessen Nachlass geht hervor, dass die „Schöpferhand“ vom Bankhaus Gutmann in Auftrag gegeben wurde. Die Unterlagen der Kommission für Provenienzforschung zur Causa „Sammlung Gutmann“ enthalten keine Hinweise auf seinerzeit in Steyr in Auftrag gegebene Gegenstände aus Stahl [vgl. die freundliche Mitteilung des Leiters der Kommission für Provenienzforschung, Univ.-Prof. Dr. Ernst Bacher, mit dem Betreff Provenienzforschung, Zahl 31.923/80/2001 vom 4. 5. 2001]. Franz Xaver Maria Lugmayer spricht allerdings in einer Anfrage an Dr. Erika Doberer vom 30. Oktober 1961 explizit von einer Auslagerung der „Schöpferhand“ in das Kloster Hohenfurth. 131 Der Tonträger dieses RAVAG-Interviews und eine zugehörende Transkription sind im Museum der Stadt Steyr (Inv.-Nr. IXa 17.543/13) erhalten. 132 Die genannten und andere an die Stadt Steyr gerichtete Kondolenzschreiben befinden sich im Bauakt.

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