OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Wie hier Parallelen mit den Mythen des Osiris und sei nem Kult in Ägypten, machen auch sonst viele Einzelheiten im Gebäckbrauch, in den Brotformen und Backeinrichtungen Übereinstimmungen mit den ägyptischen deutlich. Da diese aber durchwegs aus viel jüngeren Zeiten belegt sind als in Vorderasien,können sie nicht als autochthone Kultmerkmale Ägyptens angesehen werden, sondern müssen auf Beeinflussun gen aus dem Osten beruhen, die offensichtlich auch auf die altgriechischen Verhältnisse eingewirkt haben. Abschließend darf gesagt werden, daß Währens Buch unsere Kenntnisse von der Geschichte des Brotes außerordentlich erweitert hat und sein Werk dadurch zur Fundamentalliteratur dieses Forschungsbereiches zählt. Ernst Burgstaller F. H. König, Alt-Gmundener Fayencenmalerei. Linz,R.Trauner Verlag,1968,33Seiten,14ganz seitige Farbtafeln. Nach dem ausgezeichneten und bestens ausgestatteten Buch „Alt-Gmundener Fayencen. Eine Handwerks kunst aus dem Salzkammergut 16.—19. Jahrhundert" (Verlag J. Wimmer, Linz 1964) legt der Verlag Trauner nun in Zusammenarbeit mit den österreichi schen Stickstoffwerken, Linz, die sich durch ihre Kalenderproduktion schon viele Verdienste um die Würdigung der oö. Volkskunst erworben haben, eine Auswahl der schönsten Objekte aus der großen Sammlung vor, die F. H. König aus allen Produk tionsperioden der Gmundner Keramik zustande ge bracht hat. Jeweils wird eine Hauptdarstellung auf den Gefäßen in einem ganzseitigen Farbbild wieder gegeben und auf der gegenüberliegenden Seite eine kleine, ebenfalls farbige Abbildung des ganzen Ob jektes gebracht, so daß man auch die Anbringung des Bildes auf der Laibung (oder im Fond) des Ge fäßes gut erkennen kann. Ein straffer Begleittext von F. H. König würdigt die phasenreiche Geschichte und die künstlerische Bedeutung der Gmundener Fayencekunst. Die schöne Ausstattung des Buches macht es zu einem der vortrefflichsten Werke, die zur oberösterreichischen Volkskunst erschienen sind. E. B. Viktor von Geramb,Kinder- und Hausmärchen aus der Steiermark. 4. Auflage, bearbeitet von Karl Haiding. Leykam-Verlag, Graz 1967, 278 Seiten. Eines der schönsten Volksbücher in deutscher Sprache, Viktor von Gerambs in den schweren Kriegstagen 1941 erstmals als trostreicher Bote aus der noch heilen Welt des volkstümlichen Lebens der leidgeprüften Heimat vorgelegte „Kinder- und Hausmärchen aus der Steiermark", erlebt nun seine 4. Auflage. Mit ihrer Bearbeitung wurde der beste Kenner der österreichischen Volkserzählungen, Karl Haiding, betraut, der in seiner behutsamen Art zwar mehrere Erzählungen als nicht zum Typus „Märchen" gehörig ausschied und durch neue, von ihm selbst im Volk aufgezeichnete ersetzte,sonst aber die Texte Gerambs in der charakteristischen liebenswürdigen, am Stil der Grimmschen „Kinder- und Hausmärchen" ge schulten Textierung belassen hat, dem das Buch seine große Beliebtheit verdankt. Nur ein Märchen („Da Schneida und die drei Riesen") ist in der Mundart wiedergegeben, einem anderen („Die Galgenvögel") wurde die mundartliche Aufzeichnung in den sehr aufschlußreichen Anmerkungen K. Haidings zur Seite gestellt, um dadurch die Art sichtbar zu machen, in der Geramb seine Übertragungen in das Hochdeutsche vorgenommen hat. Im Gegensatz zu den Illustrationen der Handlungen der einzelnen Erzählungen, wie sie in den modernen, für die Jugend bestimmten Sagen- und Märchen büchern derzeit allgemein üblich sind, bringen die feinsinnigen Federzeichnungen von Emmy SingerHießleitner ausschließlich Ortsansichten oder Bilder von Schlössern, von bürgerlichen und bäuerlichen Wohnbauten, aber auch Details aus der Landschaft jener örtlichkeiten, in denen die Geschichten spielen oder spielen könnten, so daß die Illustrationen ge wissermaßen einen kleinen Bilderatlas zur steirischen Landes- und Volkskunde darstellen. E. B. Commenda Hans, „Sagen in und um Linz". Institut für Landeskunde in Oberösterreich. Linz 1968, 48 Seiten. Das landes- und volkskundliche Schrifttum von öberösterreich hat mit dieser Publikation, die dem um die heimische Volkskultur in Forschung und Pflege so überaus verdienstvollen Hofrat Dr. Hans Commenda zu danken ist, eine wesentliche Berei cherung erfahren. Die in diesem Bande gegebene Darbietung des örtlichen Saggutes aus der Landes hauptstadt und deren ümgebung erweist, daß das überlieferte Erzählgut des Volkes auch heute noch eine nicht nur das Gemüt und die Phantasie, sondern auch das Wissen um menschliche Grundhaltungen und ortsgebundene Geschehnisse ansprechende Kost barkeit für jung und alt ist. Da sich die mündliche Überlieferung nur mehr in spärlichen Resten vollzieht, aber andererseits auch in unserer raschlebigen Gegenwart in fast allen Bevöl kerungsschichten ein vom Verfasser an interessanten Beispielen belegter Hang zur volksläufigen Aus schmückung, aber auch zur Legenden- und Mythen bildung nachweisbar ist, kommt dieser dem Raum von Großlinz geltenden Sammlung für Schule, Haus, Heimatpflege und Forschung besondere Gegenwarts bedeutung zu. Die typologische und motivmäßige Überschau ergibt interessante Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit dem volksmäßigen Erzählgut anderer ober österreichischer und alpenländischer Landschaften und bestätigt die vom Verfasser festgestellte geringe Ausbeute an Märchen und Fabeln, dafür aber ein deutliches Überwiegen von Sagen und Legenden. Das dürfte zum Teil auch in der zeitgeschichtlichen Bedingtheit der Aufzeichnung begründet sein. Das aufscheinende Erzählgut, vielfach in Kurzform, ist wohl nicht immer in Linz entstanden, dort aber weitergegeben und damit heimisch geworden. Interessant ist die lokale Gruppierung. So handelt es sich bei „Alt-Linz" um sagenhafte Deutung und Schilderung von Namen, Wappen, Glocken, histori schen Begebenheiten (Losensteiner Turnier, Bauern kriege, Kaiser Josef), von bedeutsamen Stätten (Linzer Schloß), alten Herbergen und Gasthäusern, um Legendenbildimgen bei Andachtsstätten (Küm mernisbild), bei der Marien- und Heiligenverehrung. Ähnliches gilt für „ürfahr", wo dem Bauernadvokat Kalchgruber und dem verwegenen „Stoanhauer Gregor" eine besondere Rolle zukommt. Ausgehend vom „Amtlichen Bericht" über die Wallfahrt am Pöstlingberg und der Gründungslegende sind weitere

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