OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Sagenbildungen angeführt. Für den weiteren Bereich um Groß-Linz sind es Floriani-, Quirinus- und Leonhardivotive, aber auch eigenartige Hexen- und Totenschiffmotive,im besonderen aber die Franzosen zeit, die die Sagenbildung anregen, während um den Freinberg, St. Margarethen, den Kalvarienberg und das Zaubertal örtliche, im Kürnberger-Wald verbor gene Schätze inhaltliche Schwerpunkte hiefür bilden. Ähnliches giltfür den Haselgraben mit St. Magdalena, Wildberg (mit der Gefangenschaft König Wenzels), Hellmonsödt (Bauer Hellmann oder Helmon), für den Pfenningberg, Steyregg und die Koglerau mit Hexen-,Teufel-,Geister-,Wilderer- undJägermotiven. Die überlegt getroffene Auswahl aus dem zum Teil bereits gesammelten Erzählgut(Depiny A.,Karnig K., Kreczi H., Neweklowsly E., Pillwein B., Topitz A., um nur einige zu nennen) wird sehr wesentlich be reichert durch die Ausbeute der vom Autor wissen schaftlich bearbeiteten und ausgewerteten Linzer Regesten und aus seinen reichen eigenen hand schriftlichen Aufzeichnungen. Ein ausführliches Schrifttumsverzeichnis mit genauer Quellenangabe rundet die wertvolle Sammlung hei mischen Volkserzählgutes ab. Prof. Franz Vogl Christine Lauter, Die Ursprungslegenden aus dem österreichischen Wallfahrtsbildchen, Ver lag Notring, Wien 1968,168 Seiten,32 Ahb. Nach den umfassenden Handbüchern von G.Gugitz^ist es für die Verfasserin sicher keine leichte Aufgabe, noch Neues und Gültiges zum gleichen Thema aus zusagen. Durch die Zusammenstellungen der Ur sprungslegenden (Baum und Quelle, Tier-, Pflanzenund TraumWeisungen, Gespannwunder, wunderbare Übertragung des Baumaterials usw.) aus einer Reihe von Wallfahrtsorten - soweit sich diese Legenden eben auf Wallfahrtsbildchen spiegeln - und die aus führliche Behandlung legendärer und kultischer Überlieferungen an den großen Wallfahrtsorten Mariazell, Maria-Taferl und Sonntagsberg wird jedoch das Buch für jeden, der sich mit religiöser Volkskunde beschäftigt, wertvoll. Ein Ortskatalog mit Bilderanhang unterstützt die Ausführungen. An oberösterreichischen Wallfahrtsorten werden aller dings nur Adelwang, Attersee, Ghristkindl und das bereits im 18. Jahrhundert aufgelassene, jedoch auch von Gugitz bestens erfaßte Lasselberg bei Viechtwang behandelt. Leider ist das Buch so lose gebunden, daß es schon bei einem ersten Aufschlagen ausein anderfällt. E. B. 1 Gustav Gugitz: Das kleine Andachtsbild in den österreichischen Gnadenstätten in Darstellung, Ver breitung und Brauchtum nebst einer Ikonographie, Wien 1950; ders.: Die Wallfahrten Oberösterreichs, herausgegeben vom Institut für Landeskunde, Linz 1954; ders.: Die österreichischen Gnadenstätten in Kult und Brauch, 5 Bände, Wien 1955—1958. Närodopisii6 aktnality, herausgegeben vom In stitut für Volkskunst, Strüznice. Jg. 1968, Heft 1 und 2. Es entspricht der unserem Bundesland nachgerühmten Aufgeschlossenheit auch für Vorgänge außerhalb unserer Landesgrenzen, wenn wir unseren Blick auch auf das wissenschaftliche Geschehen im Norden von Oberösterreich richten. Wir verweisen hier u. a. auf die Zeitschrift des Instituts für Volkskunstforschung in dem durch seine Volkstanz- und Volksmusiktreffen bekannten Sträznice, die außer guten Buchbespre chungen und Artikeln über jeweilige aktuelle Fragen in der Organisation der Volkskunstforschung auch Grundsatzartikel enthält, die allgemein interessant sind. So untersucht Josef Vareka im Zusammenhang mit der Anlage des Volkskundeatlasses der CSSR die Frage, welche Merkmale der ländlichen Architektur kartographisch dargestellt werden. Aus der Feder des selben Autors stammt übrigens auch (in Heft 3/4 des Jahrganges 1967) ein aufschlußreicher Artikel über „Volkskundeforschung in bedrohten Gebieten", wor unter nicht nur durch Naturkatastrophen gefährdete Regionen, sondern auch Landschaften verstanden werden, die von tschechischen Volksgruppen inmitten anderer Völker bewohnt sind. Sein Thema entspricht damit der bei uns als „Sprachinselforschung" be kannten Forschungsaufgabe. In denselben Komplex gehören auch die Beobachtungen von Ira Herold, die sich mit dem „Akkluterationsprozeß" der Volkskultur der tschechischen Minderheiten in Kroatien befaßt. Als Parallele zu den österreichischen Flurverbots zeichen bemerkenswert ist das von Vdclav Frolec beschriebene Aufstellen der Stange („hora") in Mäh ren als Zeichen dafür, daß ab nun die Weingärten „geschlossen"(d. h.für Fremde gesperrt) seien. Hinzu weisen ist auch auf die von Richard Jefabec unter suchte Bedeutung der Strohmaske „Pohfebenäf",für die er Vergleichsmaterial aus allen Teilen Europas heranzieht und zu dem Schluß kommt, daß dieser Maskentypus „weder dem germanischen noch dem slawischen Kulturbereich angehört" und „man auch mit Reserve den Einfluß von Antike und Byzanz in Betracht ziehen soll". Die behandelte Maske ent spricht den bekannten Strohmasken, wie sie unter dem Namen „Erbsenbär" mehrfach in deutschen Gebieten, in Österreich in verschiedenen Formen der „Habergeiß" auftritt, wobei „die Grundzüge der Bärenmaske und ihrer Funktionen, welche die ümzüge dieser Maske begleiten, glückbringend für die Vegetation und Fruchtbarkeitsind".Schließlich unter suchte Frau Vlasta Svoboda „Das Künstlerische in den volkstümlichen Bauten auf der Böhmisch-mährischen Höhe", wobei sie die Zierate an den Häusern (Türen, Fenster) und an Kleinbauten, wie Brunnenanlagen und dergleichen, behandelt. E. B. Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich. Herausgegeben im Auftrag der Österreichiscben Akademie der Wissenschaften von Eberhard Kranzmayr unter Mitwirkung von Franz Roitinger, Maria Hornung, Alois Pischinger,Herbert Tatzreiter. 5.Lieferung,Wien 1956, Verlag Hermann Böhlaus Nachf. So erfreulich die rasche Aufeinanderfolge der Lie ferungen des großen Wörterbuches ist, erfüllt uns doch die eben eingetroffene 5. Lieferung (S. 253-316) gleichzeitig auch mit aufrichtiger Trauer darüber, daß unser bedeutender Landsmann Dr. Franz Roi tinger, der noch mit dem großen Artikel „Arbeit" in ihr vertreten ist, ihr Erscheinen nicht mehr erleben durfte. Eben in die Pension, auf die er sich so sehr gefreut hatte, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmen zu können, eingetreten, raffte ihn im Frühjahr 1968 ein jäher Tod dahin. In seinem Nachruf in diesem Heft würdigt sein Mitarbeiter Dr. A. Pischinger die wissenschaftliche Bedeutung des Dahingeschiedenen. Wieder sind die einzelnen

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