OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Der letzte Hallstätter Mutzen wird gebaut Von Friedrich Merten und Franz Zahler Im Jahre 1958 wurde der aller Voraussicht nach letzte Mutzen in Hallstatt gebaut. Dieser Bau erfolgte an der Seelände(in der Lahn)unter Leitung des Fuhrmachers Leopold Edlinger sen. unter Mithilfe seines Sohnes und anderer Hilfskräfte. Franz Zahler, Steiger bei der Saline Hallstatt, nahm glücklicherweise alle Stadien dieses Schilfsbaues photographisch auf, so daß wir nunmehr an Hand dieser Bilder den Werdegang genau beschreiben können. In früheren Jahrhunderten spielte der Bau der Mutzen bzw. Zillen, wie sie damals hießen, eine ausschlaggebende Rolle, mußte doch das gesamte Salz der Hallstätter Sudhütte auf dem Wasserwege zur Donau verfrachtet werden. Um eine Vorstellung von dem ehemaligen starken Schiffsverkehr auf dem Hallstätter See und der Traun zu geben, sei erwähnt, daß im Jahre 1688 nicht weniger als 1235 Zillen traunabwärts fuhren. Da von diesen 490 in der Fremde verblieben, mußten sie durch Neu bauten ersetzt werden. Der Holzbedarf war dementsprechend groß. Die langen Laden wurden damals natürlich gehackt. Die „Kipfen" mußten in den Wäldern gesucht und die entsprechenden Bäume ausgegraben werden. Da die größten Zillen, also die „Ordinäre Siebnerin", nicht weniger als 44 Kipfenpaare benötigte, die Handelsamtszille 34, die „Sechserin" 38, die „Neuner zille" 16, die „große Plätte", unserem Mutzen entsprechend, 24 Kipfen benötigten, ging der Jahresbedarf in die Tausende. Die „Kipfengraber" bildeten eine eigene Gilde, die be greiflicherweise in den Wäldern nicht gerne gesehen war. Zwischen den Jahren 1719 und 1726 wurden in den Mondseer Wäldern nicht weniger als 13.711 Kipfen ausgegraben! Bei den kleinsten Plätten, die heutzutage „Fuhren" heißen, werden 7-9 Kipfenpaare be nötigt. Demgemäß heißen solche Fuhren „siebenpaarig", „achtpaarig" und „neunpaarig". Da das Suchen der Kipfen eine langwierige Sache ist und dementsprechend bei den hohen Stundenlöhnen von heute nicht mehr in Frage kommt, werden bei den Fuhren der letzten Jahre Kanthölzer aus Lärchenholz verwendet, die durch Winkeleisen zusammengehalten werden. In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden täglich 8-10 Zillen „gegen geführt". Das Salzamt war bemüht, möglichst viele der traunabgefahrenen Zillen wieder nach Hallstatt zurückzubekommen. Bei diesem „Gegenzuge", der mit den „Traunrössern" erfolgte, wurden Menschen und Lebensmittel vom Gmundner Wochenmarkte nach Hallstatt gebracht. Doch die Zeit stand nicht still. Der Bahnbau von Stainach-Irdning nach Attnang-Puchheim leitete in der Verkehrsgeschichte des Salzkammergutes eine tiefgreifende Umwälzung ein. Die Traunschiffahrt wurde überflüssig. Der 9. Mai 1877 war der Geburtstag der Eisenbahn und der Todestag der Traunschiffahrt. An diesem Tage donnerten die Lokomotiven „Betty" und „Richard" von Ischl weg über die neue Traunbrücke, während gleichzeitig die schweren Traunrösser im Gegenzuge unter der Brücke eine Zille gegen Hallstatt zogen. Dieses Bild muß erschütternd gewesen sein! Die Mutzen auf dem Hallstätter See fristeten noch einige Jahrzehnte ein beschränktes Dasein. Das in der Sudhütte erzeugte Salz wurde im Salinenkanale auf Mutzen verladen und mit dem Dampfer „Luise" nach Obertraun zum Industriegeleise gebracht. Am 24. De zember 1943 wurde die Sudhütte stillgelegt. Damit war auch das Ende der „Luise" gekommen.

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