OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

König Wenzel und der Dürrenteufel Als Häftling in Wildberg durchstreifte der Böhmenkönig Wenzel, immer durch verläßliche Begleiter wohl bewacht, die umliegenden Wälder, frönte der Jagd und trat dabei auch heimlich in Verbindung mit dem „Dürrenteufel". Der Träger dieses Spitznamens war das gefürchtete Haupt einer mährischen Räuberbande. Als ihm daheim der Boden zu heiß wurde, verlegte er seine Tätigkeit in das böhmisch-oberösterreichische Grenzgebiet und diente nebenbei dem Böhmenkönig als Kundschafter oder Bote. Um seine Besuche in und um Wildberg möglichst zu tarnen, kleidete sich der Dürrenteufel in ein zottiges Fell und ließ von seinem Standquartier, der Ruine St. Thomas,durch seine Spießgesellen das Gerücht verbreiten, in den Wildberger Forsten spuke der Teufel. Durch ein Jahrhundert erhielt sich im Volke der Glaube, König Wenzel wie der Dürrenteufel seien beide zu ewiger Höllen pein verdammt und müßten allnächtlich um Wildberg im Walde umgehen. Vom Breiten stein aus lugen sie dann in die Lande und beklagen in seltsamen, unheimlichen Lauten ihr Schicksal. 19, 418/381, 66, 137 Als der Dürrenteufel einmal in Kirchschlag sein Unwesen trieb, gelang es ihm, eine junge, hübsche Küchenmagd im Schlosse Wildberg zu betören, sosehr man das Mädchen auch vor solchem Freier warnte. Weil man nun aufdie dumme Dirn sorgsam acht hatte, versteckte sich der Dürrenteufel mit Hilfe seiner Geliebten tagsüber in der Burg und ließ sich mit der Törin nachts an einem Seil vom Burgfelsen hinunter. Als das Verschwinden des Mädchens ruchbar wurde, glaubten viele, es habe sie der Gottseibeiuns geholt. 19, 418/381 Entstehen von Hellmonsödt An bestimmten Tagen durfte sich der auf Burg Wildberg in Gewahrsam gehaltene Böhmen könig Wenzel im Schloßgarten ergehen. Dann führte die Neugier stets viele Leute aus der Umgebung herbei, die alle den hohen Häfthng sehen wollten. Darunter befand sich einmal auch ein Bauer namens Hellmann aus dem Flecken Oed. Ihm warf der König einen Brief über die Mauer zu und bat ihn, das Schreiben nach Böhmen zu schaffen. Hellmann erfüllte diesen Wunsch. Wenige Wochen später befreiten böhmische Anhänger den König. Hellmann hatte die Sache mit dem Briefe längst vergessen, als er sich geraume Zeit später nach Böhmen begab, um Ochsen zu kaufen. Er wurde dabei festgenommen und eilig nach Prag geschafft. Dort vor den König geführt, war er nicht wenig erstaunt, als dieser ihn umarmte, ihm für das Besorgen des Briefes dankte und einen Beutel voll Goldstücken auf drängte. Heimgekehrt, ließ Hellmann für dieses Geld „In der Oed" eine Kirche bauen, um den Leuten den weiten bisherigen Kirchweg nach Gramastetten oder Leonfelden zu ersparen. Um die Kirche scharten sich bald Häuser. Die Ortschaft wurde nach ihrem Wohl täter „Hellmonsödt" genannt. 19, 378/61 Hans Helmon von der Oedmühle Im Spätherbst des Jahres 1395 flüchtete der Bauer Hans Helmon von der Oedmühle vor den Schergen des Stadtvogtes von Linz, weil er in seiner Armut Leibzoll und Zehent nicht entrichten konnte. In der Thomasnacht stand er einsam im wilden Wald und riefverzweifelt aus: „Gibt es denn für mich keine Rettung hier?" „Hier, hier!" schallte es ihm von einer Felswand zurück. Der Hansbauer vermeinte nicht anders, als daß der Wilde Jäger ihm geantwortet habe, eilte aber in seiner Bedrängnis trotzdem dem Rufe nach. Und siehe! Schon glomm ein rotes Flämmchen auf dem Breitenstein, ein gewaltiger Jäger, die rote

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