OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Gewittersturm in arge Wassernot. In höchster Gefahr gelobten sie, der heiligen Magdalena, welcher sie als Gebieterin über Regen und Sturm besonders vertrauten, ein Heiligtum zu errichten, falls sie glücklich ans Ufer kämen. Nach der wunderbaren Rettung gingen sie auch sofort daran, am Fuße des Berges, dort, wo sie gelandet waren,ein Kirchlein zu bauen. Aber in der Nacht trugen Engel die Steine der geplanten Kapelle immer wieder empor zu jener Anhöhe, auf der heute die Kirche von St. Magdalena weit ins Land schaut. So wurde sie denn auch dort errichtet. 27, 633; 51 III, 404 Wildberg Von der stattlichen und starken, bereits 1138 urkundlich genannten Burg Wildberg im Haselgraben nördlich von Linz stehen heute nur mehr der Bergfried und letzte Reste des Pallas. Durch Jahrhunderte Stammschloß der längst ausgestorbenen Herren von Wildberg, spielte die trutzige Veste als Amtssitz des Pflegers der Grundherrschaft Wildberg, deren Gebiet bis an die Donau reichte, eine wichtige Rolle in der Geschichte der Gegend. Ein Kranz von Sagen schlingt sich daher auch um dieses alte Gemäuer. Ein böser Schloßherr auf Wildberg führte einst ein wüstes, gottloses Leben. Sein größtes Vergnügen bestand darin, mit vier Hengsten über Berg und Tal zu jagen und lästerlich dabei zu fluchen, wenn es ihm mit den wilden Gäulen nicht schnell genug ging. Was immer ihm dabei in den Weg kam, wurde niedergeritten. Nachts sah man dann den Teufel mit vier feurigen Rappen über Felder und Wiesen sprengen und in der Nähe des Schlosses verschwinden. 19^ 301/508 Auf Wildberg diente ehedem eine ehrgeizige, herrsch- und gefallsüchtige Köchin. Als ihr einmal die Speisen so gar nicht geraten wollten, während hungrige Gäste schon an der Tafel warteten, rief sie in ihrem Zorn: „Da soll mich doch gleich der Teufel holen!" Und schon stand auch der Böse neben ihr, faßte sie, schlug ihren schönen Leib beim Durchfahren des Küchenfensters um dessen steinernen Rahmen und verschwand mit ihr in den Lüften. Der so entstandene Blutstreifen am Fensterrahmen ließ sich nie mehr entfernen. 19,277/353 König Wenzel Gefangener in Wildberg Im Königszimmer der Burg Wildberg saß einst König Wenzeslaus von Böhmen,zubenannt der Faule, in Ehrenhaft. Auf einer Reise nach Prag war er 1394 während der Mittagstafel im Kloster Beraun durch böhmische und mährische Edle gefangengenommen und schließlich nach Wildberg gebracht worden. Durch Vermittlung des Herzogs Albrecht von Österreich und anderer deutscher Reichsfürsten erhielt der Böhmenkönig noch im gleichen Jahr die Freiheit wieder. Die Sage hält den Zwangsaufenthalt Wenzels in Wildberg in verschiedener Art fest. 58; 66, 137 An der alten Straße durch den Haselgraben, bereits auf Wildberggrund, steht eine uralte Linde. Dort wurde König Wenzel gefangengenommen. 19, 407/297 Während seiner Haft auf Wildberg blieb König Wenzel tagsüber in ein finsteres Gelaß der Veste Wildberg gesperrt. Die Nacht aber verbrachte er in einem Turmstübchen, durch dessen Fenster er stundenlang sehnsüchtig in die Gegend hinausblickte. Als einst der Voll mond aufging und die weite Öde rings um die Burg mit seinem Silberlicht überflutete, rief der Böhmenherrscher entzückt aus: „Hell scheint der Mond übers Oed!" Die Wächter hörten dies und nannten die Gegend von nun ab Hellmonsöd. Das Fenster, durch das der Gefangene blickte, ließ sich nicht mehr vermauern. Die bei Tage eingelegten Steine oder Ziegel wurden des Nachts immer wieder herausgeschleudert. 19,378/60, 133/108; 25,62

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