OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

sondern auch ein frommer Christ. Er nahm sich den Spruch zu Herzen, den sein Vater 1681 im Hausflur auf einer Marmortafel anbringen ließ: Wür Engl aU im Himmelreich Verwundern Unß ob dem Erdenreich Daß die Leuth Bauen Heuser Vest Und seindt darin nur Fremdte Geßt Und wo Sye sollten Ewig sein Da Bauen Sye gar wenig drein. Daher errichtete er an der Stelle des alten Edelsitzes Eggereck das nach ihm benannte Prunerstift als Heim für 27 Bürgerwaisen, 27 ledige männliche und 27 ledige weibliche Arme der Stadt Linz. Die Sage begründet diesen Entschluß und die ungewohnte Zahl der Stiftungsplätze in sehr überzeugender Weise wie folgt: Im 68. Lebensjahre hatte Johann Adam Pruner einen Traum. Er befand sich auf seinem im Mittelmeer durch schwere Stürme zum Wrack geschlagenen Schiff in höchster Seenot. Da gelobte er, den gesamten Wert der Schiffsladung zu einer Gott wohlgefälligen und seiner Vaterstadt Linz Segen bringenden Stiftung als Dankopfer darzubringen, falls Mann schaft wie Ladung gerettet würden. Als er in Schweiß gebadet aufwachte, bestätigte er sofort schriftlich diesen Entschluß mit Brief und Siegel, denn er hatte wirklich ein Schiff auf hoher See und schon lange keine Nachricht mehr von ihm. 27 Tage nach dem Traum traf die frohe Botschaft in Linz ein, das Schiff sei nach schwerer Sturmfahrt, reich beladen und unbeschädigt, glücldich in den Hafen von Triest eingelaufen. Sofort schritt Pruner an den Bau des gelobten Heimes und begabte es außerdem mit einem Kapital von 158.000 Gulden in bar. 19, 337/133; 58, 23; 60, 259 Der Linzer Spitzname Karpfentränker Wenn es an der Tafel besonders hoch hergehen sollte, dann ließen die Linzer Stadtväter aus den großen böhmischen Teichen Prachtstücke von Karpfen kommen. So wurden 1521 acht Faß Fische zur Hochzeit Ferdinands von Spanien mit Anna von Ungarn aus Süd böhmen zu Wagen nach Linz geführt. Um diesen Fischen den unangenehmen Beigeschmack des „Letteins" zu nehmen, setzte man sie eine Zeitlang im geräumigen, an der Stadtmühle hängenden Kalter des Magistrates ein. 86 Als nun Kaiser Leopold 1. um 1700 wieder einmal in seiner allzeit getreuen Stadt Linz weilte, hatte der hohe Rat der Stadt auserlesene Karpfen aus Böhmen kommen und im Fischkalter der Stadt einsetzen lassen. Unglücklicherweise hatte der Behälter aber solche Löcher, daß alle Fische das Weite suchten und fanden. Dem Kaiser gegenüber entschul digten sich die tödlich verlegenen Ratsherren, sie hätten Seine Majestät mit den besten Fischen bedienen wollen, aber leider seien die über Nacht ertrunken. 29, 97 Legende vom heiligen Placidus In der Kirche der Ursulinen an der Linzer Landstraße sind die Reliquien des hl. Märtyrers Placidus, schön gefaßt, zur Verehrung ausgesetzt. Am Martinstage des Jahres 1732 brach im „Grünen Baum",einem großen,dem Kloster benachbarten Einkehrgasthof, verheerendes Schadenfeuer aus, das in den Heu- und Strohvorräten der weitläufigen Stallungen reichlich Nahrung fand und Kloster wie Kirche der Ursulinen höchlichst gefährdete. Man trachtete daher, die Schätze des Klosters, darunter auch die Reliquien des hl. Placidus,

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