OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Im Jahre 1620 — nach anderer Überlieferung 1627 — erschienen nicht bloß beim Trutzbauer, sondern auch an anderen Wehrbauten des Linzer Schlosses viele Bauern ohne Kopf. Sie ließen sich nicht bloß in der nächtlichen Geisterstunde, sondern auch am hellichten Tage sehen, stritten erbittert miteinander und waren mit einem Schlage wieder verschwunden. Das wurde allgemein als Hinweis auf die Belagerung von Linz durch die Bauern im Jahre 1626 angesehen. 17 I. 296 Stefan Fadingers Tod Am 24.Juni 1626 ritt Stefan Fadinger,der Anführer seiner Linz belagernden Bauernscharen, ganz unbesorgt-er hieltsich für hieb-,stich- und kugelfest,außerdem herrschte Waffenruhe-, umgeben von seinen Leibschützen an dem Linzer Landhaus vorüber. Schüsse von dort zerschmetterten ihm den Schenkel und töteten ihm das Pferd unter dem Leib. Das geschah an der Ecke der Promenade, dort, wo heute die Geißelungssäule steht. Der Bauernführer starb zu Ebelsberg am 5. Juli 1626 an Blutvergiftung infolge seiner schlecht versorgten Wunden. 68 B II K 2/529 1 Die Sage freilich erzählt das Ende des beliebten Volkshelden ganz anders. Sie läßt ihn fallen an der Spitze der Seinen bei einem Einbruch der Bauern, die durch das Schulertörl bis mitten auf den Linzer Hauptplatz vorpreschten. Ihr Plan war aber verraten worden. So gerieten sie in einen Hinterhalt und wurden in der verlängerten Badgasse bis auf 100 Mann zusammengehauen tmd niedergeschossen. Seitdem hieß diese Sackgasse im Volksmunde die „Arschgarben". Fadinger fiel durch die geweihte Kugel eines Studenten. Sonst hätte ihm keiner was anhaben können. Die an die untere Badgasse anschließende,spitz anlaufende Sackgasse führte schon lange vor Fadingers Tod den Volksnamen „Arschkerbe"; erst 1626 wurde er zum „Arschgerben" der eindringenden Bauern mngedeutet. 23, 99; 45; 59, 128; 60, 107-109 Die Zwerge im Linzer Schlosse Im kaiserlichen Schlosse zu Linz hausten Zwerge. Das konnten viele Leute, die sie selber gesehen hatten, bezeugen. Einmal war ihr Erscheinen besonders denkwürdig. Als die Stadt Wien zum letzten Male durch die Türken bedroht ward, floh die kaiserliche Familie nach Linz. Die Kaiserin traf zuerst im Schlosse ein. Todmüde durch die weite, hastige Reise, begab sie sich bald zur Ruhe. Nach kurzer Weile wachte sie indes wieder auf und erblickte beim Schein des Nachtlichtes ein artiges Zwerglein. Es tanzte um das Bett, trieb allerlei Possen und begehrte schließlich die Hand der Kaiserin zu küssen. Diese war sich bewußt, daß ein Leibtrabant vor der Tür ihres Schlafgemaches Wache stand und das seltsame Geschöpf nur ohne dessen Wissen in das Zimmer gekommen sein konnte. Sie griff daher nach dem Glockenzug, um ihre Dienerschaft herbeizurufen. Allein das Männlein klatschte mehrmals freudig in die Hände, verneigte sich noch einmal tief und verschwand im anschließenden Gelaß. Dort gab vielfaches Händeklatschen die Anwe senheit und Freude weiterer Zwerge kund. Als am nächsten Tag der Kaiser in Linz eintraf, stellte sich heraus, daß er gerade zur Stunde, da die Zwerge ihre Freude kundgaben, auf seiner gefahrlichen Flucht einer Tatarenstreife glücklich entronnen war. 54^ 186 Glockenreifsage Vor dem Hause am Hauptplatz 36 ist ein eiserner Ring mit der Jahreszahl 1693 in den Boden eingelassen. Er gemahnt daran, daß in diesem Jahre die „Kaiserin", die den Heiligen

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