OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

kennengelernt, als sie ihm 1606 bei einem zu Ehren des Kaisers Mathias veranstalteten Ringelstechen den Dank reichte. Durch den leidigen Bruderzwist im Hause Habsburg waren aber die beiden Liebenden geschieden, denn Guntram und Achatz waren Anhänger Rudolfs, Alfred aber ein Parteigänger des Mathias. In der Silvesternacht 1611 überraschte nun der Vater in Begleitung seines Freundes Achatz die Liebenden im eigenen Hause. Alfred hatte sich in aller Form durch Ring und Wort mit Esther verlobt und wollte eben beim Vater um deren Hand anhalten. Wütend über das Durchkreuzen seiner Pläne ließ Guntram den unerwünschten Freier und verhaßten Gegner in Fesseln schlagen und ins Lager des Passauer Kriegsvolkes schleppen. Dort soUte ihm zuerst die Hand und dann der Kopf abgehauen werden. Der Hieb des Freimanns durchschlug indes den Eisenhandschuh nicht, sondern hinterließ nur eine tiefe Kerbe. Durch den im letzten Augenblick herzueilenden Alfred wurde offenbar, daß Esther, ohne sein Wissen, in seine Rüstung geschlüpft war, um sich für den Geliebten zu opfern. Nun endlich ließ sich das Vaterherz erweichen. Aber Achatz Willinger forderte schriftlich sein Recht aufdie ihm durch den Vater zugesicherte Hand. Da ließ dieser den zerbeulten Eisen handschuh, der seiner Tochter Hand und Leben gerettet hatte, an die Pforte seines Frei sitzes nageln und erwiderte dem Herrn von Au und Hinterdobl nur:„Komm und hole sie!" 79 Nr. 205-207 Der Freimann des Grafen Herberstorff Der Scharfrichter des Bauernbezwingers Adam Graf Herberstorff, Meister Stephan, war vorher Freimann in Linz. Dort saß er eines Tages im Gasthaus beim Trunk; da erblickte er einen armen Krüppel, der vor der Schenke auf den Stufen kauerte. „Dem möcht ich mit Lust den Kopf abschlagen", meinte der Freimann zu den Gästen, ergriff sein Richtschwert, lief hinaus und hieb dem armen Teufel mit einem Streich glatt das Haupt vom Rumpf. Seiner stets bewiesenen Geschicklichkeit wegen wurde er ob dieser Bluttat zwar nicht gerichtet, aber des Landes verwiesen. Der Statthalter Herberstorff nahm ihn aber später doch wieder in seine Dienste und berief ihn nach Linz zurück. Dafür erwies sich Meister Stephan auch bald erkenntlich. Während des Bauernaufstandes 1626 begleitete er seinen Herrn einmal auf einem Ritt über Land. Dabei fiel ein Bauer dem verhaßten Grafen in die Zügel und schwang den Morgenstern auf das Haupt des Statthalters. Der Freimann aber kam ihm zuvor und trennte durch einen einzigen Meisterstreich seines Schwertes dem Angreifer die eine Hand so knapp am Zügel ab, daß sie dran hängen blieb und die andere samt dem Morgenstern zu Boden fiel. 68 E 6/100 Seyringer Ghronik Spuk beim Trutzbauer Als 1626 die oberösterreichischen Bauern unter Stefan Fadinger Linz belagerten, wurde der „Trutzbauer", das am schwächsten Punkt der Schloßbefestigung gegen Westen vorge schobene Werk, am heftigsten umkämpft. Immer und immer wieder versuchten, allen Verlusten zum Trotz, die Bauern, in verzweifelter Verbissenheit dort durchzubrechen. Die Sage bewahrt die Erinnerung an dieses schwere Ringen in Form der folgenden Spuk geschichten. Im Jahre 1618 ließ sich ein Mönch, den eigenen Kopf unter dem Arme tragend, auf der Schanze, Trutzbauer genannt, zu öfters sehen, erschreckte die Wachen, ja spielte ihnen gar übel mit. Diese Erscheinung wurde später als Anzeichen des im gleichen Jahre begin nenden Dreißigjährigen Krieges gedeutet. 4, 21

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