OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

auf der Stelle getötet, wenn Ferdinand nicht rasch Frieden geboten und Sebastian von Losenstein als Sieger erklärt hätte. Umjubelt von der Menge zog der Sieger ab, nicht ohne erbittert laut zu bemerken, der König habe zu seinen Gunsten keineswegs eingegriffen, als der Kampffür ihn schlecht stand. 3,610; 19,395/200; 64,138 Der Urlaubstein Der Urlaubstein ist ein schmales Felsenriff, das vom Schullerberg bis an die Donau reicht und sich unter Wasser fortsetzt. Dieses Felsenband trägt seinen Namen nach einem alten, auf Blech gemalten und mit einem Schutzdach versehenen Bild: „Christus nimmt von seiner betrübten Mutter Abschied". Der Linzer Bürger Johann Jax ließ zu Beginn unseres Jahrhunderts an Stelle des alten Bildes eine große, dasselbe Geschehen darstellende Figuren gruppe anbringen, während das alte Bild im Linzer St.-Barbara-Friedhof einen Platz fand. 2 Die Sage hat sich nun in mehrfacher Form des Urlaubsteines angenommen, wobei das Überwuchern des alten wie neuen Bildwerkes durch Efeu immer wieder von der ursprüng lichen Bedeutung des Namens ablenkte. Die Jahreszahl 1608, die man in Manneshöhe auf dem Felsen las, wurde als Hochwasser marke gedeutet. Sie erinnert aber in Wahrheit an die damals durchgeführte erste Verbrei terung des alten Donauweges. Aus diesem Anlaß wurde damals der Felsen teilweise abge sprengt und das vorerwähnte alte Bild angebracht. Eine andere sagenhafte Deutung leitet den Namen Urlaubstein vom Brauche der Linzer Handwerksgesellen ab, den scheidenden Wanderburschen bis zu diesem Stein das Geleite zu geben und dort von ihnen Urlaub zu nehmen. Eine dritte Meinung geht dahin, daß im alten Linz die Selbstmörder, die im geweihten Bereich des Friedhofes nicht bestattet werden durften, am Fuße des Urlaubsteines den Wogen der Donau übergeben wurden, welche sie, dem Stromstrich folgend, rasch davon trugen. 14 Die eiserne Hand An der Ecke Weißenwolff-Eisenhandstraße liegt das bekannte, alte Linzer Wirtshaus „Zur eisernen Hand". In seiner Eckstube hängt ein rostiger, verbeulter Eisenhandschuh an der Decke. Er befand sich einst an der nahen steinernen Marksäule, welche die Südostecke des Linzer Burgfriedens oder Stadtgebietes bezeichnete. Auf dieses Wahrzeichen beziehen sich zwei Linzer Sagen: 68 BIA 7, 7754 1. Dort, wo heute der Gasthof „Zur eisernen Hand" steht, lag einst, knapp außerhalb des Linzer Burgfriedens ein adeliger Freisitz. Seine Herrin, ein Edelfräulein, hielt einen riesigen, grimmigen Hund, der so wild wurde, daß sich niemand mehr getraute, ihn zu füttern. Die gute Herrin brachte daher selber ihrem Liebling das Futter. Sie trug allerdings dabei stets an ihrer rechten Hand einen eisernen Handschuh. Aber selbst diesen biß einmal der hungrige Hauswächter fast durch. Zum Wahr- und Warnzeichen ward der eiserne Handschuh ober dem Tor des Schlößchens angebracht. Die Beule des Hundebisses ist deut lich an ihm zu sehen. 19, 437/468; 59, 128 2. Im Jahre 1611 war ein Herr Guntram von Gera Besitzer des Schlößchens an der Süd ostecke des Linzer Burgfriedens. Seine Tochter Esther sollte nach dem Willen des Vaters den alten Achatz Willinger, Herr von Au und Hinterdobl, die Hand zum Ehebunde reichen. Sie liebte aber insgeheim den jungen Alfred von der Oedt zu Götzendorf. Er hatte Esther

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