OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Handlung dem Verf. Gelegenheit, zu der gerade in Oberösterreich viel diskutierten Frage der Herkunft des bairischen Volksstammes in sehr eindeutiger Weise dahingehend Stellung zu nehmen, daß die häufig erörterte Ostgermanentheorie abgelehnt und die schon im vorigen Jahrhundert von Zeuß ange nommene Abstammung der Baiern aus dem Verband der im Bojerland seßhaften Markomannen als die der Wahrheit am nächsten kommende Ansicht erneut empfohlen wird. E. B. Das große Buch der Alpensagen. Bilder von MariaRehm,NacherzählungenvonGretlVoetler, Einleitung von Univ.-Prof.Dr.Eugen Thumherr. Pinguin-Verlag,Innsbruck. 1965, 210 Seiten. Ein „Großes Buch der Alpensagen"? Der anspruchs volle Titel läßt aufhorchen. Wer die überquillende Fülle auch nur der österreichischen Sagensammlungen, z. B. der jüngst erschienenen „Salzburger Sagen"' kennt, erwartet ein Werk von mindestens 600-700 Seiten mit über 1000 Nummern,besonders wenn man bedenkt, daß die Autoren, wie sie im Vorwort mit teilen, es unternahmen, die Sagenwelt aller Staaten, die von den Alpen durchzogen werden, darzustellen. Sie mußten dazu also auch die Volksüberlieferungen von Frankreich, Italien, der Schweiz, Deutschlands und Jugoslawiens neben den österreichischen heran ziehen. Das Ergebnis sind aber sage und schreibe 58 Sagenerzählungen, die jedoch in einer, was unbedingt hervorgehoben werden muß, sprachlich sehr ansprechenden Textierung dargeboten werden. Bei der Aufteilung dieser wenigen Sagen auf die einzelnen Länder konnte natürlich für Oberösterreich nichts übrig bleiben. Das Hauptgewicht liegt auf den alpinen Kernbereichen in Tirol und Salzburg. Schade, daß man die Gelegenheit der Herausgabe eines so trefflich und mit so schönen Bildern aus gestatteten Buches nicht dazu benützt hat, in ähn licher Weise wie in den vorbildlichen sagen- und märchenkundlichen Werken von K. Haiding" den Texten einen wissenschaftlichen Apparat beizugeben, in dem die Überlieferung des Stoffes wenigstens für die österreichischen Sagenmotive angeführt ist. Aber auf diese wissenschaftliche Auswertung und Auswert barkeit der Sammlung wurde offenbar kein Gewicht gelegt, denn auch die sprachlich schöne Einführung von E. Thurnherr kann kaum als Beitrag zur öster reichischen Sagenforschung oder als summarische Darstellung der bisherigen österreichischen Forschungs ergebnisse gewertet werden. Verwunderlich ist auch das Verzeichnis der Literatur, der die Sagen ent nommen wurden. Denn es handelt sich dabei durch wegs nur um die zwar sehr verdienstvollen, umfang reichen Werke der Jahrhundertwende, die gesamte neuere Literatur,und darunter leider auch das große „Oberösterreichische Sagenbuch" von A. Depiny',ist den Herausgebern offenbar unbekannt geblieben. Gerechterweise aber muß gesagt werden,daß man die Absicht der Autoren und des Verlages verkennen würde, wollte man das Werk allein vom wissen schaftlichen Gesichtspunkt aus bewerten. Denn alle an der Herausgabe beteiligten Personen haben ihr Augenmerk im wesentlichen darauf gerichtet, ein ethisch hochwertiges, pädagogisch bestens zu emp fehlendes und künstlerisch ansprechendes Buch zu schaffen, das auch den strengen Anforderungen, die man billigerweise an ein gutes Jugendbuch stellen muß, in allen Belangen gerecht wird. Daß diese Absicht auch von zuständiger Stelle anerkannt und die Qualität des Werkes in dieser Richtung gewürdigt wird, beweist die Mitteilimg aufdem Schutzumschlag, daß „Das große Buch der Alpensagen" die Aus zeichnungerlebte,den„schönsten Büchern Österreichs" zugezählt zu werden und es vom Buchklub derJugend bestens empfohlen wird, ein Urteil, dem wir uns von dem zuletzt umschriebenen Gesichtspunkt aus un eingeschränkt anschließen. Wohl der Jugend, die sich an solchen Büchern erfreuen und ihren Heimat sinn bilden kann! E. B. 'J.Brettenthaler- M.Laireiter.Das Salzburger Sagen buch. Salzburg 1962. 'K.Haiding,Österreichs Märchenschatz.Wien 1953; drs., Österreichs Sagenbuch, Wien 1965. 'A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz 1932. Josef Brettenthalei^Matthias Laireiter. Das Salzburger Sagenbuch. Graphiken und Schutz umschlag von Richard Treuer. Salzburger Druckerei und Verlag.Salzburg 1962.503Seiten, 158 Abbildungen. Das Werk der drei Autoren, die alle dem Lehrerstand, einer als Landes-, einer als Bezirksschulinspektor, an gehören, muß in der sagenkundlichen Literatur Österreichs mit einem Stern versehen werden. 60 Jahre nach Erscheinen der Sagensammlung von R.Freisauffs'liegt nun nicht etwa eine Neubearbeitung oder Neuherausgabe dieses noch heute unentbehrlichen Werkes vor, sondern eine Neuaufnahme des Über lieferungsbestandes, an der sich (mittels Frage bogen) die gesamte Lehrerschaft dieses Bimdeslandes beteiligt hat'. Zum Ünterschied von dem großen „Oberösterreichi schen Sagenbuch" von A. Depiny (Linz 1932), das die überwältigende Fülle des von Depiny gesammelten Stoffes nur durch telegrammstilartige Kürzungen der Sagenberichte zu bewältigen vermochte und dabei oft wesentliche Züge unter den Tisch fallenlassen mußte, sind alle 358 hier vorgeführten Sagen (wie viel Material sich noch in den Tischladen der Heraus geber befindet, läßt sich aus den gelegentlichen an hangweisen Bemerkungen zu den einzelnen Berichten nur erahnen) vollinhaltlich wiedergegeben. In ihrer Textierung zeichnen sie sich durch schlichten und gerade in dieser Einfachheit packenden Vortrag aus, was ebenso wie die häufig angewandte direkte, oft in Mundart vorgebrachte Rede nicht nur die Echtheit der vielfach unmittelbar aus dem Volks mund aufgezeichneten Überlieferungen erkennen läßt,sondern das Buch auch zu einem hochgeschätzten Hausbuch der Salzburger Familien macht, um das sie die anderen Bundesländer beneiden können. Wie hier jede in den Sagenbüchern oft störende romantisierende Ausgestaltung fehlt, fehlt sie auch in den Illustrationen. Statt, wie dies sonst üblich ist, gewisse Höhepunkte der Sagenhandlung zeichnerisch festzuhalten, hat Richard Treuer auf diese Thematik dankenswerterweise vollständig verzichtet und gibt statt dessen in seinem feinsinnigen Buchschmuck in bezaubernd schönen Kleinkunstwerken die Land schaften und Gebäude wieder, in denen das Volk seine Sagen lokalisiert. Darüber hinaus vermittelt der geniale Graphiker in subtiler Detaildarstellung eine

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