OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Franz Eppel-Richard Rösener, Das Waldviertel in Bildern. Landschaft und Kunst. St. FeterVerlag, Salzburg 1966, 40 Seiten, 79 Schwarztveißbilder, 4 Farbtafeln. WasFranzEppelin seiner Kunsttopographie des Wald viertels in behutsam-kenntnisreicher Schilderung vor unseren Augen zu unverlierbarem geistigen Besitz er stehen läßt: die Einheit von Landschaft und Boden mit dem in diesem geographischen Raum sich voll ziehenden Schicksal seiner Bewohner, das sich in kulturellen Schöpfungen auswirkt, das wird in diesem Bilderwerk durch die Mitarbeit eines ausgezeichneten Lichtbildners zu monumentaler Schau. Aus rund 1500 Aufnahmen ausgewählt, erschließt die Bilder fülle dieses Bandes die heroische Größe dieses an nordische Landschaftsverhältnisse erinnernden Ge bietes, zeigt die schlichten Formen der bäuerlichen Siedlungen (einschließlich der sehr bemerkenswerten, noch erhaltenen mittelalterlichen Erdumwallung des Dorfes Rosenau), führt uns die prunkvollen Haus zierate der bürgerlichen Wohnsitze vor Augen, läßt uns die Strenge der Wehrkirchen und in gleicher An schaulichkeit die barocke, kirchliche Stilentfaltung erleben (wobei wir vor allem auf die Parallele zu den oö. Fischerkanzeln in Traunkirchen, Geboltskirchen und Fischlham in dem nö. Taubenbach aufmerksam machen) und zeigt uns schließlich eine ganze Ent wicklungsreihe der Adelssitze vom fast uneinnehmbar erscheinenden Wehrbau bis zu den lieblichen Archi tekturen der Waldviertler Schlösser. Jedes Bild wird von F. Eppel in einem kleinen, alphabetisch gereihten Artikel interpretiert und er hält dadurch über seinen bildhaften Aussagewert hinaus auch die Stellung zugewiesen, die ihm inner halb der kunsthistorischen und siedlungskundlichen Entwicklung des Waldviertels gebührt. E. B. Eberhard Kranzmayer, Die bairischen Kenn wörter und ihre Geschichte.H.Böhlaus Nachf. Wien 1960. 48 Seiten. 5 Kartenskizzen. Die methodischen Grundsätze der „polyglotten Dialektforschung", wie sie Th. Frings zur Unter suchung der Verhältnisse im deutsch-romanischen Grenzgebiet meisterhaft anwendet, auf jene ost alpinen Grenzgebiete von Österreich, der Schweiz, Italien und Jugoslawien übertragend, wo deutsche, slawische und romanische Mundarten einander be gegnen, und deren Ergebnisse verbindend mit dem für die Sprachgeschichte so wichtigen Ertrag seiner modernen „historischen Dialektforschung", verfolgt E. Kranzmayer in seiner mit Recht gerühmten Be herrschung aller linguistischen Phänomene die Ver breitung „bairischer Kennwörter", darunter vor allem jene gotischer Herkunft, die in den aneinandergrenzenden Dialekten der drei Sprachstämme in gleicher oder vergleichbarer Lautung und gleicher Bedeutung nachweisbar sind. Es zeichnen sich dadurch geographische, über Staats und Sprachgrenzen hinwegreichende Gebiete ab, auf die eine bestimmte und, wie E. Kranzmayer zeigt, in Süd-nördlicher Richtung wirkende kulturelle Beein flussung zu gewissen Zeiten stattgefunden hat, durch die diese von ganz verschiedenen Sprachgemein schaften bevölkerten Landschaften als kulturelle Einheiten erscheinen.Durch die klare Herausarbeitung einer z. T. sehr scharfen Wortgrenze, die sich mitten durch diese Sprachlandschaften hinzieht, wird E. Kranzmayers Untersuchung zu einem hochinteres santen und sehr bemerkenswerten Beitrag zur mittel europäischen Kulturraumforschung. Auch für Ober österreich darf angenommen werden, daß die Er gebnisse der Untersuchungen Kranzmayers für die Beurteilung einiger Erscheinungen der Volkskultur dieses Bundeslandes, soweit sie Parallelen im karantanischen Raum haben, nicht ohne Rückwirkung bleiben werden. So interessant in ihrer Gesamtheit diese Ergebnisse aber auch sind und so faszinierend die Beweisführung durch die Heranziehung historischer Belege sein mag, so ist nicht zu übersehen, daß der Weg, aufdem sie gefunden wurden, nicht jeglicher Problematik ent behrt. Denn nicht nur, daß, wie Kranzmayer selbst mehrmals angibt, manche der ausgewählten, als speziell „bairisch" bezeichneten Wörter auch in anderen deutschen Mundarten ihre Entsprechungen haben, wurden auch, vielleicht im Hinblick auf den nachzuweisenden historischen Zusammenhang, nur jene gotischen Lehnwörter untersucht, die dem kirch lichen Begriffsbereich angehören. Eine gleiche Be handlung auch der anderen aus demselben Sprach quell ins Bairische gelangten Wörter aber könnte, zumindest theoretisch, das vorgelegte Ergebnis mit unter wesentlich beeinflussen, was aufs Exempel einmal untersucht werden müßte. Auffallend ist auch, daß in dem Exkurs, der, nebenbei bemerkt,mit nach drücklicher Ichbetonung der doch von niemandem bestrittenen wissenschaftlichen Eigenleistungen des Verf. nicht gerade geizt, offenbar ganz übersehen vmrde, die tatsächliche Anzahl nicht der „Kemwörter", sondern der für sie vorhandenen, aus der historischen Dialektkunde bzw. der Feldforschung stammenden Belege und vielfach auch deren zeit liche und räumliche Lokalisierung (allgemeine An gaben genügen hier nicht) anzuführen, was doch not wendig wäre,um dem Leser eine Vorstellung von dem Gewicht des vorgelegten Materials in seiner Über lieferungsdichte und in seiner zeitlichen und räum lichen Streuung zu vermitteln. Hier helfen auch die winzigen Verbreitungskärtchen nicht weiter. Daß bei einem (mutmaßlichen) Maßstab, der mit 1 cm in der Karte etwa 250-300 km in der Wirklichkeit wiedergibt, die in der Feldforschung gewonnenen Belege aus den vereinzelten südlich der Alpen ge legenen Sprachinseln nicht ortsgetreu eingetragen werden konnten,liegt aufder Hand,ebenso aber auch, daß die verallgemeinernden, ganze Landschaften zudeckenden Signaturen unfehlbar den falschen Eindruck entstehen lassen, als wären die im Grund doch nur vereinzelten Belege in den betreffenden Räumen so sehr verbreitet, daß sie von Ort zu Ort anzutreffen wären. Schade, daß durch solche Einschränkungen das in seiner Konzeption so beachtliche, in seinen Details so vorzügliche Werk lediglich als Bekanntgabe per sönlicher Schlußfolgerungen des Verfassers erscheint und es den nachfolgenden Forschern schwer gemacht wird, an sie anzuknüpfen, einerseits um die Erkennt nisse Kranzmayers durch Nachprüfung zu bestätigen, andererseits um sie dturch exakt lokalisierbare neue Materialien, etwa bei gleichzeitiger Erschließung neuer Themenkreise, zu neuen Feststellungen weiter zuführen. Die Erörterung der gotischen Lehnwörter im Bairischen gibt schließlich als eines der Hauptprobleme der Ab-

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