OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

punkten das Heilsgeschehen sozusagen ab initio in Permanenz wiederholt. In seiner zutiefst in der katholischen Dogmatik und Liturgie verhafteten, aber mit bemerkenswerter Objektivität vorgetragenen Dar stellung gehört das Buch zu den Standardwerken der Heimatpflege und Heimatkunde. E. B. Hemricli Teutschmann,Adalbert Stifters gegen wärtiges Wort. Domach 1967, 100 Seiten. Als 9. Werk der Goetheanum-Bücher erscheint es in der Reihe der neuen Stifterbücher eben recht, weil es „am Sinnlichen das Sittliche in die Sphäre der Idee zu erheben vermag". So gebührt dieser Arbeit ein besonderer Platz. Diese Tatsache wird auch der an erkennen müssen, der den philosophisch-anthroposophischen Gedanken nichtfolgen will oder kann. Der Autor besitzt „das Geheimnis, mit sparsamen Worten viel zu sagen". Unter Anziehung der Aprent'schen Biographie, gestützt auf die profimde Kenntnis des Werkes, gelingt es ihm,neue Aspekte und Perspek tiven heranzubringen, wobei nicht nur die rosenkreuzerische Geistigkeit, das Thema der Läuterung, die Tätigkeit des Kolonisierens (Brigitta usw.), um nur einiges herauszugreifen, an Hand der Kapitel aufgezeigt werden. Dem Werden des Dichters wie seiner Dichtung entspricht auch der Aufbau des Buches. Über die Lebensskizze hinaus werden wir zur Erforschung des Menschen („Studien"), weiter über das „Göttliche Kind" („Bunte Steine") zu „In schöner Gesellschaft" („Nachsommer") und „Ztun Heilen berufen" („Witiko", „Mappe") geführt. Aus ihnen wird zugleich der Plan des Autors deutlich. Diesem entsprechend sind die einzelnen Abschnitte über knappe Inhaltsangaben hinaus auch gleichsam die Stationen in der Entwicklung des Dichters. Ganz klar wird ersichtlich, wie tief Stifters Schaffen im Organischen wurzelt. Das Dämonische ist nicht aus genommen, es erhält in Maß, Beherrschung und sittlicher Organisation seine Ordnung. Wir begegnen einem „Christentum der Freiheit in Liebe", wie es Goethe erst in seinem „Faust-Finale" erreichbar wurde. Doch scheint dem Autor trotz reicher Belesen heit leider Urzidils „Goethe in Böhmen" nicht greif bar gewesen zu sein, ein Werk, das wie kein anderes Stifters Verbindung zu Goethe klar macht. Das Schlußwort „Gegenwärtiges Wort" könnte auch als Einleitung stehen: so sehr ist das Buch in sich ge schlossen, Stifters Gläubigkeit wurzelt in seinem Jugenderlebnis. Der Autor sagt etwa bei „Granit",daß er den sittlichen Eindruck des unerschütterlichen Vertrauens in die Erde vermittle. So gegründet, vermag man auch das Unerforschliche ruhig zu verlieren. Vielleicht vermögen die wenigen Andeutungen, die ich geben kann, zu erhellen, aus welchem Geist hier Stifter gesehen wird, auch wie sich seit H. Bahrs Ehrenrettung Stifters (noch in den zwanzigerJahren!) Schau und Verständnis der Aussage in Stifters Werk vertieft hat. Teutschmanns Arbeit wird mit Recht viele Freunde finden. O. Kastner Bayerisch-österreichisches Wörterhuch.I.Öster reich, Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, herausgegeben im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften undbearbeitetvonViktorDollmayrundEberhard Kranzmayer unter Mitwirkung von Franz Roitinger, Maria Homung und Alois Pischinger. 1. bis 4.Ideferung,H.Böhlaus Nachfolger,Wien 1963 ff. Mehr als 50 Jahre sind vergangen, seit erstmals der Gedanke erörtert wurde, den allen Heimatforschem noch immer unentbehrlichen, aber überholungsbe dürftigen „Schmeller"in umfassender Neubearbeitung herauszugeben, oder noch besser, ihn durch ein völlig neues, nach modernsten Aufnahmemethoden erstelltes Wörterbuch der in Bayern vmd Österreich gesprochenen Mundarten zu ersetzen. Hiezu waren freilich umfassende Vorarbeiten durchzuführen, zu deren Einleitung sich ein ständiger Kontakt zwischen der Bayrischen und Österreichischen Akademie der Wissenschaften als nötig erwies. Bald ergab sich, daß inzwei Kanzleien,einerin Wien und einerin München, jedoch nach gemeinsamen Richtlinien, gearbeitet werden mußte. Bereits am 11. Juni 1911 richtete die österreichische Akademie der Wissenschaften eine eigene Kommission zur Durchfühmng dieser Arbeiten an der Materialsammlungfür das Wörterbuch ein, die schon im nächsten Jahr nach der Instruktion „Arbeits plan und Geschäftsordnung für das bayerisch-öster reichische Wörterbuch" mit der praktischen .Arbeit in einer eigenen Kanzlei beginnen konnte. Personell lag die Leitung dieser Kanzlei bis 1945 in Händen von A.Pfalz; hieraufwurde V.Dollmayr und nach dessen Tod E. Kranzmayer mit ihrer Führung betraut, dem die im Titel erwähnten Fachleute zmr Seite stehen. Allen diesen wissenschaftlich hochquali fizierten Kräften ist die Anlage des grundlegenden Hilfsmittels des Wörterbuches, des geradezu riesigen „Hauptkataloges" zu danken, der derzeit aus 1564 Karteikästen mit rund 3,5 Millionen verzettelten Einzelbelegen besteht. Das Material wurde im Latife der vergangenen 50Jahre zunächst mittels 109 Frage bogen zusammengebracht,für deren Ausfüllung eine 34 Seiten starke „Belehrung für den Sammler" aus gearbeitet wurde, die für sich allein schon eine kleine Mundartkunde darstellt.Daneben wurdensystematisch gedruckte Quellen zur bayrischen Mundart in Österreich exzerpiert und setzte bereits sehr früh auch die unmittelbare Feldforschung ein, die insbesondere von A. Pfalz und W.Steinhauser in umsichtiger Weise ausgeführt wurde, ehe E. Kranzmayer für sie eine geradezu virtuose Methode entwickelte. Gegenwärtig umfaßt das von diesen Kundfahrten eingebrachte Phonogrammarchiv Proben von rund 1500 Mundart sprechern aus ungefähr 1000 Belegorten. Neben der lexikographischen Aufnahme legten die Mitarbeiter der Wörterbuchkanzlei vor allem auch großen Wert auf dialektgeographische Feststellungen. Bereits 1924 hatten A. Pfalz vmd W. Steinhauser an die 20 Dialektkarten im Maßstabe 1:1 Mill.erarbeitet; heute kann man in der Wörterbuchkanzlei den in der Hauptsache von E. Kranzmayer ausgearbeiteten „Dialektgeographischen Atlas" bewimdern, der nicht weniger als rund 1600 Manuskriptkarten umfaßt. Trotz dieser enormen extensiven Arbeitsleistungen wurde auch die Steigerung der Intensität der For schungsmethode nicht vernachlässigt,so daß, wie einer Mitteilung E.Kranzmayersin der Einleitungzur ersten Lfg. des Wbs. zu entnehmen ist, die Kanzlei derzeit in der Lage ist, „die Feinheiten des innersten Sprachgefüges und der kleinsten Schwankungen von Ort zu Ort und irmerhalb verschiedener Altersschichten

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2