OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

ihrer Leibung einen Menschenkopf aufweisen, d. h. ebenfalls Tonkopfurnen sind^'. Es wäre durchaus denkbar, daß diesen Tellersaaten derselbe Symbolgehalt zugrunde liegt wie dem einfachen Aufstellen von Gefäßen mit Getreide. Dann würde sich aus diesen Zwischen gliedern erklären, warum gerade bei Bitten um Kindersegen im Wallfahrtsbrauchtum mit Getreide gefüllte Urnen verwendet wurden, wahrscheinlich aber auch, warum im selben Verbreitungsgebiet gleichgeformte Gefäße im Bestattungsbrauch gebräuchlich waren. In beiden Fällen liegt ihnen eine nicht zu verkennende Wachstums- und Auferstehungssymbolik zugrunde. Die Situation, in der die sieben Tonkopfurnen (sollte vielleicht auch die „heilige" Siebenzahl in diesem Zusammenhang von Bedeutung sein?) in St. Georgen angetroffen wurden, zeigt, daß sie mit Absicht und wahrscheinlich in einer letzten Handlung vor dem Verschließen des eigens zur Aufnahme der Knochen angelegten Stollens auf den Knochenstapel gesetzt wurden. Falls sich in ihnen einstens Getreide befunden haben sollte, kam unseren Aus führungen nach diesem Aufstellen der Gefäße eine außerordentlich symbolkräftige Bedeutung im Sinne eines Segenswunsches zu einer Auferstehung aller hier Beerdigen zu einem neuen Leben zu"^'. Freundliche Mitt. durch Herrn Museumsdireklor F. Schäffer, Eggenbiug. Möglicherweise sind über sehr weite Traditionsräume hinweg diese Schalen auch mit den provencalischen gallorömischen Schalen mit Kopfdarstellung in Verbindung zu setzen, deren Funktion allerdings noch nicht erforscht ist. (E.Burgstaller, Über einige Gestalten des Thomasbrauchtums in Oberösterreich. Mitt. d. Anthropologischen Ges. in Wien XCV. 1965, 306, wo auch die Frage der Identität von Mächten des Todes und der Fruchtbarkeit behandelt wird.) "Damit wäre aber auch eine geistige Brücke zu der Verwendung der prähistorischen und römischen Aschenumen gefunden. Denn auch diese nach einem menschlichen Gesicht gestalteten Gefäße, in die die Reste des Leichenbrandes gelegt werden, symbolisieren letzten Endes eine neue Gestaltwerdung des Verewigten.

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