OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreich1sche Heimatblätte-r des Gefängnisses und der Reckstube, der Folterkammer, Segenssprüche anzuheften. Wie wohltuend war gegenüber diesem düsteren Aberglauben des Rechtsgelehrten und angesehenen Bürgers von Linz der Bericht des Pflegers von Waxenberg, der seiner Meinung dahin Ausdruck verlieh, daß man es mit einem Narren zu tun habe, der nur Mitleid verdiene. Als die zwei Tage Bedenkzeit vorüber waren, die sich Endtschlöger zur Aussage über die Künste und Segen, die er gelernt habe, erbeten hatte, ließ der Pfleger Endtschlöger aus dem Gefängnis holen und forderte ihn auf, nun seine Aus'Sage abzulegen. Dieser aber bat um Verlängerung der Bedenkzeit. Nach ein paar Tagen aber ließ er durch den Gerichtsdiener melden, daß er nunmehr die Aussage leisten werde. Er wurde dem Pfleger vorgeführt. Ihm gegenübergestellt, verlor er die Sprache. Er machte bloß das Kreuzeszeichen. Als er aber zur Aussage gedrängt wurde, wiederholte sich derselbe Vorgang, der sich bei dem vorhergehenden Verhöre ereignet hatte; er wurde bleich, zitterte am ganzen Leibe und zeigte große Angst. Je länger dieser Zustand dauerte, desto heftiger wur<le er und Endtschlöger wurde ganz hinfälHg. Er konnte kaum mehr in den Turm zurückgehen. Damit aber verstärkte sich die Meinung des Pflegers, daß Endtschlöger in der Macht des Teufels stehe und mit ihm im Bunde sei, weil dieser so sehr Gewalt über ihn habe, daß er keine Geständnisse ablegen könne. Der Pfleger berichtete alle diese Vorfälle dem Dr. Seyränger naoh Linz, der nun ernSltlich darauf drang, an Endtschlöger die Folter anzuwenden, weil bei der Verstocktheit, die der Teufel an ihm bewirkt, kein freiwilliges Geständnis zu erwarten sei. Gerade die Bereitwilligkeit, zu bekennen, und dann die Unfähigkeit, das Bekenntnis auszusprechen, sah Dr. Seyringer als Beweis für das Bündnis mit dem Teufel an. Endtschlöger wurde nun vom Bader und vertrauenswürdigen Personen am ganzen Leibe genau untersucht und abgetastet. Man stellte Beulen an der Wade des rechten Fußes, sowie eine kleine Narbe am linken Zeigefinger fest. Von den Beulen sagte Endtschlöger, daß sie öfters hervortreten und ihn schmerzen; die Narbe am Zeigefinger aber rühre von einer Verletzung durch das Messer beim Krauthobeln her. Am 5. Juli wurde nun Endtschlöger in die Reckstube gebracht und an ihm durch den kaiserlichen Bannrichter, der eigens aus Linz geholt worden war, die Folter vollzogen. Die Reckstube wurde sorgfältig mit Weihwasser bespritzt. Unter den Qualen der Folter gestand Endtschlöger, daß er das Alraundl gar nicht als Geschenk des Bäckers Simandl erhielt, sondern er brütete es selbst aus. Er nahm ein von einer kohlsc.hlwarzen Henne am Maria Himmelfahrb,- tage gelegtes Ei und wickelte es in eine gelbe Blume, die er unter dem Galgen von Waxenberg ,gepflückt hatte. Dieses Ei [:!teckte er sich unter die Achsel. Nach siebzehn Tagen kam ein winziges Männlein hervor, das er sauber reinigte und dann in ein gelbes Mäntelchen hüllte. Hierauf taufte er es mit Weihwasser, das ihm der schon verstorbene Schulmeister gegeben hatte, auf den Namen Joseph. Es hatte Hände und Füße und ein grünliches Aussehen. Er 240

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