OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Schiffkorn: Heinrich Suso Waldeck und Oberösterreich Du Armer, daß Du immer so elend bist! 2 Minuten möchte ich Herrgott s_ein, und .. . ach, ich würde es halt wohl auch wieder so machen, wie der gütige liebe Vate,r im Himmel, der schlägt und tröstet, verwundet und heilt. Am 17. April wird im Festsaal des kaufmännischen Vereinshauses mein D-DurStreichquartett uraufgeführt. So werde ich nach 4. Jahren wieder in die öffentlichkeit gezerrt. Ich hätte es noch leicht und ge11.1e in der Verborgenheit ausgehalten. Bitte, nimm Bei-liegendes güUg an. Mir geht es nicht ab; ich brauche für mich nicht viel. Gott segne, stärke, erhalte Dich, lie-ber Suso! Dein ganz ergebener Franz X. Müller Der guten Schw. Lioba freundliche Grüße! • An F. X. Müller St. Veit, 14. IV. 42 Du mein lie-ber Bruder! Dank! Dank! Dieses Wort müßte ich eigentlich tausendmal hinschreiben; aber bei ,der heutigen Papilernot . . . Stelle Dir vor, ich läge Dir zu Füßen, um.faßte Deine ehrwürdigen Kniee und riefe stundenlang: Dank! Ungefähr so könnte ich Dir meine Freude über das Du verkündigen. Du schickst mir auch Geld, Du Guter. Ich wage weder, es rückzusenden, noch davon Gebrauch zu machen. Mtr geht es jetzt nicht schlecht; darum müssen wir bei der nächsten Zusammenkunft beraten, was mit dem Geld geschehen soll, das Du Dir entziehen willst. Daß Du jetzt in Linz aufgeführt wirst, freut mich ungeheuer. Mir hat davon Dr. Schnopfhagen gesagt. E-r war über einen Tag samt dem Prof. Reulterer, dem Geigel' vom Konservatorium, den i:ch bei ihm in Linz kennen gelernt und geigen gehört habe, hie-r in St. Veit, und beide haben mich besucht. Das waren zwei schöne Stunden. Beide haben von meinem lieben Bruder Xaver sehr schön, sehr respektvoll gesprochen. Mich hat der mir unbekannte Dr. Zöhrer mit einem sehr freundlichen Schretben eingeladen, an dem Jahrbuch „Stillere Heimat" mit~uarbeiten. Auf den Rat des Pfarrers Scheurecker habe ich zugesagt, ohne zu wissen, ob ich bei meinen vielen körperlichen Schmerzen und meiner Todmüdigkeit was ferti.g bringe. - Jetzt muß ich Dir ein Trauri,ges mitteilen. Mein junger Freund Dr. Willibald Wickenhauser, den Du bei mir gesehen hast, ist am 10. d. M. in Wien begraben worden. In Grimmenstein hatte sich seine Lungenkrankheit bedeutend gebessert, und er hat auf vollständige Heilung gehofft; aber -Oberarbeitung in einer Maturaschule hat seine Kraft aufgezehrt. Seine Mutter tut mir leid. Er war ein edler, entschieden lratholischer Mensch. Mir geht sein Tod sehr nahe. - Morgen, Mittwoch, erwarte ich einen lieben Freund aus Wien, einen Antiquitätenhändler, Dr. juris, Dragoner1;ittmei·ster a. D., 57 Jahre alt, katholisch. Er hat in Linz im Museum zu tun. Ich wollte ihn in Linz abholen, aber ich bin noch elend, und mein Freund verbietet es kräftig, ebenso der Arzt. Dieser verläßt leider in nächster Zeit St. Veit um ins besetzte russische Gebiet abzureisen, wo er eine Vertrauensstelle als Arzt antreten soll. Das ist ein Schlag für mich. Ich verliere einen wahrhaftigen Freund und edlen Wohltäter. · Meine liebe Schwester Lioba grüßt ehrerbietig. Jetzt eine wichtige Frage: Wann kommst Du? Seit ein paar Wochen machen die Autobuslenker Schwierigkeiten, FaJu,gäste, die nicht auf ihrer Strecke wohnen, mitzunehmen, aber nicht immer. Wenn ich wüßte, wann Du kommen wLllst, würde ich den betreffenden Chauffeur vorher bearbeiten. Der Wagen fährt ab Linz nur mehr nachmittags um etwa 17.20 und ab St. Veit früh 6 Uhr. Nun ade, mein Liebster! Es ist 3 Uhr früh. Ehre sei Gott! Dein Suso • An H. S. Waldeck 6. 5. 4.2 Mein lieber Suso! Ich setze voraus, daß Du Dir über die 20 RM Deinen wertvollen Kopf nicht zerbrochen hast. Die waren selbstverständlich als Zubuße für Rauchwaren-Erwerb gedacht. Verstehst Du! Somit erübrigt sich jede weitere Debatte und Aufregung [das heißt: Du kannst mit den paar lumpigen Mark tun was Du willst, aber zurück kommen sie mir nicht mehr]. Die Nachricht betreffs Dr. Wickenhauser hat mich tief betrübt; er war ein Mensch zum gern haben. 197

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