OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Schiffkorn: I:teinrtch Suso Waldeck und Oberösterreich Mein teuerer Meister, mögen Sie von Gnade das unvermeidliche Kreuz ertragen! In Dankbarkeit und Liebe St. Veit, 9. IV. 41 An H. S. Waldeck Viellieber Herr Professor! Gott gestärkt bleiben und mit seiner Ihr Suso Waldeck Wie hat mich die Nachricht, daß es Ihnen besser geht, erfreut! Und so.gar gekommen wären Sie! 0 das böse Wetter! War's denn bei meinem St. Veiter Besuch anders! - Bitte sobald als möglich nach Linz zu kommen. Denn Mitte dieser kommenden Woche beginnt die Räwnung meiner Wohnung; vom 29. April an wird meine Adresse lauten: Linz, Rudolfstr. 38/I. Mit St. Florian ist auch unser Haus hier in Linz unter die Räder gekommen. - Wir 3 Mitbrüder im I. Stock müssen fort, alle anderen Mietwohner.dürfen bleiben. Ja, die Schw. Lioba! Wollen Sie mir dieselbe herzlich grüßen und halt auch die gute Schw. Oberin und meine Konkurrentin, die Schw. Annunziata. Die Tante Li,si, die goldene Seele, hat Alles getan, mir eine Wohnung zu verschaffen. Nun bin ich halt in Rudolfstr. 38 gelandet •- worden. Alles, wie Gott ·will! - Ihre gütigen Wünsche, lieber H. Professor, seien auf das herzlichste erwidert. Mit vielen lieben Grüßen Linz, 11. ,.4. 41. .An F. X. Millle<r * Ihr Fr. X. Müller Undatiert Hochw., sehr verehrter Herr Professor! Morgen, Mittwoch, in aller Frühe, wollte Ich mit S. Lioba nach Linz kommen und irgendwie unsere Glückwünsche anbringen; da wir aber erst a,m Donnerstag nachmittags landen können, grüßen wir und glückwünschen wir herzlichst mit diese·r ärmlicllen Karte. Frieden und Freude! Ihr Suso Waldeck S. Lioba, F . D. S. In Verehrung. * . An H. S. Waldeck dzt. Groß-Piesenham, 20. 6. 41 Lieber Herr Professor! Nun bin ich schon fünf Tage hier, aber der fällige Brief wm nicnt gelingen. Könnte ich Ihnen die Ursachen dieser Hemmung erklären, - dann wäre ja auch der Brief geschrieben. Es ist aber da etwas, was mir gerade Ihnen gegenüber das Schreiben schwer macht. Wenn Sie auch kein „Geistlicher Herr" im üblichen Sinne sind, so stellen Sie doch eine starke priesterliche Natur dar. Wenn man mit Ihnen ·spricht, so steht man in einem Element der Güte, die einen fast mütte•rlich umfängt, daß man weioh, zutrruulich und schmelzbar wird. •- Kurz: Sie verführen mich zur „Beichte". Gerade dieser Verführung muß ich aber widerstehen, wenn ich vor mir bestehen will. Denn ich verachte den Selbstdarstellungstrieb, den Hang zur Selbstpreisgabe, zum Herzausschütten, die Erlösungssehnsucht und die Männertränen. Nun bin ich aber augenblicklich wieder in einem Zustand der Selbstzerworfenheit, in dem die Versuchung zur Beichte, der Wunsch nach Tröstung fast überwältigend ist. Wie soll ich Ihnen da schreiben können? Ich kann weder darüber sprechen, noch darüber hinweg reden. Denn es gibt nur eine echte Erlösung: das Selbstfertigwerden. Aus ähnlichen Gründen steigen mir auch die Zweifel an meinen dichterischen Bemüh\l!Ilgen auf. Ich mag meine Gedichte hin und her wenden, wie ich will, sie sind eine sublimierte Form des Sefüstdarstellens und - preisgebens, in Sprache umgesetzte Herzensseufzer und Hilferufe. Das hat aber mit Kunst nichts zu tun. Echter Kunst geht das Selbstfertigwerden voraus. Dann erst soll man ans Werk gehen. Ob miT dies je gelin-gten wird, weiß ich nicht. Im Augenblicke scheint mir das echte Quellen versagt zu sein. Es wäre daher konsequent, Ihnen auch keine Gedichte zu -zeigen. Aber das habe ich nun einmal versprochen. 13 "' 191

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