OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Wer sein vielleicht herrlichstes Gedicht ,Kleine Spitalsleiche' liest, wird wissen, wa'S ich da meine. Waldeck war ein echter Apostel Christi, des Trösters der Betrübten, des Erlösers der Bedrückten, des milden Freundes aller Unglücklichen, auch der ärmsten Sünder. In einer Zeit, die an Liebe vielfach Not leidet, ist eine Gestalt voll christusförmiger Liebe, wie Waldeck, ein Fanal, das ums den Weg zeigt in eine bessere, reinere Welt. Unsagbar ergreifend und für den großen Caritasapostel charakteristisch ist die Stelle in seinem oben erwähnten Roman, wo er von einer Ratte spricht, die am Gift, von dem sie naschte, zugrunde geht. Die Ratte ist doch ein elendes verachtete'S kleines Biest, es wird keinen kümmern, ob sie Schmerzen hat, wenn sie eingeht, ,hln wird'. Aber unser Dichter hat, ohne jede verkehrte Sentimentalität, den armseligen Tod des kleinen Nagers mit sparsamen Worten, aber mit einem solchen Hauch von Zartheit uns nahe gebracht, daß wir rufen: welche große Liebe, welch edles Herz redet hier, in allem Erschaffenen, selbst in dem minderwertigsten winzigen Organismus sieht Waldeck noch die schöpferische Spur, und von allem KreatürHchen, das leidet, wird er zu den reinsten Empfindungen angeregt." Im Nachlaß des Dichters, den Prof. Fr,anz Ser. Brenner dem Verfasser in entgegenko_mmender Weise zugänglich gemacht hat, finden sich unter einer Fülle von aufschlußreic::her Post neben der Korrespondenz der Enrica von Handel-Mazzetti noch so manch andere Briefe aus der Feder oberö'Sterreich:i:scher Schriftsteller und Dichter, die Zeugnis davon ablegen, daß Heinrich Suso Waldecks Hilfsbereitschaft und anteilnehmende Kameradschaft stich keineswegs auf p.en Wiener Kreis der Leostube allein beschränkte. Da verwendet sich Julius Zerzer, der nachmalige erste Träger des Envica von Hande~-MazzettiPreises, dem Oberösterreich zur zweiten Heimat wurde, am 2. Juli 1932 von Linz aus bei Heinrich Suso Waldeck für einen in Oberösterreich lebenden Dichter. Josef Renharot richtet in den Dreißigerjahren au,s dem Linzer Priesterseminar an den Dichter so manche Zeile, mit der er sich dem älteren geistlichen Mitbruder anvertraut. Arthur Fischer-Colhrie, dem großen Sohn der Stadt Linz, blieb es dann vorbehalten, durch seinen an Heinrich Suso Waldeck gerichteten Brief vom 2. Jänner 1936 jene Bekanntschaft mit Dr. Franz Schnopfhagen in die Wege zu leiten, die stich dann in den letzten Lebensjahren Heinrich Suso Waldecks nachhaltig ausgewirkt hat, wurde sie doch im wesentlichen mitbestimmend für den St.Veiter bezw. Linzer Freundes- und Bekanntenkreis des damals bereits sterbenskranken Heinrich Suso Waldeck. Eini.ge Absätze des besagten Briefes von Arthur Fischer-Colbrie seien hrl.er festgehalten, zumal sie für die Biographle des Linzer Meisters einmal Bedeutung haben werden: „Ich möchte Ihnen, sehr Verehrter, bei dieser Gelegenheit aber noch etwas Anderes sagen: Sie haben sich in mein innerstes Herz gesungen mit Ihrem unerhört schönen Lied ,Die späte Grille'. 180

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