OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Schließlich war Theodor Berger ein ganzes Menschenalter (1900 —1932) Schullehrer der einklassigen Volksschule zu Kümpling unweit Neumarkt-Kall ham. Hier wurde G. Wieninger, Schärding, sein großer Erzieher. Neben seiner ganz modern anmutenden Tätigkeit, dem Unterrichte in der freien Natur, neben seiner ersprießlichen heimatkundlichen Forscherarbeit auf dem Gebiete der Schärdinger Heimatkunde brachte eigentlich ein Zufall den Schulleiter Theodor Berger auf ein neues und ihm doch altvertrautes Gebiet. Theodor Berger war als trefflicher Musiker auch Organist; zur Entlohnung für diese Tätigkeit bekam er ein Stück Grund zur eigenen Bearbeitung. So fand er zum Gartenbau, zur Obst¬ baumpflege, zur Imkerei. Als echter Lehrer verwendete Theodor Berger nun alle praktisch erworbenen Kenntnisse nicht nur für den Schulunterricht, sondern auch für die bäuerliche Fortbildung. Zwischen 1907 und 1914 veranstaltete er Obstbau¬ und Obstverwertungskurse für Mädchen sowie Koch- und Haushaltungskurse für Jungbäuerinnen. Damit wurde er zu einem Pionier des ländlichen Fortbildungs wesens. Durch Verkehr mit hervorragenden Pomologen des In- und Auslandes erwarb er sich als Obstkenner einen Ruf, der über die Grenzen seines Heimat landes hinausging. Daneben war er in den Liedertafeln Kimpling und Neumarkt als Chormeister, bezw. Liedertafelobmann und in den Feuerwehren derselber Orte als Feuerwehrhauptmann und Bezirksverbandsobmann erfolgreich tätig. Ein Hauptarbeitsgebiet Bergers aber war die Heimatkunde. Als Obmann des Schärdinger Heimatbundes wurde er Korrespondent der Centralkommission für Denkmalpflege, Mitglied des Arbeitsausschusses für die Sammlung von Volks¬ liedern (Referent für den Hausruckkreis) und Mitarbeiter der Volksliederzeitschrift Professor Pommers. Dann kam der erste Weltkrieg, den Berger zuerst als Radiotelegraphist und später als Leutnant in Russisch-Polen mitmachte, wobei er sich mehrere Aus¬ zeichnungen erwarb. Nach dem Zusammenbruch von 1918 widmete er sich der Politik; von 1919 — 1926 Landtagsabgeordneter und von 1926 — 1932 Bundes rat, diente er in diesen Stellungen als reiner Idealist der freiheitlichen Bauern partei. Im Kampfe um die Errichtung der Gemeinde-Krankenkasse für landwirt schaftliche Dienstboten hielt er gegen 200 Vorträge. Er zog sich aber schließlich enttäuscht aus dem politischen Leben zurück und war von 1932 —1935 wieder Oberlehrer in Neumarkt. Im Februar 1935 wurde er in den Ruhestand versetzt Nun fand er nach einer fast zwanzigjährigen Pause wieder den Weg zur Heimatforschung, zur Heimatpflege (Naturschutz), zur Volksbildung auf heimat licher Grundlage. Er setzte seine Arbeiten über die Messerer-Innung zu Steinbach fort, beschäftigte sich aber vor allem mit der Volkskunde im Grenzgebiete Innviertel-Landl. Man kann Berger heute als den besten Kenner der Kulturlandschafts- und Volkskunde im Innviertler Tore zwischen Sauwald und Hausruck bezeichnen. Er studierte die Wesensart der hier in Grenzlage befindlichen Volksschläge, er be¬ schäftigte sich in gleicher Weise mit Brauchtum, Lied, Spruch und Spiel. Daneben 184

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