OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter 1950) überqueren daher nicht weniger als 36 Zugs-, 38 Autobus- und 28 Schiffs¬ paare die Grenze (Winter 1949/50: 30 Zugs-, 26 Autobus- und nur 7 Schiffs¬ paare, da die Querschiffahrt auf dem Wolfgangsee im Winter eingestellt ist). Die gegenwärtige Verkehrshäufigkeit beträgt 53,5, also mehr als das Zehnfache der bayrischen Grenze! Allerdings sind 50% des Verkehrs Lokalverbindungen inner¬ halb des durch die Grenze zweigeteilten Salzkammergutes. Der willkürliche Grenzverlauf wird begreiflicherweise nur allmählich von Wandlungen in der Kulturlandschaft unterstrichen. Attergau und Mondseeland sind bereits stark salzburgisch beeinflußt (Salzburger Einhaus!), das Salzkammer¬ gut als Fremdenverkehrsgebiet, im weiteren, nicht historischen Sinne aufgefaßt, reicht sogar über zwei Ländergrenzen, die salzburgische und die steirische. Steirische Grenze Die Südgrenze unseres Heimatlandes hat klarerweise in allen ihren Wesens¬ zügen am meisten hochalpinen Charakter. Merkwürdig ist aber, daß in der Märkung nicht die Kammgrenzen die überragende Rolle spielen, die man ver¬ muten würde. Dies hängt mit dem plateauförmigen Charakter der nordöstlichen Kalkalpen zusammen, in unserem Falle also mit dem Grenzverlauf auf dem Dach¬ steinmassiv, am Sarstein und auf dem Toten Gebirge. Die Grenzabschnitte zwischen Torstein (2947 Meter) und Koppenkarstein (2885 Meter) am oberen Rand der Dachstein-Südwand, am Ostrand des Sarsteinplateaus und an den Nordabstürzen des Toten Gebirges zwischen Weißhorn (1753 Meter) und Rotgschirr (2257 Meter) nützen die durch die Steilränder dieser Kalkstöcke gebotene Märkungsmöglichkeit zwar aus, doch der größere Teil der auf diesen Stöcken verlaufenden Grenzabschnitte geht quer über die öden Karsthochflächen. Bezeichnend für diesen Zug der steirischen Grenze ist vor allem der Abschnitt in der Stodergruppe zwischen Großem Hochkasten (2378 Meter) und Brieglersberg (2118 Meter), wo die Grenzlinie in einer meridional verlaufenden Geraden ein bis zwei Kilometer westlich des durch Kare bogenförmig zerfressenen Steilrandes der Kalkhochfläche führt. Diejenigen Ab¬ schnitte hingegen, wo sich die Grenzlinie an die Steilränder hält, können mit den eigentlichen Kammgrenzen gleichgesetzt werden. Diese finden wir im östlichen Teil, wo in den Ennstaler Alpen, ja bereits in der Warscheneck-Gruppe der Ketten¬ gebirgscharakter wieder mehr zur Geltung kommt. Die Grenze südlich des Warscheneckgipfels überquert allerdings wieder ein kurzes Stück Plateaugelände. Östlich der Pyhrgasgruppe schließlich handelt es sich um eine Schlucht- und Bach¬ grenze, die den Laussagraben talaus führt, ein kurzes Stück dann der Enns in der Enge von Altenmarkt abwärts folgt und über den Frenzgraben den Drei¬ mark auf der Voralpe (1727 Meter) erreicht. Beim Vorwiegen der meridionalen Steichungsrichtung in den Ennstaler Voralpen ist die Benützung der Gräben erklärlich. Ohne Rücksicht darauf, daß mehr als die Hälfte der Grenze nicht gemärkt ist, besitzt jedoch die steirische Grenze den stärksten Hindernischarakter. Fast in der Hälfte ihrer Länge ist sie als Schartengrenze anzusprechen, weil nur Saumpfade 146

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