OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Maurer: Zur Wertung der oberösterreichischen Grenzen 1918 bestanden: außer den beiden Bundesstraßen nach Kaplitz und Krummau überschreitet noch die Bundesstraße Aigen - Unterwuldau über den 848 m hoher Sattel von Oberhaag die Grenze und zehn weitere Straßen queren sie ebenfalls. Die tschechische Grenze bildet also ein Musterbeispiel dafür, wie die politischen Verhältnisse die natürliche Verkehrsgunst in ihr Gegenteil verkehren können. Bayrische Grenze Nur der Grenzabschnitt zwischen Böhmerwald und Donautal zeigt in Mär¬ kung und Hindernischarakter noch Ähnlichkeit mit der tschechischen Grenze, an¬ sonsten aber bilden Donau, Inn und Salzach schwer überschreitbare Stromhinder nisse, die zwischen Engelhartszell und Passau, Schärding und Passau und südlich Burghausen durch Engtäler verstärkt werden. Eine Ausnahme stellt nur die „Inn¬ stadterklave“ zwischen Donau und Inn dar, wo die Grenze ein kurzes Stück ein welliges Hügelgelände überquert und durch die Nähe Passaus, die ja diese Grenz ziehung ausgelöst hat, stark verkehrssammelnd wirkt. Die Stromgrenzen an Donau, Inn und Salzach werden nur durch fünf Brücken (bei Schärding, Braunau, Ach und St. Radegund) und durch eine Auto¬ fähre bei Kasten übersetzt und so können wir sie als Lückengrenze ansprechen. Nur die Innstadterklave und der Abschnitt zwischen Böhmerwald und Donautal sind Durchgangsgrenzen. Trotz der engeren westöstlichen Verkehrsbeziehungen, die dem Zug des Alpen vorlands folgen, ist die Verkehrswegdichte infolge der Stromgrenzen kleiner als bei der tschechischen Grenze (9,9). Es handelt sich hierbei um die vor allem dem Güterverkehr Linz-Regensburg dienende Donau, die zweigleisige Bahnlinie Schär¬ ding - Passau und die eingleisige Strecke Braunau - Simbach, ferner um 6 Durch¬ gangsstraßen und 8 Lokalstraßen. Zu bemerken ist ferner, daß die Bundesstraße Braunau - Simbach gegenwärtig noch durch die erst im Wiederaufbau befindliche Braunauer Straßenbrücke unterbrochen ist und die Verbindung durch Fährverkehr aufrecht erhalten wird. Da die bayrische Grenze ebenfalls Staatsgrenze ist, ist auch die Verkehrs¬ häufigkeit gering, jedoch jetzt wieder im Steigen begriffen und höher als bei der tschechischen Grenze (4,9). 9 Zugspaare überqueren nach dem Sommerfahrplan 1950 die Grenze, davon 7 bei Passau, 2 bei Simbach 5). Der Verkehrswert ist mit 48,5 allerdings noch sehr gering. Die Unterschiede in Natur- und Kulturlandschaft sind hier an sich unbe¬ deutend, doch sondert sich das Innviertel zusehends mehr von Niederbayern ab und richtet sich nach den Kernlandschaften Oberösterreichs aus. Allmählich ver¬ ändert eben jede Grenzziehung zuerst die Verkehrsbeziehungen, schließlich aber das Bild der gesamten Kulturlandschaft, auch wenn keine gewaltsamen Eingriffe wie etwa bei der tschechischen Grenze erfolgen. 5) Der Güterverkehr betrug über Wernstein 4456,2 Tonnen, auf der Donau 1679,4 Tonnen und über Braunau 160,3 Tonnen im Tagesdurchschnitt 1949 (O. S. Nachr. vom 17. Juni 1950). 143

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