OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Burgstaller: Die Traunkirchener Felsinschriften sondern auch auf vorgeschichtlichen oberitalienischen Felsinschriften, in der Val Camonica nämlich, wo es in der gleichen Ausführung wie auf den Externsteinen im Harz vorkommt (Weigel, a. a. O. S. 21 f). K. Th. Weigel belegt es außerdem aus den Dreschtennenritzungen im Schwarzwald (a. a. O. Abb. 5) und geht seiner Verbreitung auch im nordeuropäischen Raum nach. Er verweist dabei insbesondere darauf, daß Z, im ABCdarium Normannicum eine „Wechsel¬ form der Yr-Rune“ (Z,) darstellt (a. a. O. Abb. 24). Wie wir wissen, kommt dieses Zeichen Z, auch in Traunkirchen vor und zwar bestimmt nicht als ein Ausfluß der politischen Volkskunde des letzten Jahrzehnts, während welcher Zeit es als Sinnbild des Todes bekanntlich auch auf Grabmälern verwendet wurde, denn gegen eine solche Auslegung spricht die dazugesetzte (echte) Jahreszahl 1860 und die Häufigkeit von konstruktiven Schmuckformen dieser Art im Innviertel (an den sogenannten Bundstadeln) und am Stadelbau der nahen St. Wolfganger Gegend. Damit gelangen wir zur Besprechung der sinnbildhaften Zeichen, unter denen wir das Christogramm bereits hervorgehoben haben. In dieselbe Gruppe gehören die kleinen Armen-Seelen-Kreuze wie die größeren ein- und zweibalkigen Kreuze. Als Sinnbilder des Volksglaubens treffen wir den Lebensbaum (ebenfalls auf Ritzzeichnungen des Schwarzwaldes, Weigel a. a. O. 37f, Abb. 2), das Herz (Schwarzwald, Weigel a. a. O. S. 38 f, Abb. 9, 18) und die Raute (Schwarz¬ wald, Weigel a. a. O., S. 20 f, 38 ff, Abb. 17). Ihnen allen liegen die Wünsche und in kürzeste Formeln gefaßten Gebete für das Seelenheil der hier verewigten Toten zugrunde. Eine Dámonenabwehr stellt wohl das sogenannte „Schrattelgatterl“ Z, dar, dem wir in gleicher Ausführung, wenn auch in stattlicher Größe im Innviertel häufig begegnen, wo es in roter Farbe groß und breit über Stadel- und Scheunen¬ tore gemalt ist, um den unheimlichen Mächten, vor allem den Hexen, den Eintritt zu wehren. Welche Bedeutung den Zeichen Z,1 Zis innewohnt, ist nicht ersichtlich. Symbolcharakter scheint auch der genannten Tierfigur zuzukommen. Als Gewerbe¬ zeichen dürften das Boot und die Breze anzusehen sein, die möglicherweise auf den Beruf eines hier durch das Denkmal verewigten Fischers (Schiffers) oder Bäckers hinweisen, doch besteht auch die Möglichkeit, das Boot als Andeutung eines Unfalls auf dem See aufzufassen, wofür sich Parallelen im nahen Kalvarien¬ bergkirchlein fänden, nämlich große Votivbilder, die schwere Bootskatastrophen darstellen. Es steht auch die Möglichkeit offen, im Boot ein Sinnbild der Überfahrt in das Seelenreich oder ein Auferstehungs- und Frühlingssinnbild zu sehen. Des¬ gleichen würde die Breze, die wir übrigens auch an der Hundskirche bei Kreuzen antreffen, Symbolcharakter gewinnen, wenn wir sie mit der bayrischen Gepflogen¬ heit in Verbindung setzen, zu Allerseelen die Gräber mit großen Brezen zu schmücken oder derartige Gebäcke an Patenkinder auszuteilen. Nach dem Bisherigen scheint auch die Deutung des eigenartigen, dreieckigen Gebildes mit dem aufgesetzten Kreuz und eingeschriebenen Trapez möglich, das 131

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