OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Wurm: Die Geumann auf Gallspach Orden an Schwund und Disziplinlosigkeit der Mitglieder, so daß er seiner Auf¬ gabe, eine Abwehrformation gegen die Türken zu sein, nicht genügen konnte. Hohnlachend zogen die Türken an den Mauern und Türmen der Ordensveste Millstatt vorüber und plünderten die Dörfer der Umgebung. In einer solchen Lage suchte Hans Geumann zu retten, was zu retten war, wurde der Schwierigkeiten zwar nicht Herr, ging aber auch nicht unter. Solange Maximilian lebte, war noch Hoffnung auf Gedeihen, denn er vermehrte den Besitz des Ordens, Hans Geumann selbst erlangte 1512 durch das Vermächtnis der letzten Kranichbergerin die Herrschaft Petronell, aber mit dem Tode des Kaisers verlor der Orden seinen eifrigsten Förderer. Nur mit Wehmut mag Geumann seinen Namen an erster Stelle in der Liste der Testamentsexekutoren gelesen haben 56). Ferdinand I. war nicht mehr so romantisch veranlagt, wie Vater und Großvater, ja Kaiser Karl V. mußte ihn 1520 sogar mahnen, dem Orden wenigstens nichts zu nehmen. Das Schwinden der landesfürstlichen Gunst zeigt sich am besten im Zurück¬ treten der hochmeisterlichen Ansprüche auf das Bistum Wiener-Neustadt. Es war nämlich eine der seltsamen Ideen Friedrich III. gewesen, das von ihm erst 1468 gegründete Bistum dem St. Georgsorden zu inkorporieren, um den Orden finanziell zu heben. Diese Verquickung von Ritterorden und Domkapitel war eine Quelle unaufhörlicher Streitigkeiten, denn, wenn es noch denkbar war, daß die Domherren als Priesterbrüder in den Orden traten, so ließ sich doch das Verhältnis zwischen Bischof und Hochmeister keinesfalls befriedigend regeln. Geumann, dem die Last zu schwer wurde und der auch beim Landesfürsten wenig Rückhalt fand, zog die Folgerung aus der veränderten Lage und überließ die Domkirche samt einigen Herrschaften dem Bischof Dietrich, der seinerseits die Bekleidung und Verköstigung aller Personen des Bistums, der Pfarre und des St. Georgsordens zu Wiener-Neustadt übernahm und schließlich dem Orden beitrat 57). Geumann erlebte noch die Genugtuung, daß Ferdinand I., wohl unter dem Eindrucke der steigenden Türkengefahr, auch dem kleinen Häuflein der Georgsritter, das die vorgeschobene Bastion Millstatt hielt, seine Huld zeigte und ihm einé größere Schenkung zuwandte. Gegen Abtretung einiger unwesentlichen Stücke erhielt der Orden am 1. Jänner 1529 die Propstei Wörth und die Lehen¬ schaft der sehr bedeutenden Pfarre St. Lorenz im Mürztale 5 Es war der letzte Heilversuch an einem hoffnungslosen Kranken, die letzte Freude, die der wackere Hochmeister Hans Geumann erlebte. Am 23. Dezember 1533 starb er zu Gmünd in Oberkärnten an der Pest. Wenigstens blieb ihm die Enttäuschung erspart, den gänzlichen Niedergang und Verfall mitansehen zu müssen. Soweit wir sehen, war Hans Geumann ein treuer Verwalter seines 56) Schlüsselbergerarchiv Hs 111 (im o. ö. Landesarchiv). Burkhard Seuffert, Drei Register¬ S. 318. 57) Latzke, a. a. O., S. 593. 58) a. a. O. 121

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