OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter verehelichte *0), im darauffolgenden Jahre legte er die Pflegerstellen nieder 50 und daß er sein Gallspacher Erbe an die Vettern verkaufte, ist uns schon bekannt 51 Es war sehr schön von ihm, daß er dabei auch der Pfarre Gallspach gedachte und gegen eine Stiftung den Pfarrhof von jeglicher Jurisdiktion und Dienstforderung der Grundobrigkeit befreite 52). Er wäre auch gar nicht mehr in der Lage gewesen, der kleinen Stammherrschaft besonderes Augenmerk zu schenken, da er mittler¬ weile zum Vertrauten Kaiser Maximilians I., dieses Talententdeckers und be wußten Förderers der niederen Ritterschaft, vorgerückt war. In hohem Ansehen beim Kaiser stehend, dessen geheimer Rat er war, hat er mehrfach in diplomatischen Missionen sein Geschick bewiesen 53) Der tüchtige Mann machte auch im Orden seine Laufbahn, war seit 1500 Komtur, dann Marschall, nach dem Ableben des ersten Hochmeisters Hans Sieben hirter († 10. September 1508 in Millstatt) zunächst Verweser des Hochmeister¬ tums und von 1518 angefangen wirklicher Hochmeister. Die Bereitschaft zur Übernahme der Hochmeisterwürde läßt in Hans Geumann das erkennen, was sein Name besagt, den Mann aus dem Gäu, den Mann der Scholle, der aus dem Trattnachtale unverbrauchte Kräfte mitbringt, um sie auf verlorenem Posten einzusetzen. Es mußte einer eisernes Pflichtgefühl, Idealismus und gute Nerven haben, wenn er an der Spitze eines Ordens stehen wollte, der nicht leben und nicht sterben konnte. Um die Leistung Hans Geumanns zu würdigen, müssen wir kurz die unheilvolle Lage andeuten, in der sich der Georgsorden von Anfang an befand. Schon in der Geburtsstunde des neuen Ritterordens 54) zeigt sich eine höchst bedenkliche Erscheinung, die sich bei allen kirchlichen Gründungen Friedrich III beobachten läßt: das Mißverhältnis zwischen Wollen und Können des Stifters die unzureichende materielle Grundlage, die zumeist erst durch Beseitigung älterer kirchlicher Einrichtungen gewonnen werden mußte. Und wenn der Georgsorden auch im Laufe der Zeit zu einer recht anschaulichen Besitzmasse gelangte, so war diese erkauft durch oft recht wunderliche Inkorporationen und Kumulationen, die verwickeltste Rechtsverhältnisse entstehen ließen und die Quelle endloser Streitig¬ keiten wurden 55). Schon am Vorabend der Reformation stehend, krankte der 40) a. a. O., 2. Jänner 1499, Verschreibung Jörg Galers betreffend Heiratsgut und Wider lage seiner Gattin Margareta, Tochter des weiland Christoph Geumann. 50) a. a. O., 26. Juni 1500, die Bevollmächtigten Kaiser Maximilians I. stellen dem Hans Geumann, Komtur des Georgsordens, nach gelegter Rechnung über die Verwaltung seiner steirischen Pflegherrschaften ein Absolutorium aus. 51) Siehe Anmerkung 44. 52) Der Stiftbrief bei Hoheneck Teil 1 S. 153 vom 21. Oktober 1500 erwähnt den Namen der sonst unbekannten Gattin Hans Geumanns. 53) Privatarchiv des Hochmeisters Hans Geumann, 10. März 1505, Ausweis der Tag¬ gelder, welche dem Hans Geumann als kaiserlichem Einnehmer des von der n. ö. Landschaft zur Römerfahrt des Kaisers bewilligten außerordentlichen Anschlags für die Zeit seiner Dienst¬ leistung gebühren. 52) Gründungsbulle Papst Paul I. vom 1. Jänner 1469. 55) W. Latzke, Die Klosterarchive in: Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staats¬ archivs, Bd 3 (1938) S. 584 ff. 120

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