OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Wurm: Die Geumann auf Gallspach Über das restliche Drittel gebot die Stefanische Linie, die aber keine besondere Bedeutung erlangte. Ihr gehören an: Stefan d. J., Bartholomäus und Gotthard, wenig leistungstüchtige Männer, von Stefan abgesehen, der dem Orte Gallspach 1439 das Marktrecht gewann 35). Besser bezeugt und auch weitreichender in ihrem Wirken ist die Christophische Linie, die uns nun vornehmlich beschäftigen soll. Ihr gehören an: Heinrich III., Ortolf II. und Christoph II., die am 24. Februar 1453 das ihnen von ihrem Vater Christoph hinterlassene Gut teilen 36). Von Christoph ist wenig zu sagen, Ortolfs II. (1453 —1485) Wirken greift über die schollegebundene Schranke hinaus zum erstenmale in die Landespolitik ein 37), Heinrichs III. Geschick, das wir um der seltsamen Verstrickung willen besonders im Auge haben, umkleidet ein tragischer Schimmer. In den Tagen Friedrich III., da die Staatsgewalt beinahe zur Ohnmacht verurteilt war, griffen Bürger und Adelige in steigendem Maße zur Selbstwehr Fehde- und beutelustige Scharen durchzogen das Land. Die Fehden entstanden meistens dadurch, daß einerseits die Adeligen Maut- und Handelsrechte verletzten, während andererseits die Bürger die Stadthäuser der Adeligen mit Abgaben belegen wollten. Aus diesen oder ähnlichen Ursachen¬ der genaue Hergang ist nicht bekannt — geriet nun auch Heinrich Geumann mit der Stadt Steyr in einen unheilvollen Zwist. Reibungsflächen waren dadurch gegeben, daß der Geumann den halben Hof vor dem Haus zu Gailsbach und den Teil an der Lehenschaft zu Schwarzgrub. — Der Neidhartsberg ist der heutige Tirolerhof. 35) Siehe Anmerkung 6. Das Urbar der Herrschaft Gallspach 1526 (o. ö. Landesarchiv) erwähnt folgende Burgrechte und Häuser: Wirt auf der Taferne, Stefan Fleischhacker, Wolfgang Schuster, Hans gegenüber, Sigmund Eckpeter, Wirtlmühle, Hans auf der Einwerger Behausung Patschenmair, Müllner auf der Wies, Liendleins Behausung, Florian Schneider, Schmied, Jorig bei dem Brunn, das Brunnmeisterhäusl, Eyspaur auf des alten Richters Behausung, Bader, Oberhaus, Dietrich. Der Markt wax also damals nicht viel über ein Dorf hinausgewachsen. Einer armen Bürgerschaft im ersaigerten Markte Gallspach demütiges Bitten vom 23. Dezember 1633 (Marktarchiv Gallspach) besagt: im Markte Gallspach sind nicht mehr als 24 Häuser be¬ wohnt. Nach dem Hoheneckschen Gesamturbar 1725 zählte der alte Markt 60 Häuser, der neue Markt, der an Stelle herrschaftlicher Ställe angelegt worden war, 23 Häuser und 1812 unter¬ scheidet Seethalers Beschreibung eben diese beiden Teile und dazu noch die St. Georgergasse das Unterort und die Teichhäuser mit zusammen 115 Wohnhäusern. 36) O. Ö. Landesarchiv. Urkundensammlung, Geschlechter, Geumann. 37) Er war von 1462 bis 1469 Pfleger auf Schloß Kogl und trat als solcher nach dem Tode des Herzogs Albrecht mit einem gewagten Experiment hervor. Er setzte seine Karte auf Herzog Siegmund von Tirol, berichtete ihm als erster von Linz aus am 10. November 1463 den Todesfall des früheren Lehensherrn und bat um Hilfe, damit er das ihm anvertraute, dem Herzog wahrscheinlich verpfändete Schloß vor Gewalt bewahren könne. Ja auf dem Landtage in Linz 13. Dezember trat er ganz offen auf Siegmunds Seite und erklärte sich bereit, ihm das Schloß Kogl einzuräumen (F. X. Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns von der ältesten bis zur neuesten Zeit, Bd 1 (Linz 1846) S. 149). Schließlich wurde ja nicht Siegmund, sondern Friedrich Landesherr im Lande ob der Enns, aber dem Geumann schadete die Extratour nicht, er blieb weiterhin Pfleger von Kogl und erhielt sogar am 6. April 1464 das halbe Schloß Tratteneck als landesfürstliches Lehen (J. Chmel, Regesta chronologica-diplomatica Friderici III. romanorum imperatoris (Wien 1859) Nr 4.060). 117

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