OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Buchowiecki: Romanische Landkirchen in Oberösterreich Säulen. Der Halbkreisbogen des Portals ist seltsam gequetscht und entbehrt, da die Türöffnung bis zum Bogenscheitel reicht, eines Tympanons. Eine in gotischer Zeit oder noch später erfolgte Veränderung des ursprünglichen Zustandes steht außer Zweifel. Die Musterung der Gewändesäulen mit schraubiger Riefelung und zwei- bis dreistreifigem Bandgeflecht, sowie die Belebung der Pfostenkehlen mit aufgesetzten Schellen ist beachtenswert. Ihre Bekrönung erfahren die eingestellten Säulen durch Würfelkapitäle, soweit sie nicht, zusammen mit dem Kämpferstein, im Bereich des Tordurchlasses abgearbeitet wurden. Die spärliche, aber wichtige Bauplastik gehört nicht in den Rahmen unserer Betrachtungen. Zu diesen Denkmälern würde noch ein Bau des 13. Jahrhunderts treten, der gemeinhin als „romanisch“ angesprochen wird: der Karner St. Barbara in Mauthausen. Er ist vielleicht um 1250 errichtet worden und scheint, wofür seine Lage im Osten des Landes fast eine Art Beweis erbringen könnte, mit der von Donin oftmals untersuchten, vorwiegend in Niederösterreich tätigen soge nannten „donauländischen“ Hütte in Zusammenhang zu stehen. Werke dieser Bau¬ hütte stünden jedenfalls nicht fern von Mauthausen auf niederösterreichischem Boden. Dieser Werkverband bedient sich wohl noch romanischer Zierweise, besitzt aber bereits eine vorläufige Kenntnis der gotischen Bauweise und fällt somit nicht mehr in den Rahmen unserer Ausführungen. Möglich, daß von dieser Hütte auch die Stadtpfarrkirche zu Linz geschaffen wurde, die nach der durch den Aufschwung unter den letzten Babenbergern verursachten Ausdehnung des ursprünglich nur im Schatten des Schloßberges zusammengekauerten ersten Gemeinwesens gegen Osten innerhalb der hinausgerückten Stadtbefestigung errichtet und 1285 mit den Pfarrechten von St. Martin begabt wurde 45). Geringe Spuren dieses Baues sind in der Turmstiege nachweisbar. Ob der südlich des Chores stehende und mit gekuppelten Schallfenstern aus¬ gestattete Turm von Stadlkirchen der 1263 erstmals genannten Kapelle an¬ gehört, ist ungewiß. Die Bildung der Doppelfenster macht sogar einen früh¬ barocken Eindruck. Ebenso fraglich ist es, ob der ältere Turmunterbau der Kirche von St. Georgen bei Tollet der Zeit um 1250 entstammt. Sicher erst nachromanisch ist der sogar durch ein dreiteiliges Fenster im Glockengeschoß auf¬ gelockerte Turm der Kirche in Hallstatt. Man muß nämlich berücksichtigen, daß Turmbauten dieser Art in unseren Alpenländern noch bis ans Ende der gotischen Zeit hinaufreichen können. F. Martin hat diesbezüglich auf Beispiele in Salzburg aufmerksam gemacht (Alm 1509 ?, Dorfgastein, Oberalm 1519, Piesendorf, Radstadt, Rauris, St. Gilgen, Uttendorf) 46), doch läßt sich diese Erscheinung gleicherweise auch in Tirol (Kundl, St. Siegmund am Brenner, Zell am Ziller u. a.) und Kärnten (etwa Luggau 1530) verfolgen. Überblicken wir nochmals das auf den vorhergegangenen Seiten Dargelegte, so muß einbekannt werden, daß uns durch den Verlust der schlichten und urtüm¬ 45) E. Straßmayr, Das Linzer Stadtbild in seiner geschichtlichen Entwicklung, Heimatgaue Ig 3 (Linz 1922). 16) F. Martin, Kunstgeschichte von Salzburg (Wien 1925) S. 36. 111

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