OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Buchowiecki: Romanische Landkirchen in Oberösterreich Bildwerkssteine von Edramsberg nach der Ansetzung von K. M. Swoboda tat¬ sächlich der Zeit um 1190 entstammen sollten, dann wäre wenigstens für die einst dort vorhandene Achazkapelle ihr Zurückreichen bis in die romanische Epoche belegt. Eine bestimmte Gruppe von romanischen Baudenkmälern unseres Landes ist, wie es scheint, ohne eine Verbindung zur Entwicklung der klösterlichen Kirchen¬ architektur nicht zu denken. Diese blieb freilich, weil sie in der Schaffung von Großkirchen gänzlich anderen Entwicklungsvoraussetzungen folgte und vielfach auch Verbindung mit ferner, vorwiegend im Westen und Norden liegenden Kunstkreisen aufnahm, außerhalb unserer Betrachtung. Einen abschließenden Blick auf die von diesen Denkmälern irgendwie beeindruckten nichtklösterlichen Kirchenschöpfungen unseres Bereiches müssen wir jedoch noch werfen. Meist war es der Umstand der Inkorporation, der diese Kirchen an die führenden Häuser knüpfte, erst später mögen nacheifernd die diesbezüglich ungebundenen Pfarren gefolgt sein. Eines der wichtigsten Denkmäler der ersten Art war einst wohl St. Lau¬ renz zu Lorch35). Wahrscheinlich auf einen römischen Tempel bezw. eine altchristliche (Bischofs-?) Kirche zurückgehend, stand dieser von Zibermayr als ehemalige Metropolitankirche von Ufernoricum und erste, allerdings unterge¬ gangene Mutterkirche Bayerns vor St. Peter in Regensburg angesprochene „Eck¬ pfeiler der bayerischen Kirchengeschichte" 36) mindestens seit den geltend gemachten Rechtsansprüchen Bischof Pilgrims von Passau (971 —91) im Vordergrund der Kirchenpolitik der Diözese und war das Mittelalter hindurch ein Archidiakonat von Passau, also mit der Kathedralkirche eng verbunden. Die hier errichtete romanische Pfeilerbasilika ging seit 1323 im gotischen Um- und Erweiterungsbau auf und es müßte erst durch eingehende Maueruntersuchung erhoben werden, was, von den romanischen Halbsäulen am unteren Teile des Turmes und den Rund¬ fenstern im Dachboden abgesehen, dem ersten Bau zugehört haben würde, bezw. wie er vorzustellen wäre. Von der Ostendigung abgesehen enthält das aus einem vierjochigen, von Pfeilern getragenen und einst wohl flach gedeckten Mittelschiff, einem westlich durch den einspringenden Turm um ein Joch verkürzten südlichen Seitenschiff und einer gegen Westen um ein Joch über das Mittelschiff hinaus verlängerten nördlichen Abseite bestehende Langhaus ohne Zweifel den romanischen Bau im Kern. Es wäre denkbar, daß der westliche Teil des Langhauses einst Westchor war und der asymmetrisch aufgestellte Südturm ein Gegenstück nördlich des zu vermutenden Westchors hätte bekommen sollen. Auch ein zweiter Kirchenbau ist durch seine wirtschaftliche Bindung an St. Nikola in Passau mit dem Sitz des Hochstifts in Zusammenhang: die Pfarr¬ kirche zu Aspach. In der gegenwärtigen gotischen Basilika sind, womit sich Puchner gründlich auseinander gesetzt hat 37), wesentliche Teile der romanischen Vorgängerin mitverwendet: an der Westfront stehen zwei strebepfeilerartige 35) Siehe Anmerkung 26. 36) J. Zibermayr, Noricum, Baiern und Österreich (München 1944) S. 358. 37) N. Puchner, Die Pfarrkirche in Aspach im Innkreise, O.-D., Christliche Kunstblätter Ig 80 (Linz 1939) S. 3 ff. 109

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