OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter gungen zu suchen. Diese sind in den Schweizer Seen nur für Pflanzenfasern günstig, nicht aber für Tierhaare, da sich Hornsubstanzen im Wasser völlig auf¬ lösen (Tierhaare, Hörner). In den oberösterreichischen Seen hat man bisher keine Leinengewebe gefunden. Dafür liegen aus dem Pfahlbau von See im Mondsee Textilfunde aus Lindenbast vor 6). Doch wurde der Lindenbast anscheinend weniger zur Bekleidung, als vielmehr zum Herstellen von Schnüren und Matten verwendet. Da Leinfunde auch sonst fehlen, so dürfen wir wohl annehmen, daß die Pfahlbau¬ leute bei uns keine Leinenkleider getragen haben. Doch hat man wahrscheinlich Wolle gesponnen und gewebt, wofür die Wirtel- und Webstuhlgewichtfunde sprechen. Lindenbastgewebe fanden sich in Oberösterreich übrigens auch noch aus späterer Zeit. Im Salzberg bei Hallstatt wurde Lindenbast festgestellt, der zum Zusammenbinden von Fackeln aus Spänen von Tannenholz diente. Die Fackeln fanden beim Salzbergbau Verwendung. Ein geflochtener Ring aus Lindenbast, auch vom Salzberg bei Hallstatt stammend, wurde 1939 gefunden 7). Natürlich kannte man in der Hallstattzeit sicherlich auch schon Gewebe aus Wolle und Flachs. Aus Wolle liegen ja auch vom Salzberg bei Hallstatt einige Gewebe vor, worüber schon Sacken zu berichten weiß 8). 1928 wurde auf einem Kernsalzstück ein Ge¬ weberest von Wollhaaren und in einem 1939 aufgedeckten Grabe ein weiterer Geweberest aus Tierhaaren festgestellt. Wie die Untersuchung ergab, handelte es sich in diesen Fällen um Gewebe aus Haaren ungepflegter Schafe Im Mühlviertel konnte nur einmal an einem frühgeschichtlichen Funde die Spur eines Gewebes wahrgenommen werden. In einem Grabhügel des früh¬ mittelalterlichen Gräberfeldes von Holzwiesen bei Gallneukirchen (vermutlich 9. Jh.) 10) fand sich ein eisernes Messer, an dem Reste einer Holzscheide (mit eisernem Ortband) und eines Gewebes, das einst die Scheide überzog, zu bemerken waren. Über die Art des Gewebes kann nichts Näheres mitgeteilt werden, da es nicht mikroskopisch untersucht wurde. Eine solche Untersuchung wäre auch wegen der starken Oxydation sehr schwierig gewesen. Gegenwärtig ist das nicht mehr möglich, da das Fundstück, das sich in der Urgeschichtlichen Sammlung in Gallneu¬ kirchen befunden hat, in den Umbruchstagen des Jahres 1945 zugleich mit vielen anderen Funden (darunter einer schönen, mit Email eingelegten Scheibenfibel) ab¬ handen gekommen ist. Neben Geweberesten und alten Abbildungen sind auch Funde vor- und früh¬ geschichtlicher Spinn- und Webegeräte für die Erforschung der alten Textiltechnit 6) Leonhard Franz und Josef Weninger, Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee, Materialien zur Urgeschichte Österreichs 3. Heft (Wien 1927), S. 90/91, Tafel XXXVII. 7) Elise Hofmann, Pflanzliche Reste von den Grabungen am Salzberg bei Hallstatt in den Jahren 1938 und 1939, Wiener Prähistorische Zeitschrift 1940, S. 200 8) E. v. Sacken, Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich (Wien 1868), S 125/126, Tafel XXVI, Fig. 19, 20, 21. *) Wiener Prähistorische Zeitschrift 1940 S. 201. 10) Karl Krenn, Vor- und frühgeschichtliche Hügelgräber bei Gallneukirchen, Oberdonau, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 1942 S. 304 —309. 334

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