OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter konkrete Züge. Im gleichen Sinne sprechen auch die überall erzählten Geschichten vom „Herrgottsschlager“ und vom „Herrgott am Langwied“: Der Wagner Jal vom Moosberg verspielte einen Prozeß, in einem Zornanfall darüber schoß er mit seinem Gewehre auf das Kreuz im Herrgottswinkel. Seither nannte man ihn den „Herrgottsschlager“. Der Matthias von Warmanstadl bei Mettmach mußte jeden Tag in den Wald, um Holz zu fahren. Eine Woche hindurch regnete es in Strömen Am Samstag aber wurde ihm die Geschichte mit dem schlechten Wetter zu dumm Er nahm das Kruzifix vom Herrgottswinkel herab und sagte dazu: „Heut' muaßt mit, daß du es weißt, wie es ist draußt“. Mit diesen Worten nahm er das Kreuz und band es an die Wagenstange, den sogenannten Langwied, an. Das ökonomisch-phantasiearme Denken. Der Wallner ist nie so selbstherrlich wie sein Nachbar, der Gäubauer. Er besitzt aber einen aus¬ gezeichneten Geschäftssinn und ist sogar pfiffiger als sein Landsmann draußen im Gäu. Der Gäubauer sagt nach einem Handel mit dem Wallner häufig: „Ange¬ Der Wallner schmiert ist man immer, wenn man mit einem Wallner handelt. wiederum sagt nach einem gut gelungenen Geschäfte: „Jetzt hab ich wieder einen gekriegt! Das Phantasieleben der Wallner ist im Allgemeinen nicht sonderlich entwickelt; es äußert sich höchstens in einem guten Erzählertalente, das von zahl¬ reichen Sagen und von mancherlei wundersamen Geschichten zu fabulieren weiß Dagegen besitzt der Wallner eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, sowohl für Eindrücke des Gesichts- als auch des Gehörsinnes. Wenn z. B. irgend ein Fremder zu den Höfen der Waldbauern kommt, dann wird sein Außeres eifrig besprochen, man macht sich allerlei Gedanken. Sieht man auch nur irgendwie etwas Ungewöhnliches, dann wird die Neugierde im Besonderen geweckt und man beobachtet Einzelheiten mit einem wahren Spürsinn. Wir sprachen bereits bei der Wirtschaft der Wallner von ihrer Vielseitigkeit, von ihrem ausgeprägten Hang zur Selbstgenügsamkeit, zur Autarkie. Bei allen diesen Bestrebungen erweisen sich die Wallner als praktisch sehr begabt, man könnte beinahe von einem ausgebildeten Erfindergeist sprechen. Nur die rein künstlerischen Fähigkeiten bleiben beschränkt. Wenn man die Bauern Oberösterreichs nach einer der vielen bestehenden Möglichkeiten gliedern will, kann man sich auch an folgende Einteilung halten: 1. stadtnahe Bauern, 2. Gäubauern, Waldbauern oder Wallner, 4. Bergbauern. Von den Wallnern, den Waldbauern des Kobernauserwaldes, kann man kurz zusammenfassend sagen, daß sich in und bei ihnen der Kern der bajuwarischen Wesensart in noch ausgesprochenen Primitiv-, bzw. Vorzeitformen weitgehend erhalten hat. 324

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