OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Kriechbaum: Die Wallner einer eigenen Form goß er das Blei in Klumpen, die mit scharfen Graten rings¬ um besetzt waren. Diese Bleiknöpfe mit ihren kammähnlichen Graten wurden am Ende eines Ochsenziemers befestigt. Mit der Rauflust paarte sich natürlich eine starke Trinkfreudigkeit. Noch in der Zeit, als nach dem ersten Weltkriege die Köhlerei von neuem blühte und viel Geld in die Säcke der Köhler kam, wurde das elektrische Licht im Gasthause oft auch eine ganze Woche lang nicht abgedreht. Da kam nun auch der Spieltrieb stark zur Geltung. Dem Kleinbauern saß das oft so schwer ver¬ diente Geld recht locker. Nicht nur im Raufen, sondern auch im Trinken hatte St. Johann seine Größen. So gewann ein Bursche einmal eine hohe Wette, weil er es zuwege brachte, während der Zeit des mittägigen Gebetläutens fünf Liter Bier bis zum Ende des Läutens allein auszutrinken. Im Allgemeinen ging es bei Spiel und Trunk nicht so hoch her. Aber ins Gasthaus zog man am Sonntag immer gerne. Da gab es auch oft Musik. Meist wurde Zither gespielt. Das Volkslied wurde wenig gepflegt —man sang nur Lieder zum Landla, also Tanzgesänge. Im allgemeinen tanzte man Landler und sang dazu. Aber man kannte auch Walzer, den Bayerischen¬ sogar auch den Steierischen. Neben dem Gasthausbesuch wurde aber doch auch die häusliche Unterhaltung gepflegt. Vor allem im Winter gab es Heimtänze zur Zither, man tanzte aber auch zur Mundharmonika. Auch anderes Brauchtum knüpfte sich insbesonders im Herbste und im Winter an leichtere Hausarbeit. Tanz und Lied waren in der Regel verbunden. So gab es, wenn im Herbste die Rüben „pletztlt (entblättert) wurden, nachher einen Rübentanz. Oder die Männer schälten die Apfel, die Mädchen spalteten sie in „Speidel“ — nach der Arbeit folgte ein „Speideltanz“. Besonders wild und ausgelassen ging es bei den Maschintänzen her. Da kam die starke Kraft oft ungehemmt zum Ausbruche. Im Ganzen hatte aber im Walde die häusliche Geselligkeit, der „Hoamgarten“, nicht die große Bedeutung wie in den Dörfern der Gäubauern. Doch erzählte mir eine junge Söldnerin aus Stixeck fast mit einer inneren Begeisterung, wie man des Abends, nach getaner Arbeit vorm Hause sitzend, das nahe Röhren der Hirsche vom Waldesrande her höre, wie dann auch von den ferneren Sölden her die leisen Töne der Zithern mit ihrem feinen Kling-Klang die Luft durchschwirren. Zither¬ pieler und Musikanten gibt es ja überall im Walde. Gute Sängerinnen sind freilich selten. In jüngster Zeit werden aber auch Volkslieder zur Zither ge¬ sungen. Manchmal kommen die Burschen der Nachbarhöfe auch bei einem Bauern zusammen, um Musik zu machen und zu tanzen; das Leben der Zechen bleibt aber ans Gasthaus gebunden. Von der großen Gastfreundlichkeit der Wallner könnte ich selbst manches Beispiel erzählen. Als ich einmal mit meinem Wandergenossen bei einem uns unbekannten Bauernhofe mitten im Waldgebiete um ein Glas Wasser bat, wurden wir in die Stube geladen und uns ein Krug Most vorgesetzt. Dann brachte die Bäuerin aber auch noch Krapfen und eine Schüssel Kletzenbrühe. 321

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