OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Abb. 1: „Schwedenkreuz“ bei St. Roman Abb. 2: „Das Kreuz bei der Linden" in Lichtbilder Dr. E. Burgstaller Engelhaming Zwei Steinkreuze im unteren Innviertel Zu den ehrwürdigsten Denkmälern alten Rechtslebens und Volksglaubens gehören die im deutschen Kulturgebiet weit verbreiteten Steinkreuze, um deren Erforschung sich auch in Oberösterreich Volkskunde und Vorgeschichtswissenschaft gleichermaßen bemühen. Ist nun auch schon für unsere Heimat eine ansehnliche Anzahl dieser alten Monumente festgestellt worden (siehe Fr. Stroh, Sühnekreuze in Oberösterreich, Welt und Heimat, 30. Oktober 1943), so bleiben doch noch, meist wegen der Abgelegenheit ihres Standortes, viele unbekannt, sodaß jede Mitteilung von neu aufgefundenen Steinkreuzen für die Wissenschaft von Gewinn ist. Wir teilen deshalb im folgenden Einzelheiten über zwei bisher unbeachtet gebliebene Steinkreuze mit, die sich in verhältnismäßig geringer Entfernung von¬ einander im unteren Innviertel befinden: Das erste, das sogenannte „Schwedenkreuz“ (Abb. 1) treffen wir an der linken Seite der Straße, die St. Roman am Sauwald mit dem Weiler Jetzinger¬ dorf verbindet. Das kleine, ungefähr 60 Zentimeter breite und nur ein Weniges mehr über den Boden aufragende, sehr altertümlich wirkende Kreuz trägt keine Inschrift. Seine schmalen Balken werden noch heute alljährlich von Frauen und Kindern mit Blumen und Laubwerk geschmückt, wenn am Fronleichnamstag der „Umgang“ an ihm vorbeizieht. Obwohl der Standort wiederholt gewechselt wurde, glaubt das Volk doch, das Kreuz bezeichne die Stelle, an der Feldmarschall Tilly während des Schwedenkrieges (daher der Name) die aufständischen Bauern (!) geschlagen habe (vgl. A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz, 1932, S. 397). Tausende von Erschlagenen sollen hier bestattet liegen. Das zweite, manchmal als „Franzosenkreuz", meist aber als „Kreuz bei der Linden“ (Abb. 2) bezeichnete Steinkreuz befindet sich anderthalb Gehstunden davon entfernt in Engelhaming an der Straße Münzkirchen — Schardenberg. Durch sein von dem gedrungenen Sockel abgesetztes, kleineres Balkenkreuz wirkt es mit 262

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