OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde Das St. Florianer Stiftshaus in Linz Eine Wanderung durch die alten Viertel von Linz, durch stille Häuser und malerische Höfe erschließt uns bunte Ausschnitte aus der Linzer Baugeschichte. Über manchen dieser Bauten liegt ein Schimmer kunstvollen Schaffens, sie lassen die Erinnerung an denkwürdige Zeiten von Alt-Linz wieder lebendig werden. Wuchtige Renaissanceportale und zierliche Barockfassaden verleihen dem Stadtbild heute noch mannigfaltige Schönheit. Sprossen angesehener Adelsgeschlechter, oberösterreichische Klöster und wohl¬ habende Patrizier waren in einer Stadt, die bereits im Mittelalter durch die weit¬ hin berühmten Linzer Jahrmärkte ein reges Wirtschaftsleben aufzuweisen hatte, auf den Erwerb von Hausbesitz bedacht. Als seit 1503 die oberösterreichischen Landstände regelmäßig ihre Versammlungen in Linz abhielten und die Stadt zum bleibenden Sitz des Landeshauptmanns und der Verwaltungsstellen wurde, erfuhr hier die bauliche Tätigkeit eine Belebung. Im Laufe des 16. und 17. Jahr¬ hunderts kauften Adelige und Prälaten in wachsender Zahl Häuser, erweiterten sie oder führten stattliche Neubauten auf, um für die Zeit der Landtagsberatungen Absteigquartiere zu haben. Aus einer längst entschwundenen Zeit ragen die alten Stiftshöfe *) in unsere Gegenwart herein. Sie zählen zu den geschichtlich bedeutsamen, durch vielfältige Kunst hervortretenden Baulichkeiten der Donaustadt. So besaß Kremsmünster schon 1507 das Haus Altstadt 10, das seit fast 4½ Jahrhunderten den Eigen¬ tümer nicht gewechselt hat. Das Wilheringer Stiftshaus (Altstadt 13), durch das Wappen über der Eingangspforte als Klosterbesitz gekennzeichnet und mit einem kleinen Arkadenhof geziert, gehört seit 1622 dem gleichen Herrn. Das in der Josefinischen Zeit aufgehobene Benediktinerkloster Garsten konnte zwei stattliche Gebäude (Pfarrgasse 20 und Nathausgasse 8) sein Eigen nennen 2). Da innerhalb der Enge der Stadtbefestigung Platzmangel herrschte, wurden die weiten Bauflächen auf den Gründen der Vorstadt für Neubauten ausgenützt. Seit dem 17. Jahrhundert kann man die Feststellung machen, daß Klöster und Adel ausgedehnte Wohnhäuser auf dem Landstraßengelände aufführen lassen. Es entstehen im Stile der Spätrenaissance und aus dem regen Bauschaffen der Barockzeit heraus Bauten mit weiten Gartenanlagen und Laubengängen an der Hofseite. Hier haben die Prälaten von Schlägel, St. Florian, Lambach und Baumgartenberg weiträumige Absteigquartiere errichtet. Ein Kloster von der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung wie Sankt Florian, dessen Vorsteher unter den oberösterreichischen Landständen mächtigen *) E. Straßmayr, Alt-Linzer Höfe, Jahrbuch der Stadt Linz 1936 (Linz 1937) S. 93, 95 und 97 f. 2) Nähere Angaben über die Prälatenhäuser auf Linzer Boden bringt A. Ziegler, Linz im Wandel der Jahrhunderte (Linz 1922), S. 128 ff. 251

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