OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Sensenschmiedfamilien. Unter anderen malt er die Holzinger in Micheldorf und die Hierzenberger in Leonstein. Der bedeutendste Sensenschmiedmaler wird jedoch Franz Xaver Bobleter, der am 6. August 1800 zu Feldkirch in Vorarlberg als Altester von zwölf Kindern geboren wurde. Nach Studien an der Akademie in Wien unter Rhomberg und Zitterer, nimmt Bobleter neunzehn Jahre lang, bis 1846 Aufenthalt in Linz, von wo aus er besonders unter den Sensenschmieden seinen zahlreichen Aufträgen nachkommt. In die Kunstgeschichte ist er eingegangen als Kirchenmaler. Die Museen von Linz, Innsbruck und Bregenz beherbergen Werke dieses zweifellos noch zu wenig bekannten und gewürdigten Zeitgenossen Waldmüllers. Aus derselben Wurzel wie die Verbundenheit mit dem Blute, den Ahnen und den Kindern, erwächst die Verbundenheit mit dem Handwerk, dem Boden und der belebten Natur. Es ist eine Verbundenheit, die in der Volkskunde als Urverbundenheit bezeichnet und die aus denselben Quellen ge¬ speist wird wie jede religiöse. Beinahe magisch ist die Verbundenheit mit dem Werkstoff Eisen. Der handwerkliche Ehrgeiz war außerordentlich groß und wurde nur durch den Konkurrenzierungsschutz der Zunft gezügelt. Der Ausdruck „Sensen wie Zuckerbäckerware“ kennzeichnet vielleicht am besten das handwerkliche Ideal. Der bekannte und berüchtigte Markenstreit, der die Annalen der Zunftgeschichte füllt, hat neben seiner primären Notwendigkeit noch einen tieferen Sinn. Dem Meisterzeichen liegt vielfach uralte Überlieferung zugrunde. Schon das älteste Zeichen, das Trudenkreuz (seit 1595), ist von magischer Bedeutung. Ebenso liegen die Verhältnisse bei Sonne und Mond, die als alte Schwertfegerzeichen auch im Orient im Gebrauch waren. Der „Wilde Mann“, den der gewalttätige Leonhart Rotfux von Scharnstein seit 1612 in die „Hamme“ schlug, ist eine mythologische Figur der süddeutschen Stämme. Im „Gradnkelch“ lebt vielleicht der Reformationstrotz fort, die „Weintraube“ ist das Symbol ursprünglicher Weinbauern, der „Gamskopf“ Wunsch und Leitbild der kühnen Hochgebirgsjäger, Fisch“ und „Krebs“ sind wundertätige Monatszeichen, „Kleeblatt“ und Schlüssel“ sind Glücks- und Fruchtbarkeitssymbole usw. Die Hochhaltung und Schätzung des „Zeichens“ ist ein Teil der Ehre der Sensenschmiede und beinhaltet Glück, Heil und Wohlstand. Die Verbundenheit mit dem Boden wird am besten dadurch bewiesen, daß der Sengstschmied allzeit auch Bauer war und Bauer blieb. 350 Jahre lang werkten die Steinhuber auf ihrer Steinhub und wenn in anderen Fällen ein neuer Name auf einem alten Werk auftaucht, so ist es meist ein Name, der auf dem Werk schon einmal gewesen ist. Diese Verbundenheit mit dem nächsten, dem Werk, dem Hof, erweitert sich zur Heimatverbundenheit und Heimattreue an sich. Immer — mit den ganz geringen Ausnahmen land¬ fahrender Naturen — sind die Sensenschmiede ein Muster patriotischen Fühlens und Verhaltens. Liberal und konservativ, Heimat und Volk zum Recht kommen lassend, schwanken niemals sie, sondern schwankt höchstens ihre Umwelt in der Wertung oder Überwertung des einen oder des anderen. 248

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