OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Neweklowsky: Die Eisenschiffahrt auf der Enns rückwärtigen Ruderbäumen und mit Lebensmitteln beladen, die zur Verpflegung der Eisenarbeiter dienten. Die Schiffleute, soweit sie nicht mit den Ruderbäumen beschäftigt sind, tauchen mit den Sparrhölzern die Zille vom Ufer weg (Bild 2). Unterhalb des Bildes befand sich die Inschrift „Adam Stainer 1699“, oberhalb ein Bild des hl. Nikolaus, rechts die Inschrift: „1592 den 8. July glangs Wasser heran“, also eine Hochwassermarke, die die Höhe des höchsten bekannten Hoch¬ wassers an der Enns festhielt 26) Ein anderes hervorragendes Denkmal der Ennsschiffahrt ist das Altarbild des linken Seitenaltares der Kirche von Großraming (Bild 3). Der Maler des um 1725 geschaffenen, 196 Zentimeter hohen und 122 Zentimeter breiten Ölbildes ist unbekannt. Es stellt das Ennstal bei Großraming dar. Am linken Ufer fährt ein Schiffzug gegenwärts, der ebenfalls, wie jener am Fresko in Weyer aus einer mit vier Pferden bespannten Zille besteht, die mit Verpflegsgütern beladen ist. Auf der Enns fährt ein Floß, über dem Bild sieht man Maria und den hl. Antonius 27) Ein ähnlicher Schiffzug wie am Großraminger Altarbild ist auf der Zeichnung von J. G. Frey „Die Enns bei Kastenreit“ zu sehen, das auf der Enns gleich¬ falls ein begegnendes Floß zeigt (Bild 4) 28). Eine gute Darstellung eines nauwärts fahrenden Schiffes mit den einge¬ stellten Pferden enthält das Aquarell von J. G. Frey „Freudhofbrücke (Freithof¬ brücke) bei Kastenreit" (Bild 5) 29). Die Schiffreiter der gegenwärts fahrenden Zillen sind hübsch auf einer Gouache von J. Eberl (1828) „Losenstein an der Enns“ zu sehen (Bild 6) 3°) Eine interessante — wohl die einzige — Lichtbildaufnahme der einstigen Ennszillen (um 1880) befindet sich im Eisenbahnmuseum in Wien. Man sieht auf diesem Bilde drei ländgefallene Zillen am rechten Gestade der Enns liegen. Die Schiffe hatten wahrscheinlich schon ausgedient, denn die Schiffahrt war damals bereits zu Ende (Bild 7) 31). Aus allen diesen Bildern können wir ersehen, daß Schiffe und Schiffahrts¬ betrieb, solange sie bestanden, sich nicht viel geändert haben. Die Zillen, für die 26) Vielleicht wäre es doch möglich, das Fresko wieder herzustellen, so wie vor 25 Jahren Dipl. Ing. Anton Poschacher das Fresko eines Schiffzuges in Reiferdorf bei Mauthausen durch Frl. Sylvia Penther wiederherstellen ließ. (E. Neweklowsky, Der Reiferdorfer Schiffzug, Ober¬ österreichische Tageszeitung (Linz) 6. März 1925). 27) Das Altarbild befand sich unter Nr. 68 in der Sonderausstellung 1949 „Das Eisen" im Oberösterreichischen Landesmuseum. 28) Ebenda Nr. 64 a; über J. G. Frey (1791— 1885) einen Lederermeister aus Weyer, der ein Original war, siehe Welt und Heimat, Illustrierte Beilage zur Tages-Post (Linz) Ig 4 Nr 34. 29) Heimathaus Steyr; Sonderausstellung „Das Eisen“, Nr 64. 30) Oberösterreichisches Landesmuseum, Ortsansichtensammlung, Losenstein; Sonderaus¬ stellung „Das Eisen“ Nr 66. 31) Lichtbild von J. Reiner, Klagenfurt, um 1880, Eisenbahnmuseum, Wien; Sonderaus¬ stellung „Das Eisen“ Nr 50. 221

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