OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Straßenverbesserungen und -neubauten wurden vor Beginn des neuzeitlichen Straßenbaues im 18. Jahrhundert selten planmäßig, sondern oft nur bei Fürstenreisen durchgeführt. So verdankt z. B. die heutige Schärdinger Bundesstraße durchs Donautal Linz — Wilhering einer Reise Kaiser Maxi¬ millian II. im Jahre 1570 ihren ersten Ausbau. Die Erinnerung an einen solchen Straßenbau hält der Straßenname „Dauphinestraße“ für die Bundes¬ straße Kleinmünchen — Wegscheid fest. Als im Mai 1770 die österreichische Erz¬ herzogin Maria Antoinette als Braut Ludwig XVI. und französische Kron¬ prinzessin (Dauphine) mit großem Gefolge von 500 Personen von Wien nach Paris reiste, wurden auf der ganzen Reisestrecke große Straßenverbesserungen durchgeführt; so ließ das österreichische Kaiserhaus den Straßenzug Ulm — Frei¬ burg — Breisach 1769 im Fronwege durch 100.000 Bauern herstellen. Auf ober¬ österreichischem Gebiet wurde der schon 1668 als „Welser Straß“ erwähnte Straßenzug Kleinmünchen — Wegscheid, der dem Verkehr Wien — Salzburg unter Umfahrung von Linz dient, für den Zug der Kronprinzessin instandgesetzt. Die hier gebotenen Beispiele alter Straßennamen sind nur eine Auswahl. Manche andere Namen wären hier noch zu nennen, wie die für viele alte Ver¬ kehrswege gebrauchten Bezeichnungen „Römerstraße“, „Hochstraße“, „Stein¬ straß“, „Mitterweg“, „Gasteig“ u. a., die gleichfalls in Oberösterreich häufig vorkommen. Um die planmäßige Aufzeichnung alter Straßennamen zu vervoll¬ ständigen, sei an dieser Stelle an alle unsere Mitarbeiter und Heimatfreunde die Bitte gerichtet, sie mögen Mitteilungen und Hinweise zu diesem Gegenstand an den Verfasser gelangen lassen. Die von einer kleinen Arbeitsgemeinschaft in Angriff genommene Straßenforschung in Oberösterreich wird durch solche Mit¬ teilungen wertvolle Anregung und Unterstützung erfahren. Dr. F. Pfeffer (Linz) Der Linzer Bartholomámarkt und der Brucker Platzbrunnen Die Abhaltung von Jahrmärkten war nicht dem Belieben von Stadt oder Markt überlassen. Als Zeichen besonderer Huld und Gnade wurden sie vom Landesherrn zum Dank für bezeugte besondere Untertanentreue oder als Hilfe nach einem erlittenen schweren Unglück erteilt. Ein Jahrmarkt war ja eine aus¬ giebige Einnahmsquelle nicht nur für die einzelnen ortsansässigen Kaufleute, Händler, Fuhrwerker und Gastwirte, auch die Gemeinde selbst hatte dabei großen Gewinn. Wegzoll, Brückenzoll, Mautgebühr, Lagergeld, Standgeld flossen ihr fast ohne Gegenleistung in den Säckel. Davon ließen sich leicht schadhafte Mauern und Tore ausbessern, Straßen neu pflastern, die Brücken neu belegen oder sonstige größere Auslagen bestreiten. Die Jahrmärkte dauerten nicht bloß einen Tag, manche erstreckten sich auf 14 Tage oder gar vier Wochen. Da waren die Landstraßen belebt von hoch¬ beladenen Wagen mit Salz aus dem Kammergute, Getreide und Wein aus dem 54

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