OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Süden und Osten, Stoffen aus dem Westen, Glas und Rauchwaren aus dem Norden. Wie groß manche Fuhr war, kann daraus entnommen werden, daß einem Brucker Frächter einst verboten werden mußte, mehr (!) als 12 Paar Pferde vor seinen Wagen zu spannen. Auf den Linzer Märkten war außerdem der Verkehr mit Waren, die auf der Donau zu- und weggeführt wurden, ein beträcht¬ licher. Das Ausdehnen der Märkte auf mehrere Tage, ja auf Wochen war be¬ gründet. Wegen der meist schlechten Wege konnte bei großen Entfernungen nicht mit dem Eintreffen an einem bestimmten Tage gerechnet werden. Der Rauch¬ warenhändler aus Polen z. B. mußte aber sicher sein, für seine Pelze Käufer zu finden, auch wenn er sich um einige Tage verspätete, ebenso der Schweizer Seiden- und der schwäbische Juwelenhändler. Diese vielen, oft wochenlang zum Markt anwesenden Fremden ließen immer ein schönes Stück Geld im Marktorte zurück. So streichelten im Jahre 1626 die Stadtkämmerer der landesfürstlichen Stadt „Prugg bey der Muer“ vergnügt den Stadtsäckel, den ihnen ein Zufall gefüllt hatte. Das war so gekommen: In Linz hätte zu Bartholomä (24. August) 1626 wie alljährlich der große Sommer-Jahrmarkt stattfinden sollen. Der Bauernaufstand machte aber die ober¬ österreichischen Straßen unsicher. Linz war vom Bauernheer belagert. Es mußte aber den Handelsherrn eine Gelegenheit geboten werden, die angesammelten Kauf¬ mannsgüter an den Mann zu bringen, aber auch dem Handwerker und sonstigen Verbraucher mußte es ermöglicht werden, ihren Bedarf zu decken. So wurde der Linzer Bartholomämarkt des Jahres 1626 in eine Stadt verlegt, die weit genug vom Kampfraum war, deren eigene Märkte nicht zu knapp am Linzer Markt stattfanden und die imstande war, die Menge der Marktfahrer aufzunehmen und zu verpflegen; das war Bruck an der Mur. Der Hauptplatz, auf dem ein Teil der Wagen aufgestellt wurde, war über ein Hektar groß, alle Häuser mit großen Einfahrtstoren, geräumigen Hausfluren und Höfen versehen, jedes fünfte Haus ein Einkehrgasthof; Bruck war ja als Markt- und Umschlagplatz geplant und gebaut worden. Der Bartholomämarkt 1626 muß der Stadt ein schönes Sümmchen einge¬ bracht haben. Das damalige Ratsprotokoll ist leider nicht mehr vorhanden - die Protokolle von 1624 bis 1629 sind unter anderen verloren gegangen —, aber Bruck besitzt ein schönes Denkmal des Linzer Marktes 1626. Auf dem Hauptplatz in Bruck steht noch jener Brunnen, dessen prunkvolle Ausstattung nur durch einen so unverhofften Geldzuschuß, wie ihn der Bartholomämarkt brachte, möglich war. An seiner Stelle stand schon vorher ein anderer Brunnen, der aus drei Holzrohren gespeist wurde, die ihm das Wasser aus dem Stadtwalde über die Grazerbrücke zuleiteten. 1613 wurde eines der Rohre zu einem neuerrichteten Brunnen in der damaligen Leobner-(jetzt Bismarck-)straße abgezweigt. 1676 wurde der „Zieh¬ prunn mit aller Notturfft repariert, geraumb vnd gepessert“. 1691 wurde er mit „pampen“ statt der Eimer versehen. Zweimal war der Bestand des schönen Brunnens ernstlich gefährdet. 1796 riet ein sparsamer Ratsherr, an Stelle des 55

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