OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde und Traun führte. Der Name „Ochsenstraße“ findet sich auch bei Etzelsdorf, Gemeinde St. Florian am Inn, für die Straße Dietraching — St. Georgen bei Braunau (1581 Ochsenstraß) und für die Straße Hartkirchen — Schlögen im Freudental. Er hat verschiedene, zum Teil sehr abwegige Deutungen erfahren. Man hielt alle „Ochsenstraßen“ für einstige Römerstraßen, die wegen ihrer festen Bauart auch später gern von schweren Ochsenfuhrwerken befahren worden seien und suchte sogar einen sprachlichen Zusammenhang mit dem römischen „strata augusta“ (Kaiserstraße) herzustellen. Aber „Ochsenstraßen“ und „Ochsenwege gibt es auch in Gebieten, die nie unter Römerherrschaft standen. Die Namens¬ deutung ist viel einfacher, „Ochsenstraßen“ sind nichts anderes als durchgängige Straßenzüge, die regelmäßig für den Viehtrieb benützt wurden. Für diesen Ver¬ kehr hatten insbesondere Straßen Bedeutung, die Gebiete ausgedehnter Vieh¬ zucht mit großen Absatzgebieten verbanden. So wurden z. B. auf der „Ochsen¬ und Heeresstraße“ Viborg — Hamburg im Jahre 1547 33.000, 1611 52.000 Ochsen verzollt. Nach Oberösterreich, Bayern und dem übrigen Süddeutschland kam seit jeher viel Vieh aus Ungarn. Die Ost-West-Straßen in unserem Land sind also zumeist auch Ochsenstraßen gewesen, auf denen jährlich viele tausende ungarische Ochsen durch Oberösterreich in die bayrischen Städte, nach Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Ingolstadt, Ulm, Straubing, Plattling, Passau, München getrieben wurden. Ein solcher großer Viehweg, die „Ochsenstraße, so von Wien heraufführt“, verlief durch das Waldviertel über Groß-Gerungs, Arbesbach, Weitersfelden, Freistadt, Leonfelden, Haslach, Rohrbach nach Bayern. 1588 wurden in Ulrichsberg 5158 ungarische Ochsen und Kühe durch den Klafferwald ins Reich getrieben. Auf der Straße aus dem Waldviertel über Königswiesen wurden in Pregarten im Jahre 1569 4900 Ochsen und 1100 Schafe, 1592 3600 Ochsen, 1628 2650 Ochsen, 1641 700 Ochsen und 570 Schafe vermautet. Aber auch auf der Hauptstraße im Donautal gingen jährlich große Viehtransporte von Ungarn nach Bayern, so über Ebelsberg, Wels, Ried und Braunau; die Viehmaut in Ebelsberg befand sich seit 1452 in Pacht der Stadt Wels. Linz wies seit dem 16. Jahrhundert steigende Vieheinfuhr, besonders von ungarischen Ochsen auf, die am Wiener „Ochsengries“ gekauft wurden. 1678 wurden bei 1000 Ochsen von Wien nach Oberösterreich eingeführt. Noch 1826 pachtete die Linzer Fleisch¬ hauerinnung eine Schottergrube an der Wiener Poststraße nach Ebelsberg als Aufteilungs- und Verwahrungsplatz für das von Wien eingetriebene Vieh. Der Trieb des Viehs nach Bayern ging bei Linz, wie aus dem alten Straßennamen hervorgeht, über die heutige „Ochsenstraße“. Im Verlauf der Straße Ebels berg — Wegscheid — Alkoven kommen einige „Ochsen“-Namen vor, die vielleicht auch mit dem ehemaligen Ochsentrieb zusammenhängen, so der Flurname Ochsen¬ winkel (um 1704 „der Oxenwinckel oberhalb Scharr Linz auf der Welßer Haidt"). Von der Benützung für den Viehtrieb leitet sich vielleicht auch der alte Name für die frühere Welser Fernstraße im Linzer Stadtgebiet, die Herrenstraße ab, die 1595 „Saugasse“, 1612 „Rosen- oder Saugasse“ hieß.

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