OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde österreichs die Verbindung mit Italien herstellte, heißt die „unter oder nieder Straße“ (1554) im Gegensatz zur oberen über den Radstädter Tauern. Im späteren Mittelalter finden wir vielfach für Fernstraßen den allgemeinen Namen „Landstraße“. So sind im Gebiet von Linz bezeichnet die heutige Wiener Bundesstraße als „Landstraß“, die von der Brücke zu Kleinmünchen „geen Linz gehet“ (1428, heute noch im Namen „Landstraße“ für den Haupt¬ straßenzug der Stadt Linz erhalten), die alte Fernstraße nach dem Westen, die heutige „Ochsenstraße“, als „landstraß unzt auf den Apprechtzperig" (Appers¬ berg, 1465), die alte Welser Straße Linz — Hart — Weingartshof — Neubau als „Landstraß“ über den Weingarts- und Doppler Hof (1664). Mit der Ein¬ führung des Postverkehrs bürgerte sich der Name „Poststraße“, „Postweg für die Hauptstraßenzüge ein. Doch wenden wir uns von diesen allgemeinen Straßennamen einigen be¬ sonderen zu, die uns mehr vom alten Verkehr erzählen! Die alten Handelswege, die die Verbindung von Böhmen und dem Mühlviertel zu den zahlreichen Lad stätten (Lande- und Umschlagplätzen) an der Donau herstellten, wurden „Schöf¬ wege", „Schefwege“ genannt, d. i. Schiffwege, Wege zu und von den (Donau)schiffen; Schöf, Schef, mittelhochdeutsch schef, althochdeutsch scef, ist die mundartliche Form von Schiff. Auf diesen „Schöfwegen“ kamen — wie die Raffelstettener Zollordnung beweist, schon seit dem frühen Mittelalter die Ausfuhrgüter Böhmens, Getreide, Schmalz, Häute, Fische, an die Donau¬ häfen, von wo die durch die Inn- und Donauschiffahrt aus Tirol, Salzburg, dem Salzkammergut und Niederösterreich herangebrachten Güter, vor allem Salz und Wein, als Rückfracht in die Mühlviertler Handelsplätze und nach Böhmen gingen. Solche „Schöfwege“ führten von Obermühl über Neufelden nach Rohrbach, von Freizell, bzw. Niederranna über Niederkappel — Lembach und über Pfarrkirchen — Putzleinsdorf — Sarleinsbach nach Nohrbach, von Freizell und Niederranna über Pfarrkirchen — Kollerschlag — Klaffer nach Oberplan, bzw. Aigen, von Niederranna über Falkenstein — Oberkappel nach Wildenranna. An dem über Pfarrkirchen — Kollerschlag führenden „Schöfweg“, der 1385 bei Aigen als „alter Schefweg“ erwähnt ist, finden sich besonders viele Schöf-Namen: die Flur Au be Obernberg nördlich Freizell hieß noch 1669 Schöfau, ein Stück dieser Straße im Pfarrkirchener Wald heißt noch heute Schöfweg, sie führt in das Dorf Schöf¬ gattern (1537 Scheffgattern, vermutlich aus Schöfweggattern entstanden). Im weiteren Verlauf finden sich die Namen Schöfholz, noch einmal Schöfweg, Schöf¬ äcker, Schöfgasse. Auch vom alten Donauhafen Landshag führt ein „Schöfweg nordwärts nach St. Peter, an ihm liegt die Ortschaft Schöfau (um 1242 Schefau). Von Linz führt gleichfalls ein „Schöfweg“ ins Mühlviertel, er verlief über die Höhen westlich des Haselgrabens durch die Senke zwischen Lichtenberg und Breitenstein ins Rodeltal nach Zwettl, war also eine Nebenverbindung der Hasel¬ grabenstraße. Er ist 1154 als einer der ältesten Mühlviertler Handelswege erst¬ malig erwähnt, 1198 heißt er „Schefwech“, Schefweg“, 1212 „vetus via Schef¬ 49

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