OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Heimatgeschichte in alten Straßennamen Heute benennt man unsere Landstraßen nach ihrem Erhalter, als Bundes-, Landes-, Gemeindestraßen, und nach den Orten, die sie verbinden. Die alten Straßennamen waren anschaulicher. Man bezeichnete die Straßen vielfach nach der Eigenart ihres Verkehrs, nach ihrer besonderen Verkehrsbedeutung, nach ihren wichtigsten Verkehrsgütern. Wir können daher aus den alten Straßennamen viel Wissenswertes über die Verkehrsgeschichte unseres Landes entnehmen und Richtung und Bedeutung der alten Verkehrswege feststellen. Von den alten Straßennamen kommen unserem heutigen Sprachgebrauch jene am nächsten, die die Straßen, vor allem die großen Fernstraßenzüge, als öffentliche Einrichtungen kennzeichnen. Solche Namen sind „via regia“, d. i. „Königsstraße", und „via publica", „strata publica", d. i. „öffentliche Straße“. Die große, von Süddeutschland, Regensburg, Passau donau¬ abwärts nach Wien ziehende Ostweststraße heißt 1278 „via regia in Viennam“. 1140 begegnet uns der Name „via regia“ bei Wels, vermutlich für die Pyhrn¬ straße, 1142 für die von Ottensheim durchs Mühlviertel nach Böhmen führende Straße. Dem lateinischen „strata publica“ entspricht der alte Name „Hör¬ straße“, „Hörweg", von „Her", „Hör" (hochdeutsch „Heer"), d. i. „Volk", „Allgemeinheit“. Die Kremstalstraße, ein Seitenast der nach Wels ziehenden Pyhrnstraße, heißt 1181 bei Kematen — Neuhofen „strata publica“, 1583 „Hör¬ straß"; einen Flurnamen „Hörstraße“ weist auch die Gemeinde Geboltskirchen auf. Der Ortsname „Hörweg“ findet sich in Schlatt bei Schwanenstadt (1395 „auf dem Hörweg"), Steinerkirchen an der Traun (1299 Herweg) und bei Nohr¬ bach (1399 Herweg, heute Hörbich). Hörgasse heißt ein Teil des alten Ost¬ Westweges im Linzer Becken bei Hart (Leonding). Die Namen Hörfurt, Herfurt (Feldkirchen bei Mattighofen, Altheim, Fraham bei Eferding), Hörgattern (Gampern), Hörgasteig (Frankenburg) und viele mit „hör“ zusammengesetzte Orts¬ namen gehören hieher. Die Bezeichnung Reichsstraße begegnet uns im 15. Jahrhundert für die heutige Schärdinger Bundesstraße: „auf des heiligen Reichs straßen zwischen Peuerbach und Passau“. Vom einstigen Straßenzwang kündet die Bezeichnung „rechte (d. i. gesetzlich vorgeschriebene) Straße": die heutige Wiener Bundesstraße wird um 904 bei Enns als „strata legitima erwähnt. Die Namen „obere“ und „untere (niedere) Straße“ unter¬ scheiden Straßen mit gleicher Zielrichtung nach ihrer Lage zum Donaulauf. Der zur Blütezeit Passaus wichtige Straßenzug Passau — Wegscheid — Aigen — Krummau, bzw. Rohrbach — Helfenberg — Hohenfurt hieß „obere Straße“ zum Unterschied von der unteren (von Linz über Leonfelden, bzw. Freistadt nach Böhmen). Die in den Urkunden des Mittelalters vielgenannte „Straße über die Zeiring“ (Rottenmanner Tauern), die als wichtigster Venediger Weg Ober¬ 48

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