OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Frischmuth: Das Landschaftserlebnis der Salzkammergutseen (1773—1831) den glühenden Alpenröschen und dem duftenden Speike folgten die Rinder und Kühe ... Sang und Jubel und Klang der Viehglocken und freudiges Gebrülle schallte wieder von den Alpen herab, und herauf aus den Thälern“ Das war der fröhliche Ausklang unseres Salzkammergutsommers. Nun heißt es Abschied nehmen von der uns so lieb gewordenen Landschaft Ein aufregendes Erlebnis steht uns noch bevor: die Wasserreise auf der Traun von Gmunden bis zur Donau, die Fahrt den Traunfall hinab: „Ja, lieber Freund! Sie werden einen Wasserfall hinabfahren (220). Fürchten Sie nichts!... wir fahren den Fallcanal hinab (221), den kühn aus Holz längs der Abgründe hin der unsterbliche Seeauer baute ... Die Pfeiles schnelle (222) betäubt unsere Sinne. Wir fühlen es kaum, wie wir hinabstürzen aus dem Canale in den Aufruhr des Stromes, ... wir fühlen es kaum, wie seine Wellen in den Schnabel des Schiffes schlagen, der sich in ihm zu versenken, und in dem Hintersteven, den er zu verschlingen droht. Erst dann, wenn wir forttanzen mit unserem Schiffe auf den Spitzen der Wogen, und zurückblicken in das Gewühl des Schaumes, das uns nachrauscht, dann erst sehen wir das Abenteuer, das wir bestanden haben... Die seelische Anspannung der Schiffleute löst sich in fröhliche Schwatzhaftig keit auf und lachend taufen sie uns Neulinge mit Traunwasser. Wer trocken bleiben will, muß sich schleunigst freikaufen! Von Stadel an fließt die Traun manierlich dahin. Wir wollen die ganze Strecke von hier bis unter Wels rücklings im Schiff sitzen: „Das Gesicht (227) gen Mekka, bethen die gläubigen Moslemim, wenn sie von ihrer Wallfahrt heimkehren, und so müssen auch wir heimfahren von dem schönen Salzkammergute. Zuweilen blickt uns noch einmal der majestätische Traun¬ stein nach ... Sehen Sie, wie dort links die Berge alle uns grüßen von Aussee bis zum Attersee hin? Die ganze Kette haben Sie vor sich in blauer Ferne ... Um uns rauschen die Traunwellen. Je näher wir gegen Wels kommen, umse eintöniger wird ihr Lied. Nur hie und da erhebt eine Tannenau das matte Grün der Weiden und Silberpappeln und einmal noch blickt der Traunstein über einen waldigen Hügel herein vom rechten Ufer (227). Er hat uns einen letzten Gruß zugewinkt. Da wenden wir uns um auf unserem Sitze. Um uns breitet sich die Ebene des Alpenvorlandes. Ganz in der Ferne stehen schon die Granithügel an der Donau, unten bei Linz, am Horizont. Ihnen fahren wir entgegen, traurig daß unsere Reise durchs Salzkammergut zu Ende ist und doch tiefbeglückt über das Schatzkästlein von Erinnerungen, das wir mit heimnehmen dürfen in den Arbeitswinter der Stadt.

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