OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter und der See endlich daliegt vor Ihnen in seiner ganzen Klarheit, und alle Himmelsmauern dastehen in der Reinheit ihrer Größe ..." Unsre Hallstätter Tage sind erfüllt von mannigfaltigstem Erleben: Wir lassen uns von stämmigen Bergleuten hinauf zum Rudolfsturm tragen und fliegen nach Besuch des Bergwerkes in fröhlicher Sommerschlittenfahrt mit den Knappen den steilen Hang wieder hinunter. Bei Kontrollor Glück bewundern wir die hübsche Mineraliensammlung und bei Unterbergmeister Steinkogler antike Werkzeuge und Münzen und steigen dann mit unserem Führer über die Hausdächer. „Ich sage (98) über die Dächer weg, denn die Häuser sind so dicht an Felsen hingebaut, daß, wenn Sie unten am See von dem schmalen ... Ufer in das erste Stockwerk hinaufsteigen, sie aus den Zimmern desselben rückwärts ebenen Weges auf die Felsen kommen, die über die Dächer in den See herabblicken .. An einigen Stellen ist kein anderer Weg in Hallstadt, als über eine Art von Brücke, die über die Dächer der Häuser hingespannt ist. Das sieht dann wirklich sehr bizarr aus, und wirkt bisweilen ächt chinesisch . .." Das Rauschen des Dachstein-Schmelzwassers im Hirschbrunnen lockt zu einer aufregenden Gletscherpartie, aus der wir zwar nicht als Gipfelsieger hervorgehen, aber tiefe Einblicke in das Seelenleben der Almdirnen mit nach Hause tragen. Den Waldbachstrub haben wir natürlich auch gesehen und am Rückweg die eigen¬ artige Gesteinsschichtung an der Ahornwand bewundert. Nun aber wollen wir Abschied nehmen, denn: „Groß ist alles (105) in Hallstatt, alles im erhabensten Style: aber doch werden Sie es nicht vermögen, lange dort auszuhalten. Eine unaushaltbare Bangigkeit bemächtigte sich immer meiner Seele, wenn ich einige Tage dort verweilte. So besteigen wir denn mit Dr. Schultes den Nachen, der uns ans Ende des Hallstätter Sees, nach Steeg, bringen soll. „Ihr Auge (128) wird sich verlieren in dem Reihentanze, in dem die Felsen¬ wände und die Alpengipfel alle um den Spiegel des Sees Ihren Abschied feyern, um in ihm ihr Bild noch einmal vor Ihren Augen zu verdoppeln. Sie werden hinschwimmen über die schwarzen Tiefen, ohne es zu ahnden, daß Sie mehr als anderthalb Stunden lang hin geschifft sind. Da wird plötzlich unter Ihrem Nachen das nächtlich schwarze Wasser zur meergrünen Fluth, ein Heer von Wasserpflanzen beugt seine Gipfel unter Ihrem Schiffchen, um Sie zu grüßen; jedes Steinchen blickt zu Ihnen herauf aus dem krystallnen Wasser, und der Nachen stößt an das schilfige Ufer. Alles ist hier offen und eben und lachend; die Felsenwände sind zurückgetreten, und sanfte Hügel ziehen sich am Fuße der Berge hinan;... man athmet leichter; man glaubt in eine andere Welt gekommen zu seyn, wenn man in Hallstadt wochenlange lebte, und dann mit einemmale hier am Stege landet. Ins Gosautal, zu den Gosauseen führt uns Dr. Schultes leider nicht. Nur die „merkwürdige Fässelmühle, wo Dauben und Boden zu den Fässern geschnitten werden, in welchen das Salz verpackt wird“, besichtigen wir in aller Eile (130).

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